Hinweise
Achtung beim Gebrauch des Begriffs „Sekte“!
Der Begriff «Sekte» ist eine christliche Erfindung und bezog sich zunächst auf christliche Gruppierungen, die sich vom Hauptstrom des Christentums unterschieden. Im Altertum und im Mittelalter wurde «secta» wertneutral im Sinne von «Gefolgschaft» oder «Glaubensgemeinschaft» angewandt. Das katholische Christentum wurde in diesem Sinn auch als «secta christiana» bezeichnet. (Christoph von Blarer: Sekten: Annäherungen an einen kontroversen Begriff. Basel 1999, S. 18)
Der Begriff «Sekte» ist nicht sachlich-neutral wie zum Beispiel «Stuhl» oder «Stein». «Sekte» wird eigentlich immer als Fremdbezeichnung auf bestimmte Gruppen angewendet.
Das Sektenproblem ist zu einem grossen Teil von den Medien hochgespielt worden. Sichtbar wurde dies zum Beispiel bei der von den Medien geschürten Millenniumsangst. Für die Religionsgemeinschaften war der sogenannte Jahrtausendwechsel kein Thema. Einzelne warnten davor, ihm eine Wichtigkeit zu geben, die er nicht hat. (So zum Beispiel in der «Nachfolge», der Zeitschrift der «Weltweiten Kirche», Dezember 1999/Januar 2000, S. 11 und 12):
«Umgangssprachlich bezeichnet man heute alles Mögliche als 'Sekte'; es muss nur irgendwie bizarr sein und irgendeine Verbindung zu Ideologie oder Religion haben. Damit wird das Wort 'Sekte' aber völlig falsch verwandt. Kein Wunder, denn viele Journalisten haben leider nicht viel Wissen über Religionen, Sekten usw.» (Pfarrer Th. Gandow in seiner Homepage unter dem Titel «Was ist eine Sekte?»)
Reinhart Hummel meint dazu: «Die populäre Sektenliteratur, wie man sie in Büchern, Magazinen und Medienberichten findet, ist weithin ein Tummelplatz für Plagiatoren: Einer schreibt vom anderen ungeprüft ab. Längst vergangene Geschichten werden weitererzählt, ohne Ort und Jahreszahl zu nennen, nur um das alte Image zu perpetuieren. Darum meine Bitte: Schaut euch die Dinge an, wie sie heute sind, und nehmt Wandlungen ernst.» (EZW Materialdienst 11/99, S. 336)
Die Beobachtung der religiösen Szene in der Region Basel zeigt eine grosse Dynamik. Auch hier gilt, dass die einzige Konstante die ständige Veränderung ist. Nicht nur entstehen laufend neue Gemeinschaften, sondern die bestehenden verändern sich mehr oder weniger stark.
Ein Beispiel soll zur Illustration angeführt werden. Die von Herbert W. Armstrong (1892–1986) gegründete «Weltweite Kirche Gottes» verstand sich als DIE Kirche. Ein Gottesdienstbesuch war für Nichtmitglieder nicht möglich. Seit dem Tod ihres Gründers hat sie sich zusehends geöffnet und versteht sich heute als eine der vielen evangelischen Freikirchen. Die Gottesdienste sind jetzt öffentlich zugänglich. Mit anderen christlichen Kirchen werden Gespräche geführt. Allerdings hatte diese Reform massive Folgen: Die WKG verlor rund die Hälfte ihrer Mitglieder!
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Autor: Christoph Peter Baumann
Quelle: Mit freundlicher Genehmigung von Inforel.ch