Jesus stillt den Hunger

Von seinen Wundern hatte man gehört: Kranke waren gesund geworden, Lahme hatten sich die Matratze unter die Arme geklemmt, Blinde blickten plötzlich durch. Aber was Jesus diesmal bewirkt hatte, war besonders spektakulär.

Am Ostufer des Galiläischen Meeres war es passiert: fünf Brote, zwei Fische, zu wenig für das Abendessen einer mittelgrossen Familie – und Jesus hatte mehr als 5000 Leute damit satt gemacht...

Leicht vorzustellen, wie der neugierige «Run» auf den ungewöhnlichen Rabbi aus Nazareth schlagartig politischen «Drive» bekam. Die Menschen waren begeistert! Dass Jesus ihnen die Brotkörbe gefüllt hatte, machte ihn zum Allergrössten und liess die Frage nach einem von Gott gesandten Super-Propheten aufkommen (Als die Leute begriffen, was Jesus getan hatte, riefen sie begeistert: "Das ist wirklich der Prophet, auf den wir so lange gewartet haben!"). Endlich jemand, der sich nicht mit der römischen Grossmacht arrangierte, sondern für das Wohl des Volkes engagierte! Für die kleinen Leute, die den Gürtel immer enger schnallen mussten, für die Ausgegrenzten der Gesellschaft. Am liebsten hätten sie ihn sofort zum König gekrönt!

Die grössere Sorge

Doch unverständlicherweise lässt Jesus die Menschen mit ihren Wünschen und Erwartungen in der hügeligen Wüstengegend stehen. Er will kein Burger-King der Nation werden. Er will den Willen Gottes tun (Denn ich bin nicht vom Himmel gekommen, um zu tun, was mir gefällt, sondern um den Willen des Vaters zu erfüllen, der mich gesandt hat.). Darum setzt er sich ab, setzt ein Pausenzeichen. Und ein Ausrufezeichen: «Schafft euch Speise, die nicht vergänglich ist!», sagt er seinen Bewunderern, als sie ihn am nächsten Tag zur Rede stellen (Denkt doch nicht immer nur an das, was ihr zum täglichen Leben braucht). Und: («Ich bin das Brot des Lebens!») Wichtiger als die Sorge um ein besseres Leben soll ihnen die Sorge um das ewige Leben werden.

Nein zur Abschiebung

Eigentlich wollte sich Jesus mit seinen Jüngern eine Auszeit nehmen um in der Stille beten zu gehen. Doch dann drängen sich plötzlich Menschenmassen um die kleine Gruppe. Und Jesus zerreisst es das Herz! Wie Schafe ohne Hirte sieht Jesus die Menschen vor sich: politisch entmündigt, wirtschaftlich bedrückt, gezeichnet durch Krankheit und Leid, geängstigt von Zukunftssorgen, erschöpft, orientierungslos und hungrig.

Es wird spät, und die Jünger wollen das Volk nach Hause schicken. Sie haben kein Rezept gegen leere Bäuche. Jeder soll selber sehen, wo er bleibt. Doch Jesus widerspricht. Ihm sind die Nöte des Lebens nicht egal.

Ein neuer Blick

«Gebt ihr ihnen zu essen!», weist Jesus seine Mitarbeiter an und schickt sie zu den Menschen. Die Jünger sind seine Transporteure – bis heute. Dabei erteilt er den Jüngern eine Lektion: Sie sollen einen neuen Blick für seine Grösse bekommen. Lernen, ihm das Wenige, das sie haben, anzuvertrauen. Erfahren, dass seine Allmacht für alle Situationen ausreicht, für die er sie beauftragt!

Teilen und Geniessen

Armut und Hunger sind keine göttlichen «Normen». Sie sind Ausdruck der Gott-Ferne der Menschen, des politischen und wirtschaftlichen Machtmissbrauchs, der egozentrischen Lebensgestaltung von Menschen, Gruppen, Völkern und Staatengemeinschaften.

Jesus setzt seine Norm: Zunächst schafft er hilfreiche Ordnungs- und Verteilstrukturen für eine gerechte Austeilung von Brot und Fisch. Er lässt die Leute geordnet hinsetzen. Dann unterstellt er die zur Verfügung stehenden Lebensmittel dem Segen Gottes. Schliesslich teilt Jesus, was da ist und gibt es zur Weiterverteilung an die Jünger.

Und das Wunder geschieht: Alle werden satt! Es ist eine geheimnisvolle Erfahrung, dass auf dem Loslassen und Weitergeben der von Gott empfangenen Gaben so viel Segen liegt. Und dass wir das, was wir haben, erst richtig geniessen können, wenn wir es mit anderen teilen.

Fülle des Lebens

Die vollen Körbe am Ende der Mahlzeit beweisen es: Gott gibt mehr, als wir zum Leben nötig haben. Das eigentliche Lebensmittel aber ist Christus selbst. Wenn er uns nicht erfüllt wie eine Speise, die den ganzen Körper durchdringt, dann werden wir Lebenshungrig sterben. Bitten wir ihn doch nicht nur um Brötchen. Vertrauen wir ihm unser ganzes Leben an!

Datum: 14.10.2004
Autor: Günther Kress
Quelle: Chrischona Magazin

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