Neue Herausforderungen
In Südamerika öffnen die Schulen wieder
Ab März soll in den Klassenzimmern in Südamerika wieder Leben herrschen. Das gilt auch für die sechs Partnerschulen das Kinderwerkes Lima in Peru und Paraguay. Allerdings treten erst dadurch die Folgen des zweijährigen Online-Unterrichts zutage.
«Wir fiebern dem Schulanfang förmlich entgegen», sagte Missionsleiter Theo Volland in der Zentrale des Hilfswerkes in Heidenheim. «In Peru waren die meisten Schulen volle zwei Jahre lang geschlossen. Es durfte nur Fernunterricht erteilt werden.» Laut Volland beginne für die Familien und Schüler fast eine neue Zeitrechnung nach dem langen Lockdown.
Spätestens nächste Woche dürfen in Südamerika alle 5'000 Schülerinnen und Schüler aus dem Umfeld des Kinderwerks, viele aus ärmsten Verhältnissen, endlich wieder ihre Schulen betreten. In Lima werde es zunächst «Semipräsenzunterricht» geben. Eine Hälfte der Klasse ist in der Schule anwesend, die andere Hälfte verfolgt den Unterricht live übers Internet von zu Hause aus. «Unsere Schule in Huanta, im Hochland Perus, durfte schon Ende 2021 Präsenzunterricht erteilen.» Dafür habe es eine Sondergenehmigung vom Oberschulamt gegeben. «Als einzige Privatschule der ganzen Region», betonte der Missionsleiter. Auch an den zwei Partnerschulen des Kinderwerks in Paraguay gilt jetzt wieder Präsenz: Endlich dürfen wieder die ganzen Klassen in den Unterricht kommen.
Vielfältige Herausforderungen
Schüler und Lehrer könnten den Schulanfang kaum erwarten. Alle hätten genug von Bildschirmunterricht und stockenden Internetverbindungen. «Eltern rennen uns die Tür ein und wollen ihre Kinder bei uns anmelden. Leider haben wir nur noch wenig freie Plätze.»
Laut Volland werden auf die Lehrer und Erzieher aber nun auch vielfältige Herausforderungen zukommen: «Wir werden Drittklässler haben, die ihr Klassenzimmer noch nie von innen gesehen haben. Für sie besteht Schule aus einem Gesicht auf dem Bildschirm. Manche haben sich nur sporadisch in den Unterricht eingewählt. Wir befürchten, dass einige bis jetzt noch nicht lesen und schreiben können.»Traumata nach Lockdown begegnen
Man müsse auch damit rechnen, dass viele Kinder traumatisiert aus dem Lockdown zurückkommen. «In Peru mussten die Kinder per Verordnung über sechs Monate im Haus eingesperrt bleiben. Täglich war nur eine Stunde 'Freigang' erlaubt. Und auch dann nur mit Maske 500 Meter ums Haus und unter Aufsicht eines Erwachsenen. Spielen mit Nachbarskindern war verboten — Ansteckungsgefahr!» Dazu die Probleme in den Familien: «Wir rechnen mit allem bis hin zu Traumata durch Streit der Eltern, Alkoholsucht, Gewalt und Missbrauch.»
In der Pandemie habe das Hilfswerk in Peru und Paraguay umfangreiche Hilfsaktionen für die Menschen durchgeführt. So seien in den letzten 24 Monaten mehr als 50'000 Lebensmittelpakete an notleidende Familien verteilt worden. Viele Menschen würden dem Kinderwerk vertrauen. Das werde den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern helfen, mit Kindern und Eltern ins Gespräch zu kommen. «Die Sozialarbeiter, Psychologen und Seelsorger unserer sechs Partnerschulen in Peru und Paraguay bereiten sich intensiv darauf vor, verletzte Kinderseelen zu heilen. Mit Gottes Hilfe wollen wir diese Aufgabe annehmen», sagte der Missionsleiter.
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Quelle: Kinderwerk Lima