Identität statt Würmer
Die Salbung der Könige … und der Schafe
Der Pastor und Bio-Bergbauer Stephan Maag züchtet Schafe und erlebt dabei in seinem Alltag packende Parallelen zum geistlichen Leben. In siebten Teil dieser Livenet-Serie beschreibt er, was die Parasiten-Bekämpfung mit unserer Identität zu tun hat...
Im Sommer, wenn die Weide voller Gras ist, und alles blüht und gedeiht, gibt es auch viele Insekten. Gewisse Fliegen legen ihre Eier am liebsten auf offene Stellen der Schafe – diese werden dadurch krank. Das kann soweit gehen, dass diese Larven oder Würmer die Schafe bei lebendigem Leib auffressen.Eines Tages im vergangenen Jahr sah ich, wie mein Lieblings-Schafbock – der Chef-Zuchtbock, also ein wertvolles Tier – sich von den anderen Schafen absonderte. Er war ansonsten unglaublich zutraulich, man konnte ihn rufen und er kam, man konnte ihn sogar «kraulen», was für ein solches Tier aussergewöhnlich ist.
Mir wurde klar, dass er krank war und so nahm ich ihn in den Stall. Ich entwurmte ihn, was man immer tut, wenn ein Tier nicht so fit ist. Meistens liegt dies an Würmern.
Hunderte Maden
Danach ging ich in die Wohnung und legte mich schlafen. In dieser Nacht träumte ich, dass das Schaf starb. Ich kann mich selten am Morgen an meine Träume erinnern. Doch an diesem Morgen wusste ich, dass der Traum eine Bedeutung hat. Ich ging in den Stall und untersuchte den Schafbock noch einmal. Zuerst schaute ich die Füsse an, die Klauen und das Fell.
Zwischen den Hörnern und in den Ohren fand ich schliesslich Eier und Maden. Nicht nur ein paar, sondern Hunderte solcher Maden. In den nächsten zwei Wochen musste ich das Tier täglich behandeln. Hunderte wenn nicht Tausende solcher Maden kamen heraus.
Der Ursprung
Der Tierarzt sagte, dass man nichts anderes tun kann, als die Maden mit Desinfektionsspray zu vertreiben. Mich erinnerte dies an das Salben der Hirten. Die ursprüngliche Salbung geht nämlich auf die Hirten zurück. Läuse und andere Insekten setzten sich oft in das Fell der Schafe, und wenn sie in die Nähe des Kopfes des Schafs kamen, konnten sie in den Gehörgang des Tiers kriechen, was das Schaf töten konnte. Daher haben früher die Hirten Öl auf den Kopf der Schafe gegossen. Das machte die Wolle rutschig und es somit für Insekten so gut wie unmöglich, zum Ohr des Tiers zu gelangen, weil sie beim Versuch abrutschten. Hieraus entstand die symbolische Bedeutung der Salbung (oder Ölung) zum Segen, zum Schutz und zur Stärkung.
Salbung in der Bibel
Die griechischen Wörter für «salben» im Neuen Testament sind «chrio», was «mit Öl einschmieren oder einreiben» bedeutet und im übertragenen Sinn mit «für ein Amt oder einen religiösen Dienst weihen oder segnen» übersetzt werden kann; und «aleipho», was «salben» bedeutet. In biblischer Zeit wurden Menschen mit Öl gesalbt, um Gottes Segen herauszustellen oder um für das Leben dieser Person zu bitten (2. Mose, Kapitel 29, Vers 7 und Kapitel 40, Vers 9; 2. Könige, Kapitel 9, Vers 6; Prediger, Kapitel 9, Vers 8; Jakobus, Kapitel 5, Vers 14). Eine Person wurde zu einem bestimmten Zweck gesalbt – um ein König, ein Prophet, ein Erbauer und so weiter zu sein.
Es ist nichts falsch daran, auch heute jemanden mit Öl zu salben. Wir müssen nur sicherstellen, dass der Zweck der Salbung in Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift ist. Die Salbung sollte nicht als «Zaubertrank» betrachtet werden. Das Öl selbst hat keinerlei Macht. Es ist Gott allein, der jemanden für einen bestimmten Zweck salben oder weihen kann. Wenn wir dafür Öl verwenden, ist es nur ein Symbol für das, was Gott tut.
Eine weitere Bedeutung des Wortes Gesalbter ist «Auserwählter». Die Bibel sagt, dass Jesus von Gott mit dem Heiligen Geist gesalbt wurde, um die frohe Botschaft zu verbreiten und die, die durch die Sünde gefangen gehalten werden, zu befreien (Lukas, Kapitel 4, Verse 18–19; Apostelgeschichte, Kapitel 10, Vers 38). Nachdem Christus die Erde verliess, gab er uns das Geschenk des Heiligen Geistes (Johannes, Kapitel 14, Vers 16). Damit sind alle Christen gesalbt, gewählt für einen bestimmten Zweck, um das Königreich Gottes kundzutun (1. Johannes, Kapitel 2, Vers 20). «Gott ist's aber, der uns fest macht samt euch in Christus und uns gesalbt und versiegelt und in unsre Herzen als Unterpfand den Geist gegeben hat.» (2. Korinther, Kapitel 1, Verse 21–22).
Identität kann nicht geraubt werden
Wenn wir Kinder Gottes sind, sind wir gesalbt. Unsere Identität ist es, Kinder Gottes zu sein. Nichts und niemand kann uns diese Identität rauben. Du bist eingepflanzt, adoptiert und wir können sagen: «Abba, lieber Vater!» So wie in Römer, Kapitel 8, Vers 15 dokumentiert ist: «Denn der Geist Gottes, den ihr empfangen habt, führt euch nicht in eine neue Sklaverei, in der ihr wieder Angst haben müsstet. Er hat euch vielmehr zu Gottes Söhnen und Töchtern gemacht. Jetzt können wir zu Gott kommen und zu ihm sagen: 'Abba, lieber Vater!'»
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Autor: Daniel Gerber / Stephan Maag
Quelle: Livenet