Mary Baker Eddy

Die Christliche Wissenschaft

„Kirche Christi, Wissenschaftler“ ist der Name für die von Mary Baker Eddy begründete weltweite Organisation, die sich als Sprachrohr für Christian Science sieht. Die „Mutterkirche” ist The First Church of Christ, Scientist in Boston.

Gemäss der Gründerin und Prophetin Mary Bakker Eddy ist Christian Science das Gesetz des Guten, die Wissenschaft des Christus, das auf die Lehren der Bibel zurückgehende christliche System geistigen Heilens.

Die Kirche wird von der Mutterkirche, The First Church of Christ, Scientist in Boston, USA, und deren ca. 2000 Zweiggemeinden in 80 Ländern gebildet (nach Georg Schmid 3000 Zweiggemeinden und Hochschulvereinigungen in 50 Ländern). In Deutschland gibt es 72 Zweigkirchen, Vereinigungen und Hochschulvereine mit etwa 2000 Mitgliedern (Stand: Juli 2005), in der Schweiz 22 und in Österreich 2. Die erste Gemeinde wurde 1879 in Boston, USA gegründet. 1881 liess sich Mary Baker Eddy zur Pastorin ihrer Kirche ordinieren. 1892 entstand aus der zwischenzeitlich aufgelösten Gemeinde die Mutterkirche in Boston (The First Church of Christ, Scientist). 1895 wurde das Originalgebäude der Mutterkirche geweiht.

Weltweit zählt die Christian Science 1.433 offiziell eingetragene Christian Science Praktiker, davon in Deutschland 55, in der Schweiz 10 und in Österreich 4. (Nach Georg Schmid, Kirchen, Sekten, Religionen (2003) insgesamt 10’000, D: 200, A: 1, CH: knapp 40).

Lehre

Grundlegende Ideen sind
- Gott ist göttliche Liebe, höchster Vater-Mutter
- Die wahre Natur jedes Individuums als Kind Gottes ist geistig.
- Gottes unendliche Güte, verwirklicht im Gebet, heilt.

Als Ausgangspunkt für die Entdeckung von Christian Science, wie Mary Baker Eddy es nennt, gilt ihre spontane Heilung von den schweren Folgen eines Unfalles im Jahr 1866. Eddy führte ihre unerwartete Gesundung auf eine Inspiration beim Lesen der in der Bibel dargestellten Heilung des Gelähmten (Matthäus 9) zurück. Der Gedanke, dass die Kraft hinter dem biblischen Heilungsgeschehen und dem Wirken Jesu Christi nicht auf biblische Zeiten beschränkt sei, trieb sie zu einem mehrjährigen Studium der Bibel an und führte zu Eddys Hauptwerk „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“. Der 1879 definierte Zweck der Christian Science Kirche besteht darin, „die Worte und Werke Jesu Christi in Erinnerung zu bringen und dadurch das ursprüngliche Christentum und sein verlorengegangenes Element des Heilens wiedereinzuführen“ (Kirchenhandbuch, S. 17).


Mary Eddy beschrieb die Überlegenheit der geistigen über die physische Kraft als die zentrale Tatsache der Bibel und als den Kernpunkt von Christian Science. Aus ihrer Sicht müsse diese „grosse Tatsache“ durch das Heilen der Kranken bewiesen werden. Laut Christian Science sind Gott, Geist und Gemüt einzige Ursache und Prinzip des Universums. Der Mensch gilt ihr entsprechend dem 1. Schöpfungsbericht in 1. Mose als Bild und Gleichnis Gottes, folglich sei er geistig. Materie und das Böse gelten als unwirklich und zeitlich.

