Mitten in der Passion


Kreuz Wort Rätsel

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Wir leben in einer rätselhaften Zeit. Kaum haben wir die erste weltweite Pandemie emotional bewältigt, gibt es in Europa Krieg und Massaker, und vielen (ohnehin armen) Ländern drohen Hunger und Teuerung. Und jetzt ist Passion. Was soll das Kreuz?

Nächste Woche Mittwoch abend wird sie als Hochglanz-Massenspektakel auf RTL2 zu bestaunen sein: die Passion, die Leidens-, Sterbens und (hoffentlich auch) Auferstehungsgeschichte des Jesus von Nazareth (Livenet berichtete). Mitten in diesen Tagen, die für viele emotional enorm belastend sind. Man könnte fragen: Was soll dieses Kreuz da mitten drin? Gibt's nicht schon genug Tod? Menschen sterben, Hoffnungen sterben, Illusionen platzen. Warum sich da noch einer Passion aussetzen?

Das Christentum ist ja keine ästhetische Religion. Hier ist kein strahlender Held, dem wir Denkmäler bauen. Auch kein Erleuchteter, der verborgene Erkenntnisse öffnet. Hier ist ein Mann, der seinen Weg geht und in die Tretmühle der Gewalt gerät. Dieser Tod ist bis heute ein Rätsel für viele. Eins ist klar: Einer hängt da nackt am Kreuz – ein Opfer.

Das Scheitern eines Opfers …

«Opfer» hat im Deutschen einen schönen Doppelsinn. Da ist einmal das «Opfer sinnloser Gewalt» (englisch victim), von denen es heute Millionen gibt. Menschen werden zu Opfern, leiden, sterben, werden missachtet und gequält. Menschen schreien nach Gerechtigkeit – und die Frage liegt immer nahe: «Wieso lässt ein Gott, wenn es ihn denn gibt, das alles zu?» Die letzte Antwort auf diese jahrhundertealte Frage bekommen wir nicht; aber wir werden auf den hingewiesen, der da als Opfer am Kreuz hängt. Wir können immer sagen: «Schau, du hast im Leiden und sogar im Tod einen Bruder. Gott ist nicht gegen dich, sondern für dich und hat sich selbst als Opfer sinnlos und ungerecht töten lassen.» Nicht im Elfenbeinturm, sondern am Kreuz sehen wir Gott, wie er mitleidet. Bis zum bitteren Ende. Damit kein Opfer im Letzten allein ist.

… und ein Opfer für Gescheiterte

Das ist aber nur die eine Seite der Passion und des Kreuzes. «Opfer» bedeutet auch – na ja, nicht nur zwei Franken in die Kollekte legen, sondern eigentlich «etwas Wertvolles hingeben, um eine Schuld zu bezahlen» (englisch sacrifice). Spätestens hier wird die Passion Christi für uns alle aktuell, auch wenn wir auf der Sonnenseite leben. Die Passion Christi ist nicht nur Scheitern eines «Opfers», sondern ein Opfer für Gescheiterte – zu denen wir alle gehören, auch die Gescheiten. Wir sind im Defizit bei Gott; Jesus verstand sein Sterben als «Bezahlung» dieses Defizits, quasi als kosmische Ent-Schuldung. Gott gab das Wertvollste, das er hatte, hin, um unsere Schuld zu bezahlen. Unter Berufung auf Jesus ist «gerechte Vergebung» möglich – gerade da, wo wir nichts mehr wieder gut machen können. Und damit die Wiederherstellung einer Beziehung zu Gott.

Von Anfang an war die Botschaft der ersten Christen ein «Wort vom Kreuz». Das Kreuz war seit jeher Symbol des christlichen Glaubens. Es hängt nicht nur versilbert in Millionen Ausschnitten, sondern wurde vielmehr Unzähligen zur Gotteskraft, zu einer erlösenden Realität. Wer sich für gut hält, ärgert sich vielleicht dran. Für alle anderen aber wird dieses «Rätsel Kreuz» zur grossen Lösung unseres Dilemmas. Wer's glaubt, wird selig!

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Datum: 06.04.2022
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch

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