Antworten auf Skepsis und Zweifel

«Jesus bleibt relevant»

Demnächst läuft in etlichen Kinos «The Making of Jesus Christ» des Schweizer Filmemachers Luke Gasser an. Der Film ist eine Kombination aus Dokumentation, persönlichen Überlegungen und Spielfilm; überraschend informativ, spannend und bewegend. Ein Gespräch mit dem Regisseur.

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Luke Gasser, der Regisseur von «The Making of Jesus Christ»
Luke Gasser, Ihr neuester Film kommt ins Kino. Es ist eine Filmdokumentation mit persönlichen Bewertungen und gespielten Szenen über Jesus, eine Person, die von vielen Menschen im Westen als nicht mehr relevant abgehakt wurde. Was hat Sie angetrieben, diesen Film zu machen?
Luke Gasser:
Genau diese Ausgangslage. Das Thema ist sehr relevant. In Diskussionen ist es wichtig, den Gesprächspartner abzuholen und sein Interesse aufrecht zu erhalten. Dies versuche ich mit meinem Film. Ich begebe mich auf Spurensuche nach Jesus und nehme die Zuschauenden mit. Denn grundsätzlich gilt: Jesus ist die berühmteste Person, die je auf der Erde gelebt hat.

Weshalb setzen Sie ein Interesse für Jesus voraus?
Wir feiern im Jahresablauf christliche Festtage, die im Zusammenhang mit Jesus stehen: Weihnachten, Karfreitag, Ostern, Pfingsten. Unsere Gesellschaft ist nach wie vor christlich geprägt. In Gesprächen stelle ich eine grosse Offenheit fest, über religiöse Themen zu reden.

Woran machen Sie diese Einschätzung fest?
Nehmen wir die Wertediskussion. Zum Beispiel die Fragen rund um das Asylwesen. Damit verknüpft sind ethisch-religiöse Haltungen, wie zum Beispiel Nächstenliebe. So wie wir das Thema in der Schweiz anpacken, steht eine jüdisch-christliche Ethik dahinter. Als historisch interessierter Mensch will ich mich engagieren, dass wir diese Zusammenhänge nicht vergessen.

Fehlt es an Wissen, an Informationen über die Person von Jesus Christus?
Definitiv! Uns fehlt die Gesamtschau von Leben, Werk und Wirkung. Wenn mich Akademiker skeptisch fragen: «Hat es Jesus überhaupt gegeben?», dann erstaunt mich das schon sehr. Jesus war eine historische Person, das steht unumstösslich fest. Wieder andere vertreten die Meinung, nur Teile des Lebens Jesu seien historisch verbürgt, beispielsweise Geburt und Kreuzigung. Sie zerpflücken die Evangelien und behaupten, das meiste sei später hinzugefügte Propaganda. Aber – wenn man so mit antiker Geschichte umgeht, dann muss man auch von Cäsar und anderen sagen, er habe zwar gelebt, aber alles andere sei nur Propaganda. Übrigens – im Buch zum Film gehe ich ausführlich auf dieses Thema ein.

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Szene aus «The Making of Jesus Christ»
Was soll der Film bewirken?
Er soll die Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammenfügen. Er soll informieren und erklären. Dazu erzähle ich die Biografie von Jesus anhand der Evangelien, beleuchte verschiedene Meinungen und befrage Fachkundige. Wenn der Film Menschen animiert, sich erstmals oder wieder neu mit Jesus zu befassen, wäre das gut.

Im Film machen Sie sich auf Spurensuche. Sie reisen an Originalschauplätze, lassen Experten antworten. Dabei ziehen Sie kein Fazit und drängen dem Zuschauer keine Wahrheit auf. Sie sagen, der Film sei eine persönliche Suche nach Antworten. Haben Sie diese gefunden?
Im Film stelle ich Fragen, äussere Skepsis und Zweifel, um mich dann auf die Suche nach Antworten zu machen. Natürlich sind darunter auch Themen, die für mich schon länger beantwortet sind. Es gibt aber andere, an denen ich teils bis heute zweifle. Aber mir ging es darum, den Betrachter mitzunehmen, samt den Fragen, die viele haben. So mache ich mich auf den Weg. Der erste Teil des Films bringt Information, der zweite Teil zunehmend mehr gespielte Szenen.

Für welche Menschen ist dieser Film?
Für alle. Konfessionen und Denominationen spielen keine Rolle, sie interessieren mich nicht. Der Film folgt den Evangelien. Zu einzelnen Passagen daraus stelle ich meine Fragen.

Was ist anders als bei bestehenden Jesus-Dokumentationen?
Die Vollständigkeit und die Objektivität. Und abgesehen davon – auch wenn man das immer meint – es existiert meines Wissens keine Jesus-Doku im ähnlichen Sinn. Mein Film ist dokumentarisch, aber in Teilen auch ein Essay, also subjektiv. Deshalb nenne ich ihn ein dokumentarisches Essay.

Die Szenen sind sehr gut gespielt, bis hin zur blutigen Kreuzigung. Dieser haben Sie relativ viel Platz gegeben, warum?
Weil mir persönlich die Kreuzigung wichtig ist. Aus dem gleichen Grund erwähne ich die Begegnung am Berg Tabor. Auch bei der Beschreibung der Wunder musste ich mich beschränken und eine Wahl treffen.
In den Evangelien spitzt sich die Handlung ständig zu, bis hin zu Kreuzigung. Das ist der Kern, der Angelpunkt, das Entscheidende. Wäre das Kreuz nicht, dann bliebe nur die Soziallehre von Jesus und die genügt nicht als Botschaft für die ganze Welt. Die Kreuzigung war ein kosmisches Ereignis von globaler Bedeutung.

Was bedeutet die Auferstehung?
Sie ist der zweite Teil dieses übernatürlichen, kosmischen Ereignisses. Da fehlen mir schlicht die Worte, sie zu beschreiben. Das ging schon den Jüngern damals so.

Und wie findet ein Film den Weg ins Kino, haben Sie von Anfang an damit gerechnet?
Nein, einen Film macht man aus Überzeugung. Mit Geld hat es auf jeden Fall nichts zu tun. Schon ziemlich bald wusste ich, dass das Schweizer Fernsehen eine sehr kurze Fassung in der Sendung «Sternstunde» am Karfreitag zeigen will. Dann kamen zunehmend positive Reaktionen von Landkinos, die den Film in den Wochen bis Ostern zeigen wollen.
Aber eines ist ganz wichtig …

Und das wäre?
Wer möchte, dass dieser Film über längere Zeit in möglichst vielen Kinos läuft, der muss jetzt ins Kino gehen! Der Besuch wird zum Statement, zum Signal, dass Interesse am Thema besteht. Nur so findet das Thema die gebührende Beachtung. Dabei will ich gleichzeitig festhalten: Dies ist kein Skandalfilm. Ich will einen konstruktiven Beitrag zur Religionsdiskussion liefern.

Bei diesem Artikel handelt es sich um eine gekürzte Version. Das Original wurde freundlicherweise von «idea Spektrum Schweiz» zur Verfügung gestellt.

Datum: 28.02.2013
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: Idea Spektrum Schweiz

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