Geheimchristen in der Türkei

Immer mehr steigen aus dem Untergrund heraus

Der Artikel einer türkischen Journalistin mit dem Titel «Tausende Christenfamilien leben im Verborgenen» macht auf ein Phänomen aufmerksam, das bisher meistens übersehen wurde.

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In den Felsenkirchen und im Untergrund von Kappadokien versammelten und verstecken sich in früheren Jahrhunderten die Christen des Landes.
In den Jahrhunderten unter den osmanischen Sultanen hatten immer wieder generell diskrimierte, oft auch verfolgte Christen äusserlich den Islam angenommen, Jesus Christus aber im Verborgenen die Treue bewahrt. So entgingen sie dann den Massakern an Armeniern, Syrisch- und Griechisch-Orthodoxen im Ersten Weltkrieg. Auch bei der allgemeinen Vertreibung von über zwei Millionen Christen durch Atatürk vor genau 90 Jahren 1922/23 blieben sie als vermeintliche Muslime ausgenommen. Damals schlossen sich ihnen auch nicht wenige bis dahin als solche deklarierte Christen an, um im religiösen Untergrund in der angestammten Heimat bleiben zu dürfen.

Ein offenes Geheimnis

Die Existenz dieser Geheimchristen blieb bis heute ein offenes Geheimnis. Von türkischer Seite wurde es tot geschwiegen. Erst in den letzten Tagen haben zwei freisinnige Zeitungen den Bann gebrochen: Am meisten Aufsehen erregt ein Artikel des «Radikal» mit dem Titel «In der Türkei leben Hunderttausende geheime armenische Christen». Nach Umfragen der Zeitung finden sich diese besonders in der Osttürkei. Dort hatten bis zum «Abtransport» auf Todesmärsche in Vernichtungslager am Euphrat 1915/16 überwiegend christliche Armenier, Aramäer und Schwarzmeergriechen gelebt. Der christlich-armenische Untergrund von heute findet sich in Amasya, Diyarbakir, Batman, Tunceli und Mus, aber auch mitten in Istanbul.

Aufsehenerregende Reportage

Gezielt mit den griechisch-orthodoxen Geheimchristen beschäftigt sich die türkische Journalistin Yasemin Güc im «Ekspres» in der Reportage «Tausende Christenfamilien leben im Verborgenen». Es ist überhaupt bezeichnend, dass es in den Medien der Türkei fast nur Frauen sind, die sich neben der eigenen Hintansetzung auch anderer Unterdrückter wie der Christen annehmen. 

Frauen wagen sich zuerst hervor

Yasemin Güc hat orthodoxe Geheimchristen in allen früher von Griechen bewohnten Gegenden an den türkischen Küsten sowie in Kappadokien gefunden. In vielen dieser Familien bezeichnen sich nur die Männer als Muslime, während Mädchen und Frauen offen als Christinnen praktizieren. Erst mit der evangelischen Verkündigung unter ihnen wagen sich immer mehr türkische Geheimchristen hervor. Allerdings nur in den Städten, wo ihnen weniger gesellschaftliche Ächtung und Bedrohung durch aggressive Islamisten wegen ihres «Abfalls» droht.

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Datum: 18.03.2013
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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