Gott wird in der Christlichen Wissenschaft mit sieben Synonymen erklärt: Gemüt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit und Liebe. „Gott ist Liebe“, ein Zitat aus den Johannesbriefen, steht an der Stirnwand vieler Christian Science Kirchen. Eddy war bereits vor der Niederlegung ihrer Gedanken durch eine Auseinandersetzung mit dem Mesmerismus Quimbys und die Beobachtung der Homöopathie zur Auffassung gelangt, dass Krankheit mentalen Ursprungs sei. Eddy unterschied sich von Quimby durch ihre christliche Einstellung, die Gott im Zentrum sieht und nicht eine manipulative Kraft des Menschen. Eddy folgerte, dass der Mensch als Gottes Bild und Gleichnis geistig vollkommen sein müsse und daher Sünde, Krankheit und Tod allein durch die Zuwendung zu dem göttlichen Ursprung wirklich überwunden (geheilt) werden könnten.

Gottesdienst und Praxis

Die Kirche hat keine ordinierten Geistlichen; die Bibel, zusammen mit „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ bilden den Pastor der Christian Science Kirche. Die Gottesdienste am Sonntag bestehen aus Zitaten aus diesen beiden Büchern, die von zwei Lesern vorgetragen werden. Es gibt keine Predigt.Die Anhänger studieren die Woche über die Lesungen des Sonntags. Auch auf den Mittwochabendversammlungen gibt es eine kurze Lesung aus beiden Büchern, während der andere Teil der Versammlung durch Beiträge und Zeugnisse von Heilungen eingenommen wird. Zweimal jährlich wird in den Zweigkirchen ein Sakramentsgottesdienst durchgeführt, bei dem die Gemeinde kniend „die geistige Kommunion“ feiert. Eine Taufe mit Wasser oder Abendmahl mit Wein und Brot findet nicht statt.

Christian Science Praktiker

Die Idee eines praktischen Christentums findet eine ihrer Formen auch in der Tätigkeit der Christian Science Praktiker, die anderen durch Gebete helfen wollen, im Sinne des Heilungsauftrages Jesu Heilung zu finden. Diese zumeist vollzeitliche Aufgabe umfasst eine systematisierte Form des Gebets. Dazu gehört die Bekräftigung der geistigen Tatsachen des Seins, der Vollkommenheit Gottes und des Menschen, der in Christian Science und in Anlehnung an den ersten Schöpfungsbericht der Bibel als Ebenbild der Gottheit verstanden wird. Die Basis dafür finden die „Christlichen Wissenschaftler“ in der Bibel und dem Christian Science Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ von Mary Baker Eddy.

Christian Science Praktiker sind keine Geistlichen. Sie werden aber in einer offiziellen Liste der Organisation aufgeführt und bekunden damit ihre Verfügbarkeit für Hilfesuchende. Eine der Voraussetzungen für die Registrierung ist der Abschluss eines 12-tägigen Kurses bei einem Christian Science Lehrer.

Organisation

Gemäss dem Kirchenhandbuch von Mary Baker Eddy wird die „Kirche“ von einem fünfköpfigen Vorstand geleitet und von einem jährlich vom Vorstand gewählten Präsidenten der Mutterkirche nach aussen vertreten. Die Zweigkirchen regeln ihre Angelegenheiten unabhängig und demokratisch selbst. Sie kennen auch unterschiedliche Bedingungen für die Aufnahme von Mitgliedern. Bestimmte Funktionen in den Zweigkirchen wie das Leseramt dürfen nur von Mitgliedern ausgeübt werden, die auch der Mutterkirche angehören. Um der Mutterkirche beizutreten, müssen sämtliche Verbindungen zu andern Konfessionen gelöst werden.

Publikationen sind die nichtreligiöse, in den USA auch ausserhalb der Kirche verbreitete Tageszeitung „The Christian Science Monitor“ und die religiösen Publikationen „Der Christian Science Herold“, „The Christian Science Journal“, „The Christian Science Sentinel“, eine Vierteljahresheft (Bibellektionsheft).

