Das Vaterunser

Jesus lehrte Seine Jünger durch dieses Gebet beten. Er befahl ihnen nicht, nun immer dieses Gebet zu sprechen, sondern Er wollte ihnen ein Beispiel dafür geben, wie sie beten könnten. Ganz gewiss können wir das Vaterunser auch beten, wenn es das Verlangen unseres Herzens ausdrückt. Doch es war von Jesus wohl eher als eine Art Gebetsmodell für weitere Gebete, und nicht als feste und stets zu wiederholende Gebetsformel gedacht. Das Vaterunser lehrt uns einiges; so z. B., dass wir unsere Gebete mit einem Lobpreis Gottes beginnen sollten - „Vater unser, der du bist im Himmel, geheiligt werde dein Name". Anstatt mit unseren Bitten einfach in den Thronsaal zu stürmen, sollten wir uns erst einmal besinnen und Ihn anbeten. Psalm 100 lehrt uns, nicht mit Bitten in Gottes Gegenwart zu treten, sondern mit Lobgesang, Danken und Loben (V. 4).

Sodann sollten wir für Gottes Anliegen hier auf Erden bitten - „Dein Reich komme. Dein Wille geschehe im Himmel wie auf Erden." Dies ist eine Möglichkeit, wie wir dem Gebot des Herrn aus Matth 6,33 gehorchen können: „Trachtet aber zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, und dies alles wird euch hinzugefügt werden."

Danach dürfen wir Gott getrost unsere Bitten mitteilen - „Unser tägliches Brot gib uns heute". Wir sollten in einer ständigen Abhängigkeit von Gott leben, was unsere täglichen Bedürfnisse betrifft.

Nun kommen wir zu Beichte und Vergebung - „und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern". Wir bekennen unsere Sünden, unsere Schuld. Wir müssen verstehen, dass Gott uns keine Vergebung zuteil werden lässt, wenn wir nicht auch denen vergeben, die an uns schuldig geworden sind.

Danach bitten wir den Herrn, uns vor Sünde und vor der Macht des Teufels zu bewahren - „Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen". Diese Worte drücken sehr gut unsere eigene Ohnmacht Versuchungen gegenüber aus, sowie unser völliges Angewiesensein auf Gottes beschützende Hand.

Wir schliessen das Gebet mit einem erneuten Lob Gottes ab - „Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit, in Ewigkeit, Amen". Es ist richtig, dass sich diese letzten Worte in einigen neutestamentlichen Handschriften nicht finden, aber sie lehren uns, wie wir unsere Gebete in einer Gott angemessenen Weise abschliessen können.

So kann das Vaterunser aus Matth 6 als Vorlage und Leitfaden für unsere eigenen Gebete dienen, die wir selbst formulieren können.

Sicherlich hat der Herr nie beabsichtigt, dass wir dieses Gebet immer mechanisch wie eine Gebetsmühle herunterleiern sollen, denn Er sagt in Matth 6,7: „Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen." Er möchte, dass wir beten und nicht etwa Gebete herunterleiern.

Fortsetzung: Beten - eine mühsame Arbeit?


Autor: William Mac Donald
Quelle: Nur bis zur Zimmerdecke?

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