Mehr als ein Rechenspiel?

Religionsforscher: 2070 werden Muslime Christen überholen

Der Religionsforscher Conrad Hackett hat ausgerechnet: 2070 wird es mehr Muslime als Christen geben. Wie kommt er darauf und welchen Sinn machen solche Berechnungen?

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Muslime
Conrad Hackett hat mit seinem Team vom renommierten PEW Research Center aus den USA demographische Daten wie Geburten- und Sterblichkeitsrate sowie Alterszusammensetzung aus der ganzen Welt gesammelt und so die religiöse Weltkarte vermessen. Eines der Resultate lautet: 2070 wird es erstmals mehr Muslime als Christen auf der Welt geben. 2050 werden noch die Christen in der Mehrzahl sein. Sie werden 2,9 Milliarden Menschen zählen, während sich 2,8 Milliarden Menschen auf den Koran berufen.

Worauf stützt sich Hackett ab?

Am Rande einer Veranstaltung an der Uni Luzern begründete der Forscher gegenüber den reformierten Medien seine Hochrechnung. Sie stützt sich demnach vor allem auf die höhere Geburtenrate in muslimischen Gesellschaften. Muslimas haben im Schnitt 3,5 Kinder, während der weltweite Durchschnitt 2,5 Kinder beträgt. Hackett räumt dazu ein, dass die Geburtenrate durch Wanderbewegungen, insbesondere nach Europa, verändert werden könnte. Trotz der Einwanderung geht Hackett davon aus, dass Europas Bevölkerung schrumpft.

Wie religiös ein Muslim ist, interessiert Hackett nicht. Entscheidend ist für ihn, wer sich selbst zum Islam – oder zum Christentum – bekennt. In Europa werden die Christen demnach mit schätzungsweise 65 Prozent in der Mehrheit bleiben.

Eine kritische Bemerkung dazu

Prognosen zu Entwicklungen über mehr als 50 Jahre sind riskant. Das bestätigen Zukunftsforscher. Sie verzichten heute in der Regel auf eine Prognose, erarbeiten vielmehr Varianten und zeigen auf, worauf diese basieren. Denn eine Entwicklung kann selten nur durch die Hochrechnung der gegenwärtigen Statistik berechnet werden. Die Realität verläuft oft anders.

Unterschiedliche und unerwartete Entwicklungsverläufe hat Hackett nicht mit eingerechnet. Solche wären aber denkbar. So, wenn die gegenwärtige Radikalisierung im Islam mit allen ihren schrecklichen Folgen zu einer noch grösseren Abkehr vom Islam führt, als sie heute schon zu beobachten ist. Oder wenn sich in der westlichen Welt wieder erweckliche Tendenzen zeigen sollten wie zur Zeit in der Anglikanischen Kirche in England. 55 Jahre sind eine lange Zeit und sie können für viele Überraschungen sorgen.

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Datum: 18.03.2016
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / ref.ch

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