«Gott ist immer mit uns»
10-Jähriger wird US-Schachmeister
Er spielt seit drei Jahren Schach. Jetzt, mit 10 Jahren, wurde er US-Meister. Noch vor ein paar Jahren hatte der Boko-Haram-Flüchtling Tanitoluwa Adewumi eine ungewisse Zukunft.
Am 1. Mai gewann Tani Adewumi alle vier Spiele gegen hochkarätige Gegner in Connecticut und gewann den Titel «Nationaler Schachmeister». Als Kind hatte er mit seinem Bruder Papierfiguren gebastelt und sie auf einer Art Schachbrett hin- und hergeschoben. «Total illegale Züge, aber es machte Spass», sagt er heute. «Richtig» Schach zu spielen begann er erst vor drei Jahren, nachdem seine Eltern mit der Familie 2017 in die USA geflüchtet waren.
Flucht vor Boko Haram-Terror
«Boko Haram töten, sie werfen Bomben auf dem Markt, die Moscheen, die Kirchen, überall», erzählt Tanis Vater, Kayode. Er betrieb in Nigeria eine kleine Druckerei. Als er sich weigerte, Poster zu drucken, auf denen «Tötet alle Christen» stand, tauchten sie in seinem Haus auf. Seine Frau Oluwatoyin war allein zu Hause: «Einer zielte mit dem Gewehr auf mich, ich war auf dem Boden. Und einer sagte: 'Komm, wir benutzen sie als eine Botschaft für ihren Mann.' Wollten sie mich vergewaltigen? Oder töten? Ich wusste es nicht. Aber ich betete nur 'Gott, errette mich. Rette meine Kinder!'»
Die Eindringlinge zogen ab, ohne Schaden anzurichten. Kayode zog mit seiner Familie in eine entfernte Stadt, wo Boko Haram ihn auch aufspürte und ihn mit dem Tod bedrohte. Schliesslich konnten sie nach Texas zu Verwandten fliehen. «Wir schauen nicht zurück auf das, was wir alles verlassen haben», sagen sie heute. «Wir danken Gott, dass wir einen Ort haben, wo wir schlafen können, ohne dass man uns jeden Tag belästigt und bedroht.»
Mit 8 zur New Yorker Schachmeisterschaft
Im Dezember 2017 zogen sie nach New York. Der nigerianische Pastor Philip Falayi liess sie erst in seinem Untergeschoss wohnen und besorgte ihnen dann eine Behausung für Obdachlose; ihr Sohn Tani ging in den Schachclub, den er in der Schule kennenlernte. «Er hat ein phänomenales Gedächtnis, und er arbeitete und übte wie wild», sagt sein Coach heute. «Er war immer der erste am Schachbrett.»
Seine Mutter betete regelmässig mit ihm und ermutigte ihn, dass er eines Tages erfolgreich sein würde. Im März 2019 nahm sein Coach den Achtjährigen mit an die New Yorker Schachmeisterschaft. Keiner gab ihm eine grosse Chance, aber er gewann gegen alle 73 anderen Spieler. «Gott hat mir beim Schach geholfen», sagte Tani einfach. «Er gab mir die Zuversicht. Ich bete, und er antwortet.»
«Verlieren ist ein Gewinn»
Tani und seine Familie gewannen plötzlich das Interesse der Medien. Das Flüchtlingskind als Schachmeister – das war ein Stoff, den die Leute liebten, und die New York Times machte eine grosse Geschichte daraus. Tanis Coach sammelte auf GoFundMe 250'000 Dollar in nur zehn Tagen. Bill Clinton wollte ihn kennenlernen. «Eine Familie rief an und sie schenkte uns ein nagelneues Auto. Eine andere Person mietete eine Wohnung für ein Jahr für uns», erzählt Vater Kayode. «Gott liess es die ganze Welt wissen, dass er jemanden aus der Zerstörung herausführen kann – von Nichts zu Etwas.» Tanis Eltern zogen in eine richtige Wohnung und behielten den Erfolg nicht für sich: Sie gründeten die Tanitoluwa Adewumi-Stiftung für Familien in Not.
Heute spielt Tani nach der Schule jeden Tag etwa zehn Stunden Schach und findet immer noch Zeit für den Schlaf. «Ich kann mir normalerweise 20 Positionen im Voraus vorstellen», erklärt er. Und wenn er verliert? «Ich sage mir, dass ich nie verliere, dass ich nur lerne. Denn aus Fehlern lernt man. Verlieren ist also ein Gewinn für dich selbst.» Tanis grosses Ziel: Er betet und arbeitet dafür, der jüngste Schach-Grossmeister der Welt zu werden: «Gott ist mit uns, und das heisst, dass mehr und grosse Dinge vor uns liegen, gute Dinge.»
Zum Thema:
«Der Süden muss wach werden»: Nigeria: Christliche Kirchen vereinigen sich gegen Boko Haram
Vor Boko Haram geflohen: Obdachloser Achtjähriger gewinnt Schachturnier
«Disney»-Film über Mutesi: Die Schachmeisterin aus Ugandas Slums
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / CBN News