Brückenbauer zwischen Welten

Dienstältester Methodisten-Bischof Schäfer verstorben

Am vergangenen Donnerstag, 14. Juli 2016, starb Bischof Dr. h.c. Franz W. Schäfer im 96. Lebensjahr. Er war der dienstälteste Bischof der weltweiten United Methodist Church und von 1966 bis 1989 zuständig für die Evangelisch-methodistische Kirche in Mittel- und Südeuropa sowie in Nordafrika. Der Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in der Schweiz war ein Brückenbauer in einer Welt, die durch den West-Ost-Konflikt tief gespalten war.

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Donnerstag, 14. Juli 2016, starb Bischof Dr. h.c. Franz W. Schäfer im 96. Lebensjahr.
In seiner Kindheit ahnte niemand, was aus dem am 10. März 1921 in der Nähe von Basel geborenen Franz Werner Schäfer einmal werden würde. In einfachen Arbeiterverhältnissen aufgewachsen, engagierten sich die Eltern für Menschen in Not und für eine gerechtere Welt. Doch väterlicherseits lebte die Familie in Distanz zur Kirche. Erst als Zwölfjähriger folgte Franz Schäfer zögernd der Einladung, die methodistische Sonntagschule in Birsfelden zu besuchen, wo seine Familie damals wohnte.

Vom Kürschner zu Bischof

Franz Schäfer hätte gerne das Gymnasium besucht, begann aber als Vierzehnjähriger der wirtschaftlichen Not gehorchend eine Lehre als Kürschner. Während seiner Lehrjahre ermutigten ihn Menschen aus der methodistischen Gemeinde, Lehrer oder Pfarrer zu werden. Nach einem Theologiestudium am Seminar der Basler Mission folgten kurze Dienstzeiten in Bern, Signau-Grosshöchstetten und Baden.

In Baden heiratete er seine erste Frau, Lydia, die aber schon im folgenden Jahr verstarb. 1951 wurde ihm der deutschsprachige Gemeindebezirk von Lausanne zugewiesen, der während seiner Dienstzeit wieder zu neuem Leben erblühte. Er heiratete seine zweite Frau Heidi, und dem Paar wurden in den folgenden intensiven, aber glücklichen Jahren fünf Kinder geschenkt. Heidi Schäfer verstarb 1987.

Vom Übergangsbischof zum Bischof auf Lebenszeit

Als nach dem überraschendem Tod von Bischof Ferdinand Sigg im Jahr 1965 ein neuer Bischof gewählt werden musste, fiel die Wahl am 2. September 1966 in Lausanne (Schweiz) auf Franz Schäfer, der mittlerweile zum Distriktsvorsteher der Schweizer Methodistenkirche der berufen worden war. Franz Schäfer sah sich zunächst als «Übergangsbischof» für die Kirchenvereinigung zwischen der Methodistenkirche und der Evangelischen Gemeinschaft zur United Methodist Church. Doch 1973 wurde er wiedergewählt auf Lebenszeit.

Brückenbauer zwischen Kulturen und Systemen

Das Bischofsgebiet von Mittel- und Südeuropa umfasste seit 1954 äusserst unterschiedliche Länder: vier in Westeuropa, zwei in Nordafrika und fünf im kommunistischen östlichen Mitteleuropa. Bischof Franz Schäfer wurde in seinem Dienst zu einem Grenzgänger zwischen völlig verschiedenen gesellschaftlichen und weltanschaulichen Systemen. Die Wahrnehmung der bischöflichen Aufsicht und die damit verbundenen Reisen in die Länder Nordafrikas oder des kommunistischen «Ostblocks» wurden ihm oft erschwert, teilweise auch verwehrt. Doch wo immer er reisen durfte, war es ihm ein Anliegen, nicht Strukturen, Systeme oder Ideologien zu sehen, sondern die Menschen. Und dass er diesen Menschen authentisch, respektvoll und mit Wertschätzung begegnete, machte ihn über viele sprachliche, kulturelle, ideologische und religiöse Grenzen hinweg zu einem glaubwürdigen und verlässlichen Gegenüber. Noch vor der Wende wurde er 1985 durch die Comenius-Fakultät der Universität Prag (Tschechien) als Ehrendoktor der Theologie ausgezeichnet.

Engagement für Einheit und Ökumene

Während der 23-jährigen Zeit im aktiven Dienst engagierte sich Bischof Franz Schäfer auch für die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen methodistischen Kirchen und in der Ökumene. Er förderte die Zusammenarbeit sowohl unter den Missionsbehörden als auch unter den Kirchenleitungen der methodistischen Kirchen in Europa. Im zwischenkirchlichen Bereich der Schweiz war er aktiv im Schweizerischen Evangelischen Kirchenbund und engagierte sich in der Gründung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in der Schweiz. Franz Schäfer betrachtete das Engagement über sein arbeitsintensives Bischofsgebiet hinaus als Chance, die eigene Kirche glaubwürdig zu vertreten.

Als Bischof Franz Schäfer im Frühjahr 1989, kurz vor der politischen Wende in Europa, in den Ruhestand trat und die Verantwortung für das vielfältige und herausfordernde Gebiet der Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa an den neu gewählten Bischof Heinrich Bolleter übergab, blieb die Verbundenheit mit der grenzüberschreitenden, methodistischen «Familie» in Herz und Sinn wach. Auch im hohen Alter, als seine körperliche Bewegungsfreiheit zusehends eingeschränkt wurde, nahm er als inzwischen dienstältester Bischof der weltweiten United Methodist Church mit Interesse und einem wachen Geist an der Entwicklung seiner Kirche Anteil.

Am 14. Juli 2016 wurde Bischof Franz Schäfer im 96. Altersjahr friedlich im Kreis seiner Familie in die Ewigkeit gerufen. Ein öffentlicher Dankgottesdienst im Gedenken an Bischof Franz Schäfer wird am 8. August 2016 um 14 Uhr im Fraumünster in Zürich stattfinden.

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Datum: 18.07.2016
Autor: Bischof Dr. Patrick Streiff
Quelle: Zentralkonferenz von Mittel- und Südeuropa

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