Anregungen
Sehnsucht nach einem Neuanfang
1. Annahme und Versöhnung
Eine grundlegende Aussage des christlichen Glaubens findet man in der Bibel im Römerbrief 15,7: „Nehmt euch gegenseitig an, so wie ihr seid, denn auch Christus hat euch ohne Vorbehalte angenommen. Auf diese Weise wird Gott geehrt.“ Durch die bedingungslose Liebe Gottes zu uns sind wir von ihm angenommen, wie wir sind. Weil er „ja“ zu uns sagt – auch mit unserer Vergangenheit –, können wir nicht nur den anderen, sondern auch uns selbst annehmen.
Die eigene Familiengeschichte lässt sich nicht ausradieren. Es bringt nicht weiter, in Feindschaft mit der eigenen Geschichte zu leben, sie zu leugnen oder zu verdrängen. Vieles war vielleicht nicht gut, vieles hat sehr wehgetan. Niemand muss als richtig empfinden, was falsch war. Aber weil wir von Gott angenommen sind, darf jeder lernen, seine Geschichte zu akzeptieren, statt gegen sie zu rebellieren. Wer sich bei Gott geborgen fühlt, gewinnt Mut zum Leben – trotz und mit den Verletzungen der Vergangenheit. Das Vertrauen auf Gott hilft dabei, allmählich mit der eigenen Biografie „einverstanden” zu sein.
2. Veränderung ist möglich
Häufig stellen wir uns unseren verletzten Gefühlen der Kindheit erst dann, wenn der Leidensdruck hoch ist. Vielleicht lässt Gott uns auch deshalb in Krisen geraten, damit wir tiefer liegende Wunden aufdecken und Heilungsschritte wagen. Gott beginnt an uns zu wirken, wenn wir uns ihm öffnen. Aber Gott handelt nicht ohne uns an uns! Die Probleme müssen beim Namen genannt sein. Dazu gehört, dass der Verletzte ehrlich wird vor sich selbst, anderen Menschen und auch Gott.
3. Das Beste daraus machen
Selbst wenn die Vergangenheit wie ein chaotischer Trümmerhaufen erscheint, kann sie als Baumaterial für eine lebenswerte Zukunft genutzt werden. Wie auf Mist herrliche Blumen wachsen können, so können enorme Fähigkeiten und Möglichkeiten aus einer enttäuschten, verkorksten Kindheit hervorgehen. Viele Frauen und Männer, die heute in therapeutischen Berufen arbeiten, haben durch ihre eigene schwierige Kindheit Sensibilität für die Probleme anderer Menschen entwickelt. Sie haben die Fähigkeit trainiert, dafür zu sorgen, dass andere Gutes erfahren. Wenn in der Familie früher oft die Fetzen geflogen sind, war das möglicherweise auch ein gutes Übungsfeld, um zu lernen, offen die eigene Meinung zu sagen und zu vertreten.
4. Ein neues Modell entwickeln
Wie man das Leben meistert, wie Liebe gestaltet werden kann, wie man streitet und vieles mehr haben wir am Modell unserer Herkunftsfamilie gelernt und verinnerlicht. Doch so problematisch dieses Vorbild auch gewesen sein mag, es war für uns normal und vertraut. Nach diesem Modell laufen wir durchs Leben, bis wir schmerzlich erfahren, dass es an manchen Stellen sehr problematisch ist, weil wir in Sackgassen geraten. Und doch muss uns die Vergangenheit nicht für immer belasten. Vertraute Rollenmuster können durchbrochen werden. Dazu ist es notwendig, ein neues Modell zu finden, das hilft, das Leben in seinen Herausforderungen zu meistern.
Die Bibel beschreibt Gottes Modell für gelingendes Leben, sagt uns, was Liebe ist und wie sie gelebt werden kann, wie wir mit schützenden Grenzen umgehen können, welchen Sinn das Leben wirklich hat und worauf es ankommt. Und auch, wie wir eigene Verletzungen überwinden können und Schmerzen, die wir anderen zugefügt haben, vergeben bekommen.
Im Mittelpunkt von Gottes Modell steht sein Sohn Jesus. An ihm und durch ihn lernen wir eine gesunde Beziehung zu uns selbst, tragfähige Beziehungen zu anderen und eine lebendige Beziehung zu Gott als Vater aufzubauen. In der Verbindung zu Jesus liegt der entscheidende Schlüssel für eine neue Identität. Er ist laut der Bibel das „Licht der Welt“ und damit auch das Licht, das jedes Leben, so dunkel auch die Schatten der Vergangenheit darauf liegen, erhellen kann.
Autor: Matthias Hipler / Bearbeitung: David Sommerhalder
Quelle: Neues Leben