Philosoph Mangalwadi

«Bomben werden das Problem nicht lösen»

Der indische Philosoph Vishal Mangalwadi referierte am 10. Mai am Chrischona-Seniorentag und an der STH Basel. In seinem neuen Werk «Die offene Wunde des Islam» sucht Mangalwadi nach den Gründen, warum die muslimische Welt nicht zur Ruhe kommt. Diese lägen nicht nur im Islam selbst, meint er.
In seinem sehr erfolgreichen «Buch der Mitte» hat Vishal Mangalwadi die westliche Kultur und deren christliche Wurzeln analysiert. «Woran krankt der Islam?», fragt der indische Christ und Philosoph in seinem neuen Werk. Er findet die Antworten einerseits in der islamischen Theologie, entlässt aber auch den Westen und seine Politik nicht aus der Verantwortung. Seinen Vortrag in der STH begann er darum mit dem Thema «Wunden der westlichen Gesellschaft».

Der Westen trägt Verantwortung

Eine solche Wunde erkennt er im britischen Imperialismus der Kolonialzeit. Dieser habe den Gedanken der Nationalstaaten zugunsten einer Weltherrschafts-Ideologie verworfen. Die Schaffung von «Marionettenstaaten» wie Ägypten habe in der arabischen Welt tiefe Wunden hinterlassen.

Auch im 20. Jahrhundert bewirkte die westliche Einflussnahme oft das Gegenteil dessen, was man erreichen wollte. Im Iran etwa habe der vom Westen unterstützte und «korrupte» Schah die Radikalisierung gefördert. «Die einzige Opposition kam durch die Freitagsgebete gegen den Schah», erklärte Mangalwadi. Folglich wurde der geistliche Führer Ayatollah Khomeini zur Symbolfigur gegen den «grossen Satan Amerika». Als Afghanistan in den 60er-Jahren sozialistisch wurde, suchten die Amerikaner nach Verbündeten gegen den Einmarsch der Sowjetunion. Also trainierten und rüsteten sie die Rebellengruppe «Mudschaheddin» aus. Der Islam sei dabei bewusst als Ideologie gegen den Kommunismus aufgebaut worden, meint Mangalwadi. Nach dem Krieg liefen die Kämpfer in Scharen zur Al-Qaida über und kehrten den Spiess gegen Amerika um.

Heute stecken die USA einmal mehr Abermillionen von Dollar in Ausbildung und Waffen für Rebellen – diesmal in Syrien. Diese diversen westlichen Einflussnahmen hätten zu dem Durcheinander geführt, das nun nicht mehr zu lösen sei.

Kein Konzept für Menschenwürde

Innerislamisch sieht Mangalwadi das Problem in der muslimischen Theologie. Sie habe kein Konzept für die «Würde des Menschen» und sei darum nicht in der Lage, eine humane Gesellschaft hervorzubringen. Das wiederum habe seinen Grund in der Ablehnung des Kreuzes und des dreieinigen Gottes. «Weil er das Kreuz ablehnt, verdammt er sich selbst und muss darum unter dem Schwert leben», betonte der Autor. In der Menschwerdung Gottes zeige sich der Wert, den Gott dem Menschen zumesse. In der islamischen Theologie sei es dagegen vollkommen undenkbar, dass Gott zu einem wertlosen Menschen werde.

Mangalwadi: «Die Dreieinigkeit ist kein Produkt menschlicher Logik, sondern göttlicher Offenbarung.» Aus der Dreieinigkeit leite sich auch der Wert der Familie ab. Der Islam sei dagegen nicht fähig, etwa die Gleichheit von Mann und Frau zu akzeptieren.

Was kann nach Vishal Mangalwadi die Wunden des Islam heilen? Eines sicher nicht: «Bomben werden das Problem nicht lösen», stellt er klar. Nur eine Hinwendung der Muslime zum Evangelium und den biblischen Werten könne Veränderung bringen.

Zur Person

Vishal Mangalwadi machte 1974 den Masterabschluss in Philosophie an der University of Indore, Indien. Er ist Autor von 18 Büchern. 1977 veröffentlichte er sein erstes Buch «Die Welt der Gurus». In späteren Jahren gründete Mangalwadi verschiedene politische Parteien und engagierte sich stark für sein Land. Seit 1996 hält er Vorlesungen und veröffentlicht Texte in der ganzen Welt. Seit einigen Jahren fördert er eine gebührenfreie, Internet-basierte Hochschulausbildung.

2014 wurde der Bestseller «Das Buch der Mitte» auf Deutsch veröffentlicht. 2016 erschien sein neuestes Werk «Die offene Wunde des Islam» im Fontis Verlag Basel.

Am 25. Juni wird Mangalwadi bei «Jugend mit einer Mission» in Wiler ein Seminar zum Thema: «Bedroht der Islam Europa? – Antworten auf Hass und Zerstörung» halten.

Zum Thema:
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Datum: 20.05.2016
Autor: Christof Bauernfeind
Quelle: idea Spektrum Schweiz

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