Physical Theatre

Mehr als (nur) Worte – neue Ausdrucksformen finden

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Sibylle und Stefan Rotman (Bild: zVg)
Wenn Menschen vor Rührung die Tränen in den Augen stehen oder sie gerade zum ersten Mal in ihrem Leben das Evangelium verstanden haben, sind Sibylle und Stefan Rotman ermutigt, mit ihrer Kunstform weiter zu machen.

Sibylle und Stefan Rotman leben mit ihren zwei Kindern in Wichtrach (BE). Ihre Leidenschaft gehört einer Kunstform, welche sie oft erklären müssen: Physical Theatre. «Wir machen so etwas wie ein Schauspiel ohne Worte.» Worte werden durch Körpersprache ersetzt, was auf Zuschauer eine ganz eigene Wirkung erzielt. Letztlich ist dies schwer zu erklären – man muss es erlebt haben.

Kreativität ist ein Geschenk Gottes

2008 haben Sibylle und Stefan The Artbeat gegründet. Als Physical Theatre Company führen sie Bühnenschauspiele auf. Obwohl sie nur wenige Worte verwenden, ist ihnen die Vermittlung einer Botschaft zentral wichtig. Sie wollen ein Stück auch nicht aus eigener Kreativität heraus produzieren, sondern Gottes Ideen und Führung zu suchen. «Ich möchte noch viel mehr die Kreativität vom Himmel anzapfen», drückt es Sibylle mit ihren Worten aus. «Gott ist die absolut kreativste Person und ich wünsche mir, dass wir noch viel mehr aus der Abhängigkeit mit ihm heraus kreativ sein können.»

Einmal war sie gerade im Auto unterwegs, als sie plötzlich ein ganzes Stück vor ihren inneren Augen vorbeiziehen sah. Das war ihr noch nie zuvor passiert und wurde für sie zum Augenöffner. Ein anderes Mal war sie begeistert, ein Stück über die Königin Esther zu machen. «Irgendwie fehlten mir aber die Leute, um das Stück aufzuführen.» So legte sie es wieder beiseite, wo es vier Jahre liegen blieb. Im Gespräch mit einer kunstschaffenden Frau entdeckten sie dann, dass beide an einem Stück über Esther arbeiteten und sich ihre bisherige Arbeit ideal ergänzte.

Zuschauer werden berührt

Sibylle und Stefan erzählen begeistert, wie sie Gottes Kreativität empfangen. Sie betonen aber auch, darin noch viel mehr entdecken zu wollen. Als sie dann von Menschen berichten, die durch ihre Aufführungen berührt wurden, scheint ihre Begeisterung noch grösser zu sein. Genau dafür setzen sie sich ein und strecken sich nach der Kreativität des Himmels aus. «Kunst darf Gottes Schönheit zeigen, schon das alleine wirkt heilend auf die Menschenseele.»

Nach einer Aufführung sagte ein Kind zu seinem Grossvater: «Heute habe ich zum ersten Mal verstanden, was Jesus für mich getan hat.» Als Stefan das hörte, war er tief bewegt und Sibylle erzählt von vielen Menschen, welche die Ostergeschichte mit Tränen in den Augen aufgenommen haben. «Manche haben die Geschichte über viele Jahre immer wieder gehört. Durch die Ausdrucksform des Physical Theatre wurde ihr Herz aber auf ganz andere Art berührt.»

Stefan erzählt von Menschen, die nach Aufführungen auf ihn zukommen, ihn umarmen und berichten, wie sie berührt worden sind. Rotmans glauben, dass durch das Körpertheater Dinge ausgedrückt werden können, wie Worte es oft nicht vermögen. «Ein Bild sagt mehr als 1'000 Worte», erklären sie den Sachverhalt. Obwohl durch das Theater (Kurz-)Geschichten und auch Botschaften vermittelt werden, bleibt dem analytischen Teil des Hirns vieles verborgen. «Wir lassen auch bewusst Dinge offen, so dass der Heilige Geist zu den Menschen sprechen kann.»

Es gibt noch viel Raum für neue Ausdrucksformen

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Passionsspiel zur Ostergeschichte (easterpassion.net)
«Ich wünsche mir, dass Kunstformen mehr im Gemeindeleben integriert werden – besonders im Gottesdienst.» Betrachtet Stefan übliche Gottesdienste, sieht er immer Musik und Predigt. Er glaubt aber, dass Menschen auch auf anderen Ebenen angesprochen werden können. Sibylle ergänzt, dass es nicht darum gehen darf, eine grossartige Show zu bieten. «Kunst und Kreativität haben durchaus ihren Platz und sollen ein Stück von dem Herzen Gottes reflektieren und ihm zur Ehre sein.»

Stefan betont die Wichtigkeit, auf eine professionelle Ebene hinzuarbeiten, um Kunstelemente im Gottesdienst zu integrieren. Sibylle erinnert in diesem Zusammenhang an die Berufsmusiker, welche Gott im alttestamentlichen Tempel lobten. «Natürlich ist es wertvoll, Anfängern einen Platz zu geben, um sich zu entwickeln. Es sollte aber normal sein, für Gott das Beste zu geben, was uns möglich ist.» Sibylle und Stefan haben sich im Laufe ihres Lebens ständig weitergebildet. Beide absolvierten ihr Studium im Ausland, das ihre Begabungen förderte, um beispielsweise Tourneen durch verschiedene Länder zu machen. Neue Ausdrucksformen, um die Botschaft Gottes weiterzugeben, sollten nämlich auch nicht auf den Gottesdienst begrenzt werden. «Wir wünschen uns, dass Gottes Kreativität im Gottesdienst sichtbar wird. Sie sollte aber auch zu der Gesellschaft durchdringen.»

Menschen sollen von Gott berührt werden können

«Was wollen wir mit dem Stück aussagen?» Diese Frage ist für Rotmans zentral. Wenn sie nicht geklärt ist, wird vielleicht an der Technik geschliffen und ein qualitativ hochwertiges Projekt aufgeführt, letztlich sei es aber eine leere Hülle. Obwohl sie die Kunst als ihre gemeinsame Berufung erkennen, dient sie nicht als Selbstzweck, sondern als Mittel, um Jesus den Menschen nahezubringen. Ihre eigene Herzenshaltung ist ihnen dabei wichtig und deshalb achten sie stets darauf.

Eine grosse Herausforderung bestehe oft darin, bereits eingeübte Choreografien oder Sequenzen wieder zu streichen. «Wir haben schon mehrmals erlebt, dass wir eine ausgearbeitete Choreografie wieder rausnahmen, weil sie nicht zum Stück passte oder die zentrale Botschaft nicht unterstrich. Es kam dann aber schon vor, dass wir diese Arbeit bei einem späteren Stück, wo es perfekt passte, verwenden konnten.» Auch hier geht es darum, dass Menschen von der Botschaft und dadurch von Gott selbst berührt werden. Diesem Ziel muss sich alles andere beugen.

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Datum: 29.09.2022
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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