Livenet-Talk zu Weihnachten

«Sehnsüchte sind die Botschaft unserer Seele»

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Debora Sommer (Bild: Livenet)
Um etwas weihnachtliche Stimmung zu verbreiten, gibt es einen ganz besonderen Livenet-Talk, in welchem Dr. theol. Debora Sommer gute Gedanken zum Thema «Sehnsucht» weitergibt.

Es ist ein Gespräch über Sehnsüchte und unerfüllte Hoffnung und gleichzeitig ist der Livenet-Talk von Chefredaktor Florian Wüthrich mit Debora Sommer eine Weihnachtsfeier – mit einem Gedicht, einem vorgelesenen Psalm, Kerzenschein und einer Weihnachtsgeschichte.

Weihnachten 2021: Ein Fest der Hoffnung?

Dozentin und Autorin Debora Sommer glaubt, dass in diesen Weihnachtstagen Hoffnung und Sehnsucht besonders stark spürbar sind. Sie spricht von der «Sehnsucht nach einem Stück Normalität». In dieser dunklen Jahreszeit ergebe es durchaus Sinn, von Hoffnung zu sprechen. Gerade im Zusammenhang mit Weihnachten kommen viele Sehnsüchte zusammen.

Sehnsüchte gehören zum Menschen dazu. In diesem Zusammenhang zitiert Debora C.S. Lewis, welcher sagte, dass die ungestillten Sehnsüchte der Menschen ein Hinweis darauf seien, dass wir für eine andere Welt geschaffen sind. «Es ist die Herausforderung in unserem Leben, dass wir lernen, mit Sehnsüchten so umzugehen, dass wir nicht daran zerbrechen. «Im besten Fall können Sehnsüchte eine Art Leitlinie in meinem Leben werden, eine Wachstumsrichtung.» Die Wissenschaft bezeichnet Sehnsucht als eines der stärksten menschlichen Gefühle. «Es braucht Mut, sich der eigenen Sehnsucht zu stellen, denn es bedeutet, sich selbst gegenüber ehrlich zu werden.» Debora ist überzeugt, dass wir es uns leisten sollten, diesen Gefühlen Raum zu geben.

Sehnsucht als Lebensthema

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Buchcover «Im Herzen ist Raum für mehr» (Verlag «francke»)
In Debora Sommers Buch «Im Herzen ist Raum für mehr» (erhältlich im Livenet-Shop) geht es ebenfalls ums Thema Sehnsucht. Es ist das Produkt eines längeren Prozesses, in welchem sie lernte, ihr Innerstes offenzulegen. «Sehnsucht ist ein vielschichtiges Thema», sagt sie und beschreibt, wie sich die Arbeit am Buch anfänglich unstrukturiert gestaltete. Um etwas Ordnung reinzubringen, teilte Debora Sehnsüchte in drei Kategorien ein. Da sind erstens die alltäglichen Sehnsüchte, zweitens die Grundsehnsüchte wie Annahme, Geborgenheit und Liebe und drittens die Ursehnsucht. «Für mich war es eine wichtige Erkenntnis, dass jede Sehnsucht, egal auf welcher dieser Ebenen, letztlich ein Wegweiser zur tiefsten inneren Sehnsucht ist.» Solange wir erwarten, dass irgendetwas oder ein Mensch diese Sehnsucht stillt, werden wir letztlich immer irgendwie unbefriedigt bleiben.

Es lohnt sich, den Sehnsüchten nachzugehen

«Sehnsucht ist so etwas wie die Botschaft unserer Seele», sagt Debora. Es gilt, auf diese Botschaft zu hören. Sie erzählt das Beispiel ihres Mannes, der die inneren Sehnsüchte lange Zeit nicht wahrnahm. Er arbeitete und funktionierte. «Irgendwann, als er nicht mehr wirklich glücklich war mit dem, was er machte, sahen wir uns zusammen eine Fernsehsendung an.» Während sie dem Coach auf dem Bildschirm zuhörten, blickte Debora zu ihrem Mann rüber und sah, wie ihm Tränen runterliefen. «Das ist genau das, was ich machen möchte», sagte er. Die innere Sehnsucht hatte den Weg an die Oberfläche gefunden. Es folgte ein langer Weg der Veränderung. Wenn Debora heute, nach einer mehrjährigen Wegstrecke, sieht, wie er mit Menschen arbeitet und dabei aufblüht, erkennt sie, dass es sich lohnt, den eigenen Sehnsüchten Raum zu geben und ihnen nachzuspüren.

Ein stiefmütterliches Thema

Debora Sommer bedauert, dass das Thema «Sehnsucht» unter Christen oft vernachlässigt wird. Natürlich wird von der Sehnsucht nach dem Himmel gesprochen, doch Sehnsucht betrifft unsere ganze menschliche Existenz und dadurch unseren ganzen Alltag. «Manchmal habe ich das Gefühl, dass viele Christen gar nicht wagen, Sehnsüchten Raum zu gehen und ihnen auf den Grund zu gehen.» Genau an dieser Stelle sei der Glaube aber entscheidend. «Es geht um den Glauben, dass Gott mich gerade in meinen tiefsten Sehsüchten abholt, berührt und verändert.»

Debora ertappt sich selbst immer wieder dabei, das Stillen ihrer Sehnsüchte an falschen Orten zu suchen. «Plötzlich ist es mir wichtig, Annahme von Menschen zu erhalten, von ihnen akzeptiert zu werden und ihren Beifall zu ernten.» Immer wieder würden wir in die Falle tappen, dass unsere Sehnsüchte von Menschen gestillt werden können. «Doch letztlich finden wir nur bei Gott und in seinem Wort die wahre Erfüllung.»

Guter Umgang mit Sehnsüchten

Es besteht die Gefahr, die Erfüllung unserer Sehnsüchte im Irdischen zu suchen und das Ewige ausser Acht zu lassen. Genauso kann aber auch das Ewige überbetont werden, was zu Weltflucht und Todessehnsucht führt. Debora Sommer ist überzeugt, dass diese beiden Pole vermieden werden sollten. Stattdessen sollten wir danach suchen, wie wir diese Spannungen mit Gottes Hilfe bewältigen können.

An diesem Punkt kommt das Gebet zum Tragen. «Mit Gott ins Gespräch zu kommen, ist wie ein Anker in meinem Leben. Im Durcheinander des Lebens und der Gefühle gibt mir das Gebet einen inneren Halt.» Jesus Christus hat das Spannungsfeld zwischen himmlischer Herrlichkeit und irdischem Chaos in Höchstform durchlebt. Deshalb versteht er auch unser Spannungsfeld und unseren Schmerz. Mit Jesus in Beziehung treten zu können ist für Debora unsagbar wichtig. «In Anbetracht der Sehnsüchte – und es gibt auch zerstörerische Sehnsüchte – kann ich ihn um Hilfe bitten, um gut damit umzugehen.»

Das ganze Gespräch mit Debora und auch das Gedicht und eine Weihnachtsgeschichte sind im Livenet-Talk zu hören:

 

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Datum: 24.12.2021
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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