Homeschooling

«Jede Familie ist herausgefordert, ihren eigenen Weg zu finden»

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Durch Corona sind Eltern schulpflichtiger Kinder in eine ganz neue Rolle hineingekommen. Auch für die Kinder bedeutete dies eine grosse Veränderung. Livenet sprach mit einigen Müttern und Schülern über Herausforderungen, Chancen, Tipps und Tricks.

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Ausstiegsfahrplan des Bundesrats (Grafik: SRF)
Der Ausstiegsfahrplan, den der Bundesrat am 16. April 2020 präsentiert hat, sieht eine Wiederaufnahme des Schulbetriebs auf den 11. Mai vor. Bis dahin ist für Eltern schulpflichtiger Kinder nochmals «Homeschooling» angesagt. Für die einen ist dies durchaus eine gute Nachricht, da sie auf diese Art die Beziehung enger pflegen können. Andere sehnen sich nach der Rückkehr in den normalen Schulalltag. Livenet-Redaktorin Meike Ditthardt fragte bei einigen Müttern und ihren Kindern nach, wie sie diese spezielle Situation erleben.

Mütter erzählen:

1. Familienstrukturen und Routinen geben Klarheit

«Die wichtigste Hilfe in dieser Zeit sind für uns die Familienstrukturen und Routinen. Die Kinder sind es gewohnt, dass sie Alltagsämtli übernehmen (bei der Wäsche helfen, Staubsaugen, Einkaufen etc.). Daneben gelten in unserer Familie klar abgemachte Medienzeiten je nach Alter. Wenn die Kinder jeweils ihre schulischen Aufgaben, die Alltagsämtli und eine Stunde Bewegung draussen gemacht haben, dürfen sie momentan jeden Tag zusätzlich eine halbe Stunde Medienzeit machen. Diese Strukturen geben den Kindern und uns Klarheit und Orientierung.»

2. Freiräume für alle!

«Ein wichtiger Grundsatz in unserer Familie ist, dass jeder seinen Entwicklungsraum hat. Die Kinder sollen genügend Freiraum haben, um zu spielen und eigene Ideen zu entwickeln. So werden neue Legoprojekte gestartet, Eier auf eine neue Art gefärbt, zum Frühstück plötzlich Pancakes gebacken oder alte Spiele entdeckt, wie z.B. gemeinsames Seilspringen im Garten.

Die grösste Herausforderung für uns ist, dass wir nun wieder dauernd für unsere Kinder präsent sind. Das erinnert mich an die Kleinkinderzeit, welche ich deshalb anstrengend fand und lernen musste, mir auch genügend Freiraum für mich selbst zu schaffen. Dies erfordert eine gute Absprache mit meinem Mann und gegenseitige Rücksichtnahme. Mein Mann zieht sich gerne zum Basteln in seine Werkstatt zurück, während ich gerne allein eine Walkingtour in der Natur mache. Unsere Kinder haben gelernt, dass es Zeiten gibt, in denen wir ungestört sein wollen und deshalb ihre Anliegen gerade etwas warten müssen. Und ja, wir haben Konflikte, sind schneller genervt und lernen immer wieder, dies auszuhalten und uns wieder zu versöhnen.»

3. Bibellesen als Kraftquelle

«Im Unterwegssein mit Gott ist unser Glaube in unserem Leben gewachsen. Ich habe mir seit einigen Jahren angewöhnt, dreimal pro Tag innezuhalten und zu beten sowie täglich in der Bibel zu lesen. In dieser Coronazeit können sogar neue 'Triebe' hinzukommen: Wir beginnen unseren Schulmorgen mit Gebet und Bibellesen. Die Kinder können bei einem Fragequiz Punkte sammeln und dürfen sich bei einer gewissen Anzahl von Punkten bei iTunes einen Film herunterladen.»

4. Druck herausnehmen

«Wenn wir lernen, Gelassenheit einzuüben, entsteht weniger Druck, alles perfekt machen zu müssen. Jede Familie ist herausgefordert, ihren eigenen Weg zu finden. Ich erhoffe mir, dass alle sorgsam sind, sich nicht gegenseitig Druck aufzuerlegen und dabei erhöhte Erwartungen zu schaffen, welche die familiären Beziehungen stark belasten können.»

Kinder erzählen:

1. Zeit mit Mami

«Meine Mami ist eine tolle Lehrerin! Ich finde es prima, wenn sie meine Aufgaben nachschaut und 'Bravo' darunterschreibt. Meine Mami muss jetzt auch nicht mehr weg zur Arbeit, das ist super! In den Lernpausen machen wir zusammen Bewegungsspiele – echt cool! Mathieu, 1. Klasse

2. Zeit zum Bibellesen und Briefe schreiben

«Ich kann bei meiner Familie sein und habe weniger Schule. Aber Mutti kann nicht so gut Mathe wie mein Mathelehrer. Mir fehlen meine Freunde. Mich überfordert, dass nicht mehr alles gleich ist wie vorher. Wenn ich traurig bin, lasse ich mich von meinen Eltern trösten. Ich lese mehr in der Bibel und suche, ob mir etwas hilft in dieser Situation. Mit Kreide haben wir Bibelverse für andere Menschen auf die Strasse geschrieben. Wir rennen in der grossen Pause dreimal um den Block herum. Wir schauen https://www.schlaumeier.online und machen dort das Sportprogramm. Wir haben den Grosseltern und unserer Coiffeuse Briefe geschrieben, die sie ermutigen sollen. Toll war, als wir mitten in der Woche Pizza bestellt haben!» Noah, 5. Klasse

3. Über Sorgen sprechen

«Ich kann ausschlafen und mir die Schulaufgaben selbst einteilen. Mir fehlen meine Kolleginnen und die Lehrer. Die Kontakte per Telefon oder Skype zu pflegen, ist anders als zusammen zu sein. Ich sorge mich, dass es noch lange geht und was ich damit verpassen könnte. Ich spreche darüber, versuche mich abzulenken, damit ich nicht undankbar werde und schlechte Laune bekomme.» Jamina, 6. Klasse

4. Stress vermeiden

«In dieser Zeit hilft mir ganz besonders meine Beziehung zu Gott, die mir viel Sicherheit schenkt. Wir Kinder haben am Morgen meist Aufgaben gemacht, und da die meisten von uns noch Hilfe von der Mama brauchten, verlief nicht immer alles stressfrei. Nachher merkten wir, dass der Stress unnötig gewesen war, denn das Resultat der erarbeiteten Aufgaben war gut!» Jaelle, 7. Klasse

Livenet-Talk «Glaubenstraining Familie»:

Während der Coronakrise führt Livenet jeweils am Dienstag und Freitag eine Gesprächsrunde zu einem aktuellen Thema durch. Morgen Dienstag steht das Thema «Glaubenstraining Familie» im Fokus. Der Livenet-Talk startet um 16:00 Uhr und ist anschliessend auch als Youtube-Video abrufbar.

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Datum: 20.04.2020
Autor: Meike Ditthardt
Quelle: Livenet

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