Wort zur Coronakrise

«Gott rüttelt auf»

Die Corona-Pandemie ist keine Strafe Gottes, sondern sie soll aufrütteln. Davon ist der Theologe Henning Dobers überzeugt.

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Henning Dobers (Bild: ueberfluss2018.de)
Neben allem notwendigen und professionellen Gesundheitsmanagement der Verantwortlichen und Behörden stelle sich die Frage nach einer geistlichen Sicht auf die Dinge. «Lässt sich in den Entwicklungen ein Reden Gottes vernehmen?», fragt Dobers in einem Artikel der neuesten Ausgabe von «Geistesgegenwärtig», der Zeitschrift der Geistlichen Gemeinde-Erneuerung in der Evangelischen Kirchen in Deutschland (GGE), deren Leiter er ist.

«Ein aufrüttelndes Reden Gottes»

Weiter macht Henning Dobers deutlich: «Mein Eindruck ist, dass in der gegenwärtigen Corona-Pandemie, inmitten gottfeindlicher Krankheiten und Katastrophen in einer gefallenen Welt, ein uns aufrüttelndes Reden Gottes zu vernehmen ist.»

Der Leiter der GGE benennt Krisen und Bedrohungen der heutigen Zeit: «In den Dürreperioden der vergangenen Jahre, in der offenkundigen Ratlosigkeit der Völker in vielen politischen Fragen, im Elend der Flüchtlinge, die nach Europa strömen, in der gegenwärtigen Krankheitswelle – in alledem will Gott uns nicht strafen, denn die Strafe liegt auf ihm, dem Gekreuzigten.»

Ruf nach neuem Vertrauen

Es gehe nicht um Strafe, sondern um den Ruf Gottes. «Gott ruft uns inmitten all dieser Ereignisse primär an sein Herz. Er ruft uns aus vermeintlichen Sicherheiten heraus zu neuem Vertrauen auf ihn allein», so Dobers.

Zur derzeitigen Corona-Krise schreibt der GGE-Leiter: «Unsere Welt wird gegenwärtig von einem hochansteckenden Virus heimgesucht, das insbesondere ältere und / oder körperlich geschwächte Menschen gefährdet. Das Virus wirkt sich zudem erheblich auf unsere sozialen Kontakte, unseren Alltag und unsere Beziehungen aus. Die Folgen der Pandemie stellen unsere Solidarität und unser Mitgefühl auf die Probe … unser gewohntes Gemeindeleben, anstehende Konfirmationsfeiern, Abendmahlpraxis in den Ostertagen und vieles mehr sind betroffen. Das Virus infiziert zudem weltweit ökonomische Systeme, was spürbare Auswirkung für uns alle hat und haben wird. Die Verunsicherung ist gross.»

Er zieht eine Parallele zwischen der aktuellen weltweiten Krise und einer bedrohlichen Situation des Volkes Israel vor gut 2'500 Jahren. Dobers erinnert an ein Wort des Propheten Jesaja: «Wir warten auf dich, Herr, auch auf dem Weg deiner Gerichte; des Herzens Begehren steht nach deinem Namen und deinem Lobpreis. Von Herzen verlangt mich nach dir des Nachts, ja, mit meinem Geist suche ich dich am Morgen. Denn wenn deine Gerichte über die Erde gehen, so lernen die Bewohner des Erdkreises Gerechtigkeit» (Die Bibel, Buch des Propheten Jesaja, Kapitel 26, Verse 8-9).

«Corona nicht schnell wegbeten»

Es gehe nicht darum, so Dobers, Corona «schnell «wegzubeten», sondern zunächst demütig zu bekennen: «Wir warten auf dich, Herr, auch auf dem Weg deiner Gerichte.» Und weiter: «Wir beugen uns vor dir. Wir bekennen für uns persönlich und stellvertretend für unser Land, dass wir (selbst-)sicher und ohne Aufblick zu dir gelebt haben. Wir bekennen, dass wir in unserem Alltag und in unserem Leben ganz gut ohne dich auskommen. Wir bekennen dir unseren real existierenden Atheismus. Wir erkennen und bekennen, dass es letzte Sicherheit nur in Bindung an dich, Herr, gibt. Wir hören deinen liebenden Weckruf an uns. Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine grosse Barmherzigkeit.»

Sich demütigen und beten

Bevor Dobers zum Gebet in der jetzigen Coronakrise ermutigt, erinnert er an einen Ausspruch des israelischen Königs Salomo, in dem dieser an damalige Bedrohungen erinnert. Dobers formuliert dazu folgendes Gebet: «Wir halten dir vor dein Wort, dass du König Salomo verheissen hast: 'Siehe, wenn ich den Himmel verschliesse, dass es nicht regnet, oder die Heuschrecken das Land fressen oder eine Pest unter mein Volk kommen lasse und dann mein Volk, über das mein Name genannt ist, sich demütigt, dass sie beten und mein Angesicht suchen und sich von ihren bösen Wegen bekehren, so will ich vom Himmel her hören und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen' (Die Bibel, Zweites Buch der Chronik, Kapitel 7, Verse 13 und 14). Herr, bitte heile uns und unser Land. Heile du Europa! Erlöse die Welt von der gegenwärtigen Krankheitswelle.»

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Datum: 26.03.2020
Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet

Kommentare

Den Gedanken von Herr Dobers stimme ich zu, allerdings nicht in allem. Mir ist klar, dass wir heute nicht von einem richtenden, strafenden Gott reden wollen- doch sollten wir es. In der ganzen Bibel, Altes wie Neues Testament, ist von beiden Seiten Gottes die Rede: vom gerechten, zornigen, heiligen Gott und vom barmherzigen, gnädigen, gütigen Gott. Diese Spannung dürfen wir nicht auflösen. Gottes Gericht am alttestamentlichen Israel ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir Gott fürchten und Ihn lieben. Dass die Strafe auf Jesus liegt, bedeutet nicht, dass die Menschheit keine Strafe mehr trifft, wenn wir nicht von ganzem Herzen umkehren. Dobers Gebete sind dringend notwendig.

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