«Vision Ost»

Gerade in der Pandemie kamen Jugendliche zum Glauben

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Gemeindegründung in Lens (Frankreich)
Die FEG unterstützt durch ihr Werk «Vision Europa» Gemeindegründungen in mehreren europäischen Ländern. Daraus können wir auch in der Schweiz einiges lernen. Jürg Wüthrich, Leiter von «Vision Europa», gibt im Interview mit Livenet einen Einblick.

Jürg Wüthrich, wo genau arbeitet Vision Europa und was sind die Haupttätigkeiten?
Jürg Wüthrich: Wir arbeiten in Gebieten Europas, in Spanien, Frankreich, Italien, Österreich und Polen, wo die Zahl der freikirchlichen Christen im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung besonders klein ist. Wir helfen bei Gründung und Aufbau von Gemeinden und arbeiten mit lokalen Partnerorganisationen zusammen. Gemeindegründung ist unser Kerngeschäft. Finanzen werden nur in Menschen und nicht in Gebäude oder Projekte investiert. Da sind wir sehr dankbar, dass dafür pro Jahr rund 1,2 Millionen Franken von Gemeinden und Gemeindegliedern gespendet werden.

Welche Aufbrüche erleben Sie bei Ihrer Arbeit?
Seit rund 20 Jahren investieren wir uns in eine Gemeindegründung in Lens in Frankreich (siehe Titelbild). Fast die Hälfte der Bevölkerung bezeichnen sich als Atheisten. Es gibt viel Arbeitslosigkeit und eine hohe Selbstmordrate. Lange sahen wir fast nichts von unserem Bemühen. Die kleine Gruppe eröffnete ein Estamine (Cafe), um mit der Bevölkerung in Kontakt zu kommen. Dann öffnete Jesus die Türen. Menschen kamen zum Glauben und die Gemeinde wuchs. Gerade in der Pandemie kamen eine ganze Reihe Jugendliche zum Glauben. Ein echter Durchbruch.

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Jürg Wüthrich
Wie ist die Arbeit während Corona vorangeschritten?
Wir erlebten grundsätzlich die gleichen Herausforderungen wie die Gemeinden in der Schweiz. Doch dann gab es in den Ländern auch grosse Unterschiede. Unsere Leute in Norditalien waren viele Wochen in die eigene Wohnung eingeschlossen. Das muss man sich vorstellen: Eine fünfköpfige Familie in einer beengten Wohnung und mit den Kindern darf man wochenlang nicht raus gehen. Das waren unglaubliche Belastungen und daneben noch eine fragile Gemeindegründung, bei der man nie weiss, ob sie die Krise überlebt. Auf der anderen Seite erlebten wir in Österreich als Gemeinden grosse Privilegien. In Vorarlberg konnten die Gemeinden 2021 ihre Versammlungen mit wenigen Einschränkungen normal gestalten. Die Katholische Kirche hatte sich da in politischen Kreisen recht gut durchgesetzt und wir konnten profitieren.

Wo sind zuletzt neue Gemeinden durch Vision Europa entstanden?
Insgesamt haben wir in den letzten 30 Jahren in rund 40 Gemeindegründungen und Aufbauarbeiten investiert. Eine ganze Reihe dieser Gemeinden sind heute selbständig und in nationale Verbände integriert. Wir selbst haben zum Beispiel 1991 eine Gemeinde in Dornbirn in Österreich gegründet. Mit einer Handvoll Gemeinden wurde 1992 der Bund evangelikaler Gemeinden Österreichs (BEG) ins Leben gerufen. Heute gehören über 60 Gemeinden zu diesem Verband. Der BEG hat sich dann mit vier weiteren Verbänden zu den «Freikirchen in Österreich» (FKÖ) zusammengeschlossen. Dazu gehören rund 160 Gemeinden und Kardinal Schönborn meint, dass die Freikirchen in Österreich die unter Christen am stärksten wachsende Gruppe ist. Seit 2013 ist der FKÖ eine anerkannte Religionsgemeinschaft mit den gleichen Rechten wie die Grosskirchen. Vor 30 Jahren war dies absolut undenkbar.

Welche Gründungsprojekte stehen als nächstes an?
Das jüngste Gemeindegrünungsprojekt findet in Wels in Österreich statt. Tom und Lois Egli sind in diese Stadt gezogen und bilden im Moment ein Starterteam, um dann konkret in die Gemeindegründung investieren zu können. In Reims in Frankreich besteht dieses Starterteam schon und es wird konkret an der Gemeindegründung gearbeitet. Anfang Jahr sandten wir einen Sportmissionar nach Gran Canaria in Spanien aus, um dort Gemeindegründungen zu unterstützen.

Was bewegt Sie persönlich bei Ihrer Arbeit besonders?
Wie können wir die Gute Nachricht von Jesus noch besser in die heutige Gesellschaft hinein kommunizieren? Diese Frage treibt mich um. Daran arbeiten wir auch als Theologische Kommission der FEG Schweiz.

Was können wir im deutschsprachigen Europa aus der Arbeit von Vision Europa in anderssprachigen Ländern lernen?
In Ländern wie Polen, Italien und Spanien sind die Leute viel spontaner, agiler und risikofreudiger als in der Schweiz. Die Schweizer sind sehr sicherheitsbewusst und es muss möglichst vieles planbar sein. Da haben Mitarbeitende in den genannten Ländern besonders in der Pandemie Vorteile gehabt. Sie versuchen einfach einmal etwas aus, auch wenn man nicht abschätzen kann, ob es klappt oder nicht.

Zur Webseite:
Vision Europa

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Datum: 02.04.2022
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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