Patrick Streiff im Livenet-Talk

18 Jahre als EMK-Bischof auf Reisen

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EMK-Bischof Patrick Streiff (Bild: Livenet)
Nach 18 Jahren als Bischof der EMK geht Patrick Streiff bald in den Ruhestand. Im Livenet-Talk trifft er sich zum Gespräch mit Livenet-Chefredaktor Florian Wüthrich.

Eigentlich wollte Patrick Streiff sein Amt als Bischof der Evangelisch-methodistischen Kirche (EMK) schon früher abgeben, doch die Zentralkonferenz, an welcher sein Nachfolger gewählt werden sollte, musste coronabedingt verschoben werden. Inzwischen freut er sich aber über die Wahl von Stefan Zürcher und den näher rückenden Ruhestand.

«Wir Schweizer Christen klagen so häufig…»

Seit 2005 ist Streiff Bischof. «Es war eine sehr intensive, aber auch sehr schöne Lebensphase.» Doch worin besteht denn eigentlich die Aufgabe vom Bischof der EMK? Die Antwort gibt er mit einem Kommentar seiner Kinder: «Du bist wahnsinnig viel auf Reisen!», hatten diese gesagt und dann erklärt er auch gleich den Grund dieser Reisen: «Das hängt damit zusammen, dass das Bischofsgebiet sechzehn Länder aus Mittel- und Südeuropa – zwei davon in Nordafrika – umfasst hat.» In all diesen Ländern sei er als Bischof um die Einheit der Kirche bemüht. «Für mich war es immer faszinierend, in all diesen Ländern Menschen und Gemeinden kennenzulernen und sie zu begleiten.»

Durch die vielen Reisen erkannte Streiff auch, wie vergleichsweise klein die oft beklagten Probleