Roter Teppich für den Wanderprediger

In Jerusalem herrschte Feststimmung. Die Händler rieben sich die Hände. Von allen Landesteilen und aus dem Ausland reisten Juden an, um das Passa-Fest zu feiern.

Erwarten musste man auch Jesus. Der Wanderprediger aus Galiläa hatte schon mehrfach während grossen Festen im Tempelbezirk gesprochen und tiefen Eindruck auf die Menschen gemacht.

Das Volk liebte ihn, weil er die Sache auf den Punkt brachte. Und weil er nicht vor den Mächtigen kuschte. Man erzählte sich auch, dass er am Teich in der Unterstadt einen Mann geheilt hatte, der seit seiner Kindheit gelähmt gewesen war.

Und er kam.

Doch war diesmal alles anders. Jesus ging nicht zu Fuss, sondern – ritt. Auf einem jungen Esel. Seine Anhänger wussten offenbar, was er damit ausdrücken wollte. Der Prophet Sacharja hatte einst angekündigt, dass ein König ohne kriegerisches Gehabe in die Stadt einziehen werde, auf einem Esel.

Nun geschah es – für die Anhänger von Jesus und viele Festbesucher ein Grund zum Feiern. Sie legten Kleider in den Staub, als wollten sie einen Teppich ausrollen, schnitten Palmzweige von den Bäumen und jubelten ihm zu: „Gepriesen ist der Herrscher, der im Namen Gottes kommt!“

Manche riefen dazwischen, nun werde das Reich von König David wiederhergestellt – der römischen Besatzungsmacht zum Trotz.

Auf dem Esel ritt Jesus durch den Jubel hindurch, in die Stadt hinein, bis zum Tempel. Und ging hinauf in die prächtigen Vorhallen. Aber nicht um wie sonst zu beten oder zu lehren.

Anderes stand an. Die Händler hatten sich ausgebreitet, wie bei jedem Fest, und machten ihre Geschäfte: Münzen wechseln, Tauben und andere Opfertiere anbieten, Lebensmittel verkaufen – ein unüberschaubarer orientalischer Basar.

Ihnen machte Jesus nun unmissverständlich klar, wozu der Tempelbezirk da war. Und er liess es nicht bei Worten bewenden, sondern zeigte ihnen die rote Karte. Die Tischchen der Geldwechsler stiess er um, auch die Stände der Taubenverkäufer.

Sie protestierten laut und suchten ihn wegzustossen, doch Jesus fuhr sie an: „Eine Räuberhöhle habt ihr gemacht aus dem Ort, den Gott als Stätte für das Gebet bestimmte!“

Einigermassen schockiert über ihren rabiaten Chef, schauten sich die Anhänger von Jesus um. Wo waren die Tempelwachen? Bestimmt wurde die ‚Säuberungsaktion’ bereits den Oberen gemeldet. Musste man ihn in Sicherheit bringen?

Jesus hatte den Mächtigen mit seinem Durchgreifen finanziell geschadet und sie samt den Geschäftsleuten gegen sich aufgebracht. Aber dies schien ihn nicht zu kümmern.

Er hatte alle Hände voll zu tun: Blinde und Gelähmte wurden zu ihm geführt und getragen. Endlich trafen sie den Mann, dessen Heilergabe man weitherum rühmte. Und Jesus heilte sie.

Fortsetzung folgt.

Der Einzug von Jesus in Jerusalem wird von allen vier Evangelisten berichtet. Am ausführlichsten Matthäus (21,1-9) und Markus (11,1-10).

Datum: 23.03.2005
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch

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