Bisher mutigster Schritt

Kirchen im Sudan: Offener Brief an den Präsidenten

Christliche Kirchen im Sudan haben einen offenen Brief an die Regierung geschrieben, in dem sie die Zerstörung von Kirchengebäuden in der Hauptstadt Khartoum verurteilen. Sie beschreiben den Akt als «systematische Verletzung der Religionsfreiheit für Christen».

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Omar Hassan al-Bashir
Der Brief mit Datum vom 16. Mai wurde von der «Sudanese Church of Christ» (SCOC) verfasst, die etwa 220'000 der rund zwei Millionen Christen im Sudan repräsentiert. Die Verfasser beschreiben die «harten Bedingungen», unter denen Christen in den letzten Jahren gelitten haben. Dazu gehört die Zerstörung von Kirchen, Enteignung von kirchlichem Besitz, Verweigerung von Baubewilligungen für neue Kirchen und Reisebeschränkungen für Gemeindeleiter.

Ein ausländischer Mitarbeiter, der aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte, beschreibt den Offenen Brief als den «bisher mutigsten Schritt, den die Leitung der SCOC unternommen hat, um gegen den dauernden Druck zu protestieren, denen die Kirchen von Seiten der Regierung ausgesetzt sind». Er fährt fort: «Die ganzen Jahre lang haben sie vor allen möglichen Regierungsstellen gegen die ständigen Verletzungen der Religionsfreiheit protestiert; aber das ist das erste Mal, dass so ein Offener Brief in den sozialen Medien verbreitet wird».

Über 20 Kirchen bedroht

Nach Angaben des «World Watch Monitor» wurde der Brief einen Tag, bevor die Regierung eine SCOC-Kirche zerstörte, abgesandt. Die Kirche hatte seit 1983 in Aldadisia in Ost-Khartoum gestanden. Die Regierung hatte die Kirche wiederholt aufgefordert, das Land zu räumen, hatte aber keine Beweise für den Besitz des Grundstücks vorgelegt. Die Kirche hatte die Dokumente, aber die Behörden weigerten sich, den Fall anzuhören mit dem Hinweis, sie hätten Befehl, das Gebäude zu zerstören.

25 weitere Kirchen sind für den Abriss vorgesehen – alle mit dem Hinweis auf Verletzungen der Vorschriften für die entsprechende Zone (Livenet berichtete).

Deutliche Worte

«Diese Vergewaltigung der heiligen Orte tut uns sehr weh, und wir verurteilen sie aufs Schärfste», hält der Brief fest. «Wir halten den Geheimdienst für die Zerstörungen verantwortlich, unter anderem, weil sie Dokumente konfisziert haben. Wir halten auch die Behörden und das Ministerium für Planung und Infrastruktur verantwortlich für die Angriffe gegen die Kirchen und den finanziellen Schaden.»

Die SCOC drängt den Präsidenten, Christen Land für den Kirchenbau zu überlassen und ihnen damit das konstitutionelle Recht, Land zu besitzen, zuzugestehen. Präsident Omar al-Bashir wird auch aufgefordert, alles konfiszierte Land und die entsprechenden Dokumente herauszugeben, dazu auch Reisedokumente, und den Geheimdienst daran zu hindern, die Rechte der Christen weiterhin zu verletzen.

Seit 2013

Im Jahr 2013 hatte der Erziehungsminister des Sudans angekündigt, dass es keine Bewilligungen für neue Kirchen geben werde. Dies mit dem Hinweis, dass keine Notwendigkeit für neue Kirchengebäude bestehe, weil die meisten Christen des Landes nach der Loslösung von 2011 in den Südsudan ausgewandert seien. Seitdem setzte die Regierung die allmähliche Konfiszierung und Zerstörung von kirchlichem Eigentum durch.

Der SCOC hat auch lokale und internationale Menschenrechtsorganisationen aufgefordert, Druck auf Präsident al-Bashir auszuüben, damit die sudanesische Regierung ihren Druck auf die Christen und die systematischen Verletzungen der Religionsfreiheit im Land aufgibt.

Zum Thema:
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Datum: 29.06.2017
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Times

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