Kommentar
Gerüstet für den Weltuntergang?
Was ist der 21. Dezember, ausser vier Tage vor Weihnachten? Dass es die am Maya-Kalender aufgehängten Untergangsängste auf die Titelseite der Pendlerzeitung schaffen, zeigt ein Bröckeln in unserer Kultur an – und die Mühe von Medien, die Proportionen zu wahren.
Mit haltbarer Nahrung überleben?
Im Innern der Zeitung lautet der Titel bescheidener und sachlicher: «Hunderte fürchten sich vor dem Untergang der Welt». Die Hunderte sind eine Schätzung des Sektenexperten Georg Otto Schmid. Sie bereiteten sich mit intensiver Meditation auf den Tag vor; einige hätten ihre Stelle gekündigt. Alarmierte Angehörige hätten ihn kontaktiert. Nach der Zeitung hat ein Anbieter von Langzeitnahrung seit September fünfmal so viele Kunden wie sonst. Wollen sie damit in einer untergegangenen Welt überleben?
Je unklarer die Aussage, desto grösser der Lärm
Der Westen lebt nach der christlichen Zeitrechnung. Was soll hier der Kalender der untergegangenen mittelamerikanischen Maya-Kultur, der für den kommenden 21. Dezember den Übergang in eine andere Epoche berechnet? Was kümmert er uns? Schmid legte an einer Fachtagung im Herbst 2011 dar, wie eine – gar nicht eindeutig verstehbare – Angabe auf einer Steinplatte von wenigen Esoterikern mit Geltungsdrang zu einer Weltuntergangsansage aufgeblasen wurde. Andere verstärkten diese Ansage mit dem Beigeräusch, wenigstens würde die Welt, wie wir sie kennen, spirituell transformiert – und jene, die sich darauf vorbereiteten, könnten auf eine andere Bewusstseinsstufe gelangen.
Exotischer Kalender als Angstmacher
Astronomen sind imstande, die Bahn eines Himmelskörpers zu berechnen, der künftig auf der Erde einschlagen könnte. Ökologen weisen auf alarmierende und absehbare Langzeitfolgen der Belastung und Zerstörung von Lebensräumen hin. Aber darum geht es hier nicht. Die Frage drängt sich auf: Wie weit sind wir gekommen, dass wir einem Kalender zutrauen, weltumstürzende Ereignisse auszulösen?
Was Jesus sagte
Das Christentum kennt neben dem chronos (Fortschritt der Zeit mit dem Gang der Gestirne) den kairos, den richtigen Moment in den Augen Gottes. Der Gott der Bibel ist nicht an einen Kalender, an chronos gebunden. Er bestimmt den kairos souverän – sonst wäre er nicht Gott.
Jesus von Nazareth, der Gott den Vater den Menschen offenbarte, kündigte das Ende der bekannten Welt an: «Himmel und Erde werden vergehen ...» Und fügte selbstbewusst bei: «…meine Worte aber werden nicht vergehen.» Um Endzeitspekulationen und Untergangsängsten zu wehren, bemerkte er kairos-bewusst: «Jenen Tag aber und jene Stunde kennt niemand, die Engel im Himmel nicht, der Sohn nicht, nur der Vater» (die Bibel, Matthäus 24,35-36).
Umfassende Transformation der Erde
Gott ist tatsächlich daran, die Erde zu verwandeln und ihr ein neues Gesicht zu geben. Die Macht dazu hat er unter Beweis gestellt, als er Jesus von den Toten auferweckte und ihn zu sich in den Himmel erhob. Die Kraft zur Verwandlung wird bereits heute andeutungsweise sichtbar, wenn Gottes Liebe und versöhnende Kraft einzelne Menschen und Gemeinschaften transformiert.
Die Erde wird umfassend verwandelt, wenn der kairos dafür da ist, wenn Jesus aus der unsichtbaren Welt in die sichtbare tritt und mit der Macht und Autorität Gottes die Ursachen für Gewalt, Unrecht und Tod beseitigt. Dann wird laut der Bibel «Shalom» einkehren – Friede und Gerechtigkeit, Harmonie und grandiose Fruchtbarkeit der Natur. Im Gegensatz zu Esoterikern und Endzeit-Spekulanten, die sich an eine Kalender-Chronologie halten, erwarten Christen diese Ereignisse als kairos.
Statt rüsten – geistlich vorbereiten
Stünde der Weltenumbruch à la Maya-Kalender bevor, gäbe es keine Weise, sich dafür zu «rüsten». Welche – auch geistige – Rüstung würde da taugen? Wer rüstet, tut es für einen Kampf. Was wäre sein Ziel?
Dagegen hat Jesus seine Freunde mehrfach gemahnt, geistlich wach zu sein und – für mehr Gerechtigkeit jetzt kämpfend – mit Gottes grösserem Handeln zu rechnen. Dieses wird kairos-gemäss in dem grossen, von Jesus angekündigten Tag kulminieren. Rüsten können wir uns nicht, uns vorbereiten, Gottes Handeln erwarten, dafür beten und darauf hinarbeiten schon.
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Der 21. Dezember 2012Keine Angst vor dem Weltuntergang
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet