Der Auferstandene
Jesus und Petrus
Simon steckt im Strudel der Gefühle. Vor noch nicht zwei Wochen, in Jerusalem, als die Feinde zuschlugen, hat er geleugnet, Jesus überhaupt zu kennen. Dreimal geleugnet. So eine Schande.
Dass er nun nachts fischen gehen will, überrascht die Freunde nicht. Simon war Fischer mit Leib und Seele, bevor er mit Jesus umherzog. Vielleicht kommt er so zur Ruhe.
Jesus hat ihm einen zweiten Namen gegeben, der «Fels» bedeutet: Kephas im Aramäischen, Petrus in den westlichen Sprachen. Doch was soll dieser Name, da er dem Druck nicht standgehalten und schmählich versagt hat?
Nach einer langen Nacht ...
Nach einer langen Nacht auf dem dunklen See - sie fangen nichts - steht Jesus, der Auferstandene, am Ufer. Mit einer simplen Anweisung sorgt er für einen enormen Fischfang. Dieses Wunder lässt Simon aus dem Boot ins Wasser springen - er will bei ihm sein. Dass Jesus für die Mahlzeit schon das Feuer angefacht hat, tut ihm tief in der Seele wohl. Er gehört noch dazu - doch wie? Als der Anführer der Gruppe um Jesus wird er wohl nicht mehr gelten können. Nach dem Mahl nimmt Jesus ihn beiseite. In der Tat: sie haben Gesprächsbedarf.
... die Frage mitten ins Herz
«Simon, Sohn des Johannes», spricht er ihn an, «liebst du mich mehr, als mich diese lieben?» Was für eine Frage! Die Erinnerung an die Nacht, als er sich so überschätzte, durchfährt Simon schmerzlich. Doch wagt er die Worte: «Ja, Herr, du weisst, dass ich dich lieb habe.» Jesus sagt zu ihm: «Weide meine Lämmer.» Drei Worte, die viel bedeuten: Simon hat den Auftrag wieder; Jesus vertraut ihm.
Doch der Auferstandene, der Herr, hat mehr im Sinn. Ein zweites und drittes Mal fragt er: «Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich?» Das schmerzt. Nachdem er den Meister dreimal verleugnet hat, soll er nun ein zweites und drittes Mal bekräftigen, dass er ihn liebt. «Du weisst alles, du siehst es», fügt er traurig an. Doch er spürt: In Jesu Fragen und seinen Antworten wird etwas heil, was zerbrochen war. Die traurige Verzagtheit des Versagers weicht der Zuversicht des Jüngers. Dreimal spricht Jesus den Auftrag aus: «Weide meine Schafe.» Simon ist wieder Petrus.
Auftrag und Ausblick
Jesus ist noch nicht fertig. Petrus ist ein impulsiver Charakter; Entschlossenheit und Mut machten ihn zum unbestrittenen Anführer der Anhänger des Mannes aus Nazareth. Wie wird er nun führen? Jesus gibt ihm nach dem Auftrag einen ernüchternden Ausblick: «Amen, amen, ich sage dir: Als du jünger warst, hast du dich selber gegürtet und bist gegangen, wohin du wolltest. Wenn du aber älter wirst, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und führen, wohin du nicht willst.»
Diese prophetischen Worte zeigen auf einen Weg des Leidens und der Abhängigkeit. Ist Simon dafür zum Petrus geworden, dass es ihm so ergehen soll? In den nächsten Jahrzehnten wird sich erweisen, dass Jesus eben dadurch die Kirche gründet und aufbaut. Dafür gibt er Petrus und allen Frauen und Männern, die an ihn glauben, seinen Heiligen Geist vom Himmel. Und bewahrt sie in den Kämpfen, die auf sie warten.
Die Bibel, Evangelium nach Johannes 21, Apostelgeschichte 2-11
Autor: Peter Schmid
Quelle: Jesus.ch