Tod

Der Tod ist kein natürlicher Vorgang, sondern grausige Unnatur

Der Tod ist im Neuen Testament nicht der natürliche Abschluss des Lebens, sondern die furchtbarste Unnatur. Es ist nicht so, dass die göttliche Schöpfung schon den Keim des Todes in sich trägt. Vielmehr hat die Verwüstung der göttlichen Schöpfung durch die Loslösung vom Schöpfer den Tod zur Folge gehabt (Röm. 5,12; 6,23; vgl. 1. Mose 2,17).

Der Tod ist ein grausamer Feind; Jesus ergrimmt angesichts der Verheerung, die er im Haus seiner Freunde in Bethanien angerichtet hat (Joh. 11,38).

In der Gottesherrschaft gibt es Sieg über den Tod

Die Totenauferweckungen Jesu waren einzelne Teileinbrüche der Gottesherrschaft in den Machtbereich des Todes. Seine eigene Auferstehung hat einen Ausblick geschaffen aus dem hoffnungslosen Dunkel des Sterbenmüssens (1. Petr. 1,3-4) und den Grund gelegt zur endgültigen Überwindung des Todes.

Einmal wird die Macht dieses Feindes vollends gebrochen (1. Kor. 15,26). Auch die Apostel haben Macht über den Tod gehabt (Apg. 9,36-42; 20,9-12).

Tod ist überall, wo die Verbindung mit der oberen Heimat abgeschnitten ist

Vom Tod spricht das Neue Testament nicht nur da, wo die Auflösung des Menschen schon offensichtlich erfolgt ist, sondern auch da, wo sie im Verborgenen begonnen hat, weil der Mensch abgeschnitten ist vom göttlichen Urquell des Lebens.

»Dieser dein Bruder war tot«, heisst es vom Sohn, der sich vom Vater gelöst hatte (Luk. 15,32). »... die wir tot waren in den Sünden« (Eph. 2,5). Das ist nicht bildlich, sondern ganz eigentlich zu verstehen. Der gottferne Mensch stirbt immer mehr ab für das, was göttlich und gross ist. Für das, was zuletzt dem Menschenleben den Wert gibt, ist er empfindungslos und teilnahmslos wie ein Leichnam.

Das Geschöpf vermag sein Blut noch in Wallung zu bringen; der Gedanke an den Schöpfer lässt ihn kalt, seine Religion, wenn er sie hat, reicht nicht heran bis an den Pulsschlag seines Lebens. Sie vermag allenfalls seine Gedanken zu beherrschen. Das Herrliche, das der Allmächtige dem Bruder gab, sieht der gottferne Mensch nicht. Es ergreift ihn nicht mit der Urgewalt der Liebe.

In solch ein Leichendasein bringt Christus die grosse Wandlung: »Wir wissen, dass wir aus dem Tod in das Leben gekommen sind, denn wir lieben die Brüder« (1. Joh. 3,14). Nun grüsst der Bruder den Bruder mit der Sprache des Bluts. Nun jauchzt der Mensch über die Nähe seines Schöpfers, wie der im tiefen Schacht Vergrabene die Sonne grüsst.


Autor: Ralf Luther
Quelle: Neutestamentliches Wörterbuch

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