Advent – die grosse Wende (I)

Der heruntergekommene Gott

Advent will uns innerlich auf eine Sensation vorbereiten: Gott hat eine neue Adresse. Der Allmächtige kommt zu den Menschen und wohnt bei ihnen. Die Welt ist nicht mehr Gott-los.

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Die Geburt Christi war und ist eine Sensation - hier dargestellt im Rahmen der Weihnachtsreise in Solothurn.
Ich weiss nicht, wie Sie die Advent-Realität erleben. Vielleicht kitschig (oder voll Ärger über den Kitsch), vielleicht mühsam wegen dem Stress, vielleicht einfach schön – oder depressiv: – die «heilige Zeit» bringt alles Mögliche in uns hervor.

Sie ahnen es schon: Advent wurde nicht von Geschäftsleuten erfunden. Es scheint, dass unsere Väter wussten: an einem Tag oder an zwei Tagen, kann man die Bedeutung von Weihnachten nicht ganz erfassen. Dieses kosmische Geschehen, das in so kleiner, normaler, menschlicher Gestalt passiert – das braucht ein wenig mehr Zeit, sich darauf vorzubereiten. Darum Advent.

Gott ist heruntergekommen

Wenn wir Besuch bekommen, sind wir – spätestens nach drei Tagen – meistens froh, wenn er wieder geht. Gott wurde Mensch und hat die Welt besucht – und er bleibt hier wohnen. Was am Anfang des Neuen Testaments beginnt, dass ein Kind  in eine Familie hineingeboren wird, zieht sich bis zum Ende durch: «Siehe, die Hütte Gottes bei den Menschen. Er wird bei ihnen wohnen» (Die Bibel, Offenbarung, Kapitel 21, Vers 3) An Weihnachten hat Gott gesagt: «Ich will nicht primär in meinem Himmel wohnen, sondern schlussendlich bei den Menschen. Mein Zweitwohnsitz soll zum Erstwohnsitz werden. Dort, in der Gesellschaft dieser Wesen, will ich von jetzt an wohnen».

Das Elend geteilt

Gott hat sich in die Welt festgekrallt, all ihr Elend geteilt. Die Welt ist nicht mehr Gott-los. Er kam in sein Eigentum, und die Seinen haben ihn nicht aufgenommen (Die Bibel, Johannes-Evangelium, Kapitel 1, Vers 11), aber er hat sich nicht beleidigt abgewandt und in seinen Himmel zurückgezogen. Mit Weihnachten hat Gott eine beharrliche Geschichte hier auf der Erde angefangen, die bis heute weitergeht und noch lange nicht fertig ist. Er sitzt eben nicht mehr «budhha-haft» im Himmel und guckt sich das Elend hier unten an. Sondern er ist mitten reingegangen, solidarisierte sich und hielt unser Leben aus.

Bei den Menschen wohnen

Gott hat eine Sehnsucht, bei den Menschen zu wohnen. Er möchte mit Menschen aus Fleisch und Blut eine lebendige Beziehung eingehen. Sind wir dessen unwürdig? Natürlich! Aber das hindert Gott nicht. 30 Jahre später lässt sich Jesus aufs Kreuz legen, und Gott erklärt seinen Tod als Bezahlung aller Schuld. Seitdem ist keiner mehr «unwürdig», dass Gott in seinem Leben einziehen kann. Wer Jesus die Tür aufmacht, zu dem kommt er auch heute noch – garantiert.

Advent als Fastenzeit

Mit Advent beginnt das neue Kirchenjahr – eine neue Realität, in unsere Zeitrechnung hineingewoben. Und: bis ins 19. Jahrhundert hinein war Advent eine Fastenzeit. Menschen spürten, dass sie sich auf diesen Gott vorbereiten wollten. Wir wollen den ernstnehmen, dem es so ernst mit uns war!

Selbst wenn wir heute nicht fasten – es lohnt sich, durch Konsum-Glitter hindurch zu dem Gott vorzustossen, der Mensch wurde, weil er an uns so persönlich interessiert ist. Wer sagt denn, dass Weihnachten der TV auf Dauerbetrieb laufen muss? Es gibt kaum eine Zeit des Jahres, in der sich Abschalten und stille werden so lohnt.

Zum Thema:
Advent: Gott kommt zu mir
Advent – eine Provokation

Kolumne zum Sonntag: Advent - Zeit der Sehnsucht

Datum: 09.12.2014
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch

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