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«Der Koran spricht für sich»
Nach der Aktion in Deutschland wird seit April auch in der Schweiz der Koran gratis verteilt. Für Christen in der Schweiz ist das offenbar kein Grund zur Sorge. Im Gegenteil: Die Ausbreitung des Korans könne sogar eine Chance darstellen.
«Der Koran spricht für sich. Er braucht keine Befürworter», erklärte Farhad Afshar, Präsident der KIOS (Koordination Islamischer Organisationen Schweiz), letzte Woche im Schweizer Fernsehen. Eine Meinung, die offenbar auch viele Christen teilen - wenn auch aus anderen Gründen. Daniel Zingg vom Initiativkomitee «Gegen den Bau von Minaretten» sieht genau hier das Problem: «Entscheidend ist der Inhalt des Korans.» Der sei eben nicht mit der demokratischen Rechtsordnung zu vereinbaren. Darum sollte der Koran auch nicht öffentlich verschenkt werden.Religionsfreiheit
Pfarrer Hansjürg Stückelberger, Präsident des Vereins «Zukunft CH», stellt eine vermehrte missionarische Aktivität des Islams in der Schweiz fest. Den Koran-Verteilungen steht er allerdings gelassen gegenüber: «Bei uns herrscht Religionsfreiheit. Ich finde das sogar ganz gut, wenn sie das tun.» Stückelberger ist sicher: «Wenn die Leute den Koran wirklich lesen, werden sie den Unterschied zur Bibel feststellen.» SEA-Zentralsekretär Hansjörg Leutwyler gab ebenfalls eine klare Stellungnahme ab: «Das ist ein Menschenrecht. Jeder ist frei, das zu tun, wenn es innerhalb des gesetzlichen Rahmens stattfindet. Wir können nicht als Kirche dieses Recht in Anspruch nehmen und es dann anderen verbieten.»
Entblössung der Religion
Für Islamexperte Andreas Maurer von der AVC (Aktion für verfolgte Christen und Notleidende) ist der Gratis-Koran nicht grundsätzlich etwas Neues: «Wer eine Moschee betritt, erhält oftmals einen kostenlosen Koran.» Die grossflächige Verteilung sei dagegen so noch nicht dagewesen. «In diesem Umfang kenne ich das nicht. Bisher sind vor allem Islam-Informationsschriften verteilt worden. Da steckt viel Geld dahinter.» Aus Maurers Sicht soll damit vor allem eine öffentliche Diskussion provoziert werden. «Die Leute sollen über den Islam sprechen, so als sei er schon jetzt die grösste Religion hier.» Doch ihm mache das weder Angst noch Bedenken. Wenn der Koran offen verteilt werde, sei das so etwas wie die «Entblössung ihrer Religion». Der Koran sei ein sehr schwer verständliches Buch. «Meine Hoffnung ist, dass das die Leute abschreckt. Nach der Lektüre des Korans ist man wieder umso dankbarer, die Bibel lesen zu können.»
Chance für Christen
Maurer stellt in seinen Gesprächen mit Muslimen zudem immer wieder fest: «Auch viele Muslime wissen oft nicht genau, was im Koran steht.» Seine Erfahrung ist, dass «über 60 Prozent» von dem, was gesagt werde, nicht aus dem Koran selber, sondern aus den sogenannten «Überlieferungen» stamme. Auf die Aussage von Muslimen: «Das steht im Koran», frage er stets zurück: «Wo steht das? Können wir das zusammen lesen?» Die Koran-Verteilungen können darum auch eine Chance für Christen sein. Wer sich als Christ etwas auskenne, könne gut mit den Muslimen ins Gespräch kommen. Maurer: «Christen sollten Muslime in der Liebe herausfordern und konkrete Fragen stellen.»
Die Verteil-Aktion
Etwa 14 000 Korane stehen laut Berichten der «NZZ am Sonntag» zur Verteilung bereit. Diese sollen in verschiedenen Deutschschweizer Städten an öffentlichen Ständen kostenlos angeboten werden, so bereits geschehen in St. Gallen und Basel. In Aarau ist die Aktion am letzten Samstag aus Sicherheitsbedenken offenbar kurzfristig abgesagt worden. Der Islamische Zentralrat Schweiz (IZRS) distanzierte sich von der Aktion: «Wir finden eine Handverteilung nicht sinnvoll», sagte Sprecher Naim Cherni der «NZZ am Sonntag».
Die Organisatoren geben sich über die Hintergründe und Geldgeber weitgehend bedeckt. Es handelt sich nach eigenen Aussagen um eine unabhängige Gruppe junger Muslime. In der «Rundschau» vom 3. Mai äusserte das Schweizer Fernsehen allerdings Zweifel an dieser Version. «Die Rundschau-Recherchen zeigen eine direkte Spur nach Deutschland, zum umstrittenen Initiator der Verteil-Aktion, Ibrahim Abou-Nagie», heisst es auf der SF-Website. Abou-Nagie sei im Visier des deutschen Verfassungsschutzes und gilt als Führungsfigur der deutschen Salafistenszene.
Diesen Artikel hat uns freundlicherweise «ideaSpektrum Schweiz» zur Verfügung gestellt
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Autor: Christof Bauernfeind
Quelle: ideaSpektrum Schweiz