Jünger sein dagegen sehr
Was kostet Nachfolge wirklich?
Für die einen ist die Nachfolge so etwas wie ein Zusatzpaket. Für andere gehört sie untrennbar zum Glauben dazu. Jesus sagt: «Ihr könnt nicht meine Jünger sein, wenn ihr nicht euer Kreuz auf euch nehmt und mir nachfolgt.» Was kostet Nachfolge denn?
Jesus und seine Gemeinde scheinen irritierende Doppelbotschaften auszusenden, wenn es darum geht, wie Nachfolge aussieht. Immer wieder ist die Rede davon, dass Nachfolge etwas kostet. Doch welche Leistung wird konkret von uns erwartet? Immer wieder wird beim Zusammensein mit Gott auch das Geschenk betont, das Befreiende. So folgt der Einladung von Jesus: «Kommt alle her zu mir, die ihr müde seid und schwere Lasten tragt, ich will euch Ruhe schenken» (Matthäus, Kapitel 11, Vers 28) nur: «Die Last, die ich euch auflege, ist leicht» (Vers 30). Eine relativ ausführliche Erklärung zum Thema Nachfolge steht im Lukasevangelium, Kapitel 14, Verse 25-33. Dort konkretisiert Jesus einiges.
Mehr als Mitläufer
Die Menschen damals waren nicht anders als wir heute: Wenn ein Krankenwagen durch die Strasse fährt, dann schauen wir neugierig aus dem Fenster. Wenn irgendwo ein Menschenauflauf ist, dann stellen wir uns dazu und wollen den Grund erfahren. Und als damals Jesus durch das Land zieht und besondere Dinge tut und sagt, da heisst es in unserem Abschnitt: «Eine grosse Menschenmenge begleitete Jesus» (Lukas, Kapitel 14, Vers 25). Ist das bereits Nachfolge? Interessiert hinterherlaufen? Neugierig zuschauen? Abwartend dabeistehen? Offensichtlich nicht. Jesus kritisiert niemanden für sein Interesse, doch er stellt klar, dass es mehr gibt als das – und dass er mehr erwartet.
Bedingungen für Nachfolge: Liebe, Kreuz und Hingabe
Tatsächlich erläutert Jesus einiges, was für ihn unbedingt zur Nachfolge dazugehört. Zweimal in den folgenden Versen wird er dabei sehr exklusiv, also ausschliessend, indem er sagt: «Wer das nicht tut, kann nicht mein Jünger sein» (Verse 26 und 33). An erster Stelle steht dabei für ihn die Liebe.
Unvergleichliche Liebe
«Wer mir nachfolgen will, muss mich mehr lieben als Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern – ja, mehr als sein Leben. Sonst kann er nicht mein Jünger sein» (Lukas, Kapitel 14, Vers 26). Der ursprüngliche Text betont sogar noch schärfer: «wer die anderen und sich selbst nicht hasst …», doch Jesus ruft hier weder zu Selbsthass noch zu Familienstreitigkeiten auf. Für ihn bedeutet Nachfolge vielmehr, dass er den ersten Platz in unserem Leben haben möchte. Nachfolge ist eine innige Beziehung, Liebe, die sich in uns Raum schafft. Sie lässt sich nicht einteilen und terminieren («Mal sehen, ob ich nächste Woche noch ein bisschen Zeit für Jesus habe…»), sondern sie bestimmt unser ganzes Leben.
Unaufhörliches Kreuz-Tragen
«Und ihr könnt auch nicht meine Jünger sein, wenn ihr nicht euer Kreuz auf euch nehmt und mir nachfolgt» (Lukas, Kapitel 14, Vers 27). Als Jesus diese Worte sagt, ist das Kreuz noch nicht sprichwörtlich geworden. Niemand denkt beim Kreuz-Tragen an Wehwehchen oder Rückenschmerzen. Jeder hat diese römischen Galgen schon am Strassenrand gesehen. Und jeder hat dabei heimlich gedacht: «Gut, dass nicht ich da hänge.» Jesus fordert uns als seine Nachfolger nicht dazu auf, unser Leben wegzuwerfen, doch er zeigt, dass Nachfolge eine Sache auf Leben und Tod werden könnte – und er selbst geht auf diesem Weg voran.
Uneingeschränkte Hingabe
«Genauso kann auch niemand mein Jünger sein, ohne alles für mich aufzugeben» (Lukas, Kapitel 14, Vers 33). Die vorausgegangenen Bilder im Text unterstreichen dies noch: Nachfolge ist kein Spontanentschluss; sie ist planvoll, überlegt, verantwortlich. Trotzdem hat sie keine Grenzen. Sie durchdringt das ganze Leben. Konkret wird dies in vielen Bereichen, zum Beispiel beim Thema Finanzen. Wie gehen wir damit um? Fragen wir uns, wie viel von unserem Geld wir Gott geben sollen? Oder wie viel von Gottes Geld wir für uns verwenden können?
Weg vom Leistungsdenken
Wenn wir diesen Abschnitt isoliert betrachten, dann stellt sich schnell die Überzeugung ein, dass es im Christentum so etwas wie Kleingedrucktes gibt. Zuerst klingt alles sehr einladend, freundlich und gnädig. Aber wenn wir einmal dabei sind, dann holen uns die «Kosten» ein, dann ist plötzlich Leistung gefragt. Tatsächlich hat Lukas die herausfordernden Sätze von Jesus hier nicht abgemildert. Sie waren damals hart – und sie sind es heute. Sie fordern uns heraus zu überlegen, ob wir Glauben leben oder spielen wollen.
Doch wie so oft ist es hilfreich, Aussagen wie die oben stehenden im Zusammenhang zu sehen, und der ist bei Lukas sehr interessant. Direkt vor unserem Text steht das Gleichnis vom Festmahl, das gerade unterstreicht, dass Gott nicht nur diejenigen einlädt, die es scheinbar verdient haben. Im Gegenteil, jeder ist willkommen, «damit das Haus voll wird» (Lukas, Kapitel 14, Vers 23). Und direkt nach unserem Abschnitt folgen die Gleichnisse vom verlorenen Schaf, der verlorenen Münze und dem verlorenen Sohn. Leistungsdenken kommt darin nicht vor. Nur die grenzenlose Gnade Gottes und die gewaltige Freude im Himmel über jeden Menschen, der umkehrt.
Typisch? Typisch!
Es ist typisch für die Bibel, solche Spannungen nicht aufzulösen, sondern stehenzulassen. Offensichtlich ist es Jesus wichtig, dass wir Nachfolge ernst nehmen und nicht nur fromme Spielchen spielen. Und genauso klar ist es, dass Jesus uns nicht nach seiner freundlichen Einladung zum Glauben mit «Kosten der Nachfolge» allein lässt, die wir gar nicht tragen können. Wir bleiben seine Kinder, die er in die Arme schliesst und sagt: «Du warst verloren, aber nun bist du wieder gefunden. Lass uns feiern» (vgl. Lukas, Kapitel 15, Vers 24).
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Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet
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