Filmtipp: «Naturgewalt Mensch»

Wie der Mensch den ganzen Globus prägt

Zoom
Plastikmüll im Meer (Bild: Unsplash)
Solange das April-Wetter weitergeht, empfehlen wir die topaktuelle Doku für Regentage, die unser Zuhausebleiben bereichern kann. Bombastische Naturaufnahmen, aber auch Zivilisation und Technik machen den Film zu einem eindrücklichen Seh-Erlebnis: riesige Felder, emsige Insekten, Austern im Meer oder gewaltige Eingriffe im Amazonas. Diese Doku zeigt nicht nur Problemfelder, sie sendet auch Hoffnungsschimmer und ein Update bis hin zur Corona-Zeit.

Immer öfter hört man: «Wir kennen ja die Auswirkungen und wüssten, was zu tun ist. Aber…» Das Spezielle an diesem Streifen sind praktikable Lösungsansätze, und die imposanten Highend-Aufnahmen sind herausragend und wirken.

So wird bei «Anthropozän – Naturgewalt Mensch» nicht nur die Land-Knappheit gezeigt, sondern trendige Projekte wie das «Urban-Gardening» auf New Yorks Dächern, wo jährlich 40'000kg Früchte, Gemüse und Kräuter geerntet werden.

Gestartet wird unmittelbar ausserhalb der Erdatmosphäre des wunderprächtigen Planeten mit Sonnenaufgang und HD-Bildern von Wolken, Meer und Kontinenten. Und die Botschaft ist klar: Bewahren und pflegen wir diesen göttlichen Schatz, den wir verwalten dürfen.

1972: «Menschen bringen die Erde aus ihrem Gleichgewicht»

Der «Club of Rome» hat bereits 1972 folgendes analysiert: «Wir Menschen sind dabei, die Erde aus ihrem Gleichgewicht zu bringen.» Als erstes Thema zeigt die Doku bildgewaltig, wie die Bevölkerung mit ihren Bauten eine Technosphäre auf- und in die natürliche Biosphäre baut und so vieles verändert; und mit animierten Bildern, wie sich New York mit seinen Wolken-Kratzern vergrösserte. Im Jahr 2008 lebten erstmals in der Weltgeschichte mehr Menschen in Städten als auf dem Land.

Ein zukunftsweisendes Wohn-Projekt bei Shanghai entstand in 88 Meter Tiefe aus einem alten Steinbruch mit 18 Stockwerken, wovon sich 16 eigentlich unterirdisch befinden. Das Wasser sorgt für ein besonders angenehmes Klima.

Boden, der die Welt bedeutet

Eine weitere Aufnahme zeigt die Mega-Landwirtschaft in Kalifornien, wo die Flugkamera wegzoomt und der arbeitende Mensch im schier unendlichen Feld verschwindet. Für Felder wie diese wird auch der Amazonas abgeholzt – die Lunge der Erde.

Im Sommer 2019 lodern Unmengen von Feuern und zerstören innert weniger Tage eine Waldfläche von 600'000 Fussballfeldern. Dies war kein Unfall, sondern bewusstes Roden für neue Anbauflächen, besonders als Futter für die sogenannten Nutztiere.

Und noch immer unterschätzt sind die Folgen, welche vom tierischen Methan ausgehen. Der Ausstoss eines Rindes entspricht einem PKW, der jährlich 18'000 Kilometer zurücklegt und bei einer 25mal stärkeren Wirkung als CO2. Dabei gibt's auch in Australien und anderswo Rinderfarmen mit Zehntausenden, ja Hunderttausenden Tieren.

Und apropos Lunge, zurzeit gibt es acht Millionen Tote aufgrund von Luftverschmutzung, rund 1/9 der Todesfälle.

Lebenselexier Wasser

Der Hudson River bei New York war früher übervoll mit Fischen und anderen Lebewesen – die Fischerei boomte. Nach einem massiven Austernsterben werden die lebenden Kläranlagen wieder neu angesiedelt. Sie üben eine wichtige Funktion der Wasserreinigung aus, eine einzige Auster filtriert 240 Liter Wasser täglich.

Besonders das Trinkwasser gilt es zu erhalten – ja, es ist überlebenswichtig. Denn die Wasserknappheit könnte stark zunehmen, da Gletscher und Eis als Speicher dienen. Sie sind auf dem Weg, rund einen Drittel an Kapazität zu verlieren.

Meer und Müll

Plastikmüll befindet sich in den Meeren – und Vögeln. In ihrem Magen und den Gedärmen. Eine häufige Todesursache ist das Verhungern, weil ihre Mägen gefüllt sind.

Grenzenlos verbreitete Plastikmengen ziehen sich über die Weltmeere, die auch abgelegene Ecken des wunderbaren Planeten erreichen. Und die Folgen des zerkleinerten Mikroplastiks sind noch schwierig einzuschätzen.

In der Doku kommen immer wieder Wissenschaftler und Forscher, wie beispielsweise ein australischer Meeresgeologe oder ein Atmosphären-Physiker der NASA zu Wort.

Von Kaninchen und Kraut

Ein hilfreiches Filmelement sind die historischen Rückblicke, wie etwas begann. So wird beispielsweise die Entdeckung und Verbreitung der Kohle oder des Öls dargestellt.

Zu Beginn der Globalisierung stand auch Ex- und Import von Waren wie Pflanzen oder Geräten. Und besondere Lebewesen sorgten dafür, dass der längste Zaun der Welt mit über 1800km Länge gebaut wurde. Tierarten sterben aus, andererseits verbreiten sich ausländische Arten, die nicht von natürlichen Feinden reguliert werden; beispielsweise eingeführte Kaninchen, die in Australien zur Plage wurden. Die Eindämmung kostet jährlich eine Milliarde Australische Dollar.

Dem gegenüber schreitet das Artensterben bei Pflanzen 500mal schneller als unter natürlichen Bedingungen voran.

Blaugrüne Streifen am Horizont

Positiv-Projekte gibt es – Gott sei Dank – auch einige. In Rotterdam werden dem Meer Landstriche abgerungen. Denn mehr als Dreiviertel der Strände weltweit sind von Sandverlust betroffen, von den starken Wellen, jedoch auch wegen der Nutzung im Bauwesen; trotz wachsender Wüsten. Der Bau eines durchschnittlichen Einfamilienhauses verschlingt rund 200 Tonnen Sand. So wurde ein Zusammenspiel der Gezeiten bei Den Haag entdeckt und genutzt, woraus eine natürliche Küste mit Dünen entstand.

In Nord-China startet ein Aufforstungsprojekt, das in der Grösse von Deutschland eine grüne Wand gegen die Wüste Gobi entstehen lässt; mit der Dauer von 70 Jahren. Oder in Mailand bringt der «Bosco verticale» den Wald in die Stadt, beziehungsweise Pflanzen an die Häuserfassaden.

Mit Aufnahmen der Raumfahrt und unseres Planeten schliesst der Film mit den Worten: «Je weiter sie sich entfernten, je mehr wurde ihnen und uns bewusst, welch einzigartiges, blaues Juwel die Erde im Universum ist…»

Die vollständige Doku «Anthropozän – Naturgewalt Mensch» mit einer Dauer von 1h 43min. können Sie sich hier ansehen.     

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Datum: 11.06.2021
Autor: Roland Streit
Quelle: Livenet

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