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„Gefährliche Sekte“ oder „seriöse Religionsgemeinschaft“?

Der Begriff „Sekte“ ist ein Killerargument. Er sollte vorsichtig gebraucht werden. Gerade neuere christliche Bewegungen geraten wegen ihrer Dynamik leicht in Sektenverdacht. Christoph Peter Baumann und Tanja Duncker von der Arbeitsstelle Inforel haben einen Kriterienkatalog entworfen, der zur Beurteilung der Seriosität einer Gruppe oder Bewegung dient.

Es gibt nur wenige Gruppierungen, die ohne weiteres mit dem Etikett „Gefährliche Sekte“ versehen werden können. Umgekehrt dürfte es bei mancher Gemeinschaft schwierig sein, ihr mittels der Bezeichnung „seriöse Religionsgemeinschaft“ quasi einen Persilschein auszustellen. Die folgende Liste soll dazu dienen, eine erste grobe Selektion vorzunehmen. Wenn bei unvoreingenommener Prüfung auch nur eine Frage mit einem klaren Ja beantwortet werden muss, empfiehlt es sich, diese Gruppierung kritisch zu untersuchen. Aber auch wenn mehrere der folgenden Fragen mit Ja beantwortet werden, heisst das noch lange nicht, dass es sich um eine „Gefährliche Sekte“ handelt. (Die Reihenfolge der Fragen ist willkürlich)

Die Liste stammt vom Informationsdienst Inforel in Basel.

Ja nein

Lehre:
00 Hat die Lehre der betreffenden Gruppe Absolutheitsanspruch?
00 Wird die Zusammenarbeit mit anderen Gemeinschaften der gleichen Religion abgelehnt?
00 Wird mit Weltuntergangsdrohungen oder der ewigen Verdammnis Angst verbreitet?
00 Werden antisemitische oder rassistische Ideologien vertreten?
00 Wird unterschieden zwischen der guten Innenwelt der Gruppe und der bösen Aussenwelt?
00 Wird exorziert, das heisst, werden vermeintliche Dämonen ausgetrieben?*)
00 Ist die Gruppe von einer einzigen Person abhängig?
00 Wird aggressiv missioniert? resp. mit Tarnung und Manipulation?

Gruppenstruktur:
00 Werden die Mitglieder stark kontrolliert?

00 Wird Druck ausgeübt, um bestimmte Handlungen auszuführen oder Interessierte zum mitmachen zu bewegen?
00 Wird ein Austritt aus der Gruppe durch psychischen oder physischen Druck erschwert oder gar verunmöglicht?
00 Sind sexuelle Übergriffe bekannt (nicht nur behauptet)?
00 Werden unter Druck Psychotechniken angewendet?
00 Werden die Mitglieder finanziell ausgebeutet?
00 Wird Kritik innerhalb der Gruppe unterbunden?

Kontakt zur Aussenwelt:

00 Werden Aussenkontakte unterbunden oder durch die Strukturen (z.B. Stundenplan) verunmöglicht?
00 Werden die Eltern, Verwandten oder die alten Bekannten schlecht gemacht oder sogar „verteufelt“?
00 Sind alle Gottesdienste resp. Gemeinschaftszusammenkünfte für die Öffentlichkeit gesperrt?
00 Wird den Mitgliedern verboten, bürgerliche Rechte und Pflichten wahrzunehmen?
00 Sind Besuche von Aussenstehenden verboten?

Anmerkung zu „Sekten und Gesetz“

Unbedingt beachtet werden muss, dass auch gegenüber „Sekten“ die Gesetze und die Rechtsordnung nicht ausser Kraft gesetzt werden. So gilt jemand so lange als unschuldig, bis seine Schuld rechtskräftig nachgewiesen ist. Und auch wenn die Lehren einer Gruppe als noch so abstrus erscheinen, so ist dies noch lange kein Anlass, die Gruppe deswegen als „gefährliche Sekte“ zu diffamieren. Sogar wer die grünen Männchen vom Mars als Götter anbetet oder an obskur wirkende „göttliche Offenbarungen“ glaubt, geniesst den verfassungsmässig garantierten Schutz der Religionsfreiheit.

* Ein heikles Kriterium, rechnen doch nebst einigen Sekten nicht nur etliche Freikirchen, sondern auch die Römisch-katholische Kirche mit der Existenz von Dämonen, die von Menschen Besitz ergreifen.

Zum Thema
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Dossier Inhaltsverzeichnis: www.sekten.jesus.ch
Bücher zum Thema Sekten: www.shop.livenet.ch/index.html?l=295&k=3
Bücher zum Thema Religionen: www.shop.livenet.ch/index.html?l=292&k=5

Autor: Christoph Peter Baumann und Tanja Duncker
Quelle: mit freundlicher Genehmigung von Inforel.ch

Datum: 15.03.2005

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CGS ECS ICS