Der „Christian Science Herold“ erscheint seit 1903 und soll entsprechend der Vorstellung von Mary Baker Eddy seinen Lesern praktische Beispiele für die Verfügbarkeit und Anwendbarkeit der Gesetze Gottes bringen. Er enthält Artikel und Heilungsberichte sowie ein Verzeichnis von Christian Science Kirchen und Christian Science Praktikern. Christian Science produziert auch ein Radioprogramm in fünf Sprachen.

Heutige Situation

Nach anfangs starken Zuwächsen kämpfte die Bewegung seit ca. 1955 mit stetigem Mitgliederschwund. Mit der Eröffnung der „Mary Baker Eddy Library for the Betterment of Humanity“ hat die Kirche ihre Archive der Öffentlichkeit geöffnet und mit anderen Aktivitäten versucht, Bedeutung zurückzuerlangen. Neue Kirchen entstehen vor allem in Schwarzafrika; 2004 öffnete die erste Christian Science Gemeinde in der Ukraine ihre Pforten.

Ökumene und Dialog

In Deutschland ist Christian Science Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Kirchen und Religionsgesellschaften (AKR) in Berlin sowie in Hamburg, Niedersachsen und Nordrhein–Westfalen und damit am interreligiösen Dialog beteiligt.

Beurteilung

Christian Science muss insofern als Sekte gelten, als sie ein eigenes Lehrbuch gleichwertig neben die Bibel stellt und damit faktisch der Bibel überordnet. Denn diese wird nach Auffassung der Christlichen Wissenschaftler nur durch Eddys Lehrbuch verstanden. Zentrale biblische Begriffe wie Sünde, Christus, Schöpfer oder Geist werden daher anders verstanden als in den christlichen Kirchen. Gott gleicht einem geistigen Prinzip. Alles Gute ist geistig und alles Materielle, letztlich auch der menschliche Körper, ist sterblicher Irrtum. Der eigentliche Mensch ist Geist. Diese Auffassung erinnert mehr an die indischen Religionen und an die gnostischen Irrlehren zur Zeit der ersten christlichen Gemeinden als an die jüdisch-christliche Lehre, nach der auch die Leiblichkeit wie alle Schöpfung von Gott kommt, aber durch die Sünde in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Jesus Christus wird auf seine Heilertätigkeit im Blick auf menschliche Krankheiten reduziert. Nach der Bibel geht seine Heilstätigkeit aber viel weiter und umfasst Leib, Seele und Geist. Für Erlösung und Neuschöpfung fehlt bei Christian Science die Einsicht.

Das Verdienst von Christian Science liegt darin, auf den Heilungsauftrag von Jesus Christus in einer Zeit aufmerksam gemacht zu haben, die sehr dem Materialismus zuneigte und auch in den Kirchen weithin verschollen war. Doch ist daraus eine neue Einseitigkeit entstanden, welche die Schöpfung eines guten Gottes und die eigentliche Erlösungstat Jesi Christi verkennt.

Da viele Christian Science Eltern auch im Fall von ernster Krankheit ihrer Kinder auf ärztliche Hilfe verzichten, ist es schon zu Todesfällen gekommen. (Quelle: The Humanist, November/December 2000).

Literatur

Oswald Eggenberger: „Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen“, TVZ

Eduard Gerber: „Sekten, Kirche und die Bibel im neuen Jahrtausend, S 45-52, 1999, ISBN 3-85654822-X

Mehr über die Christliche Wissenschaft:
Relinfo: Christian Science
Seite von Ehemaligen (englisch)

Websites von Christian Science:
Christian Science Deutschland
Medienkontaktstelle für Christian Science in Deutschland
Christian Science Schweiz
Info zu Eddy und Quimby - Über den Ursprung der CS-Theologie
ReligiousTolerance.org: Christian Science (englisch)

Dossier Übersicht: www.sekten.jesus.ch
Suchen Sie Beratung? www.lebenshilfe.jesus.ch

Quellen: Wikipedia/ Relinfo/ Eduard Gerber, Jesus.ch

Datum: 06.09.2005
Autor: Fritz Imhof

Adressen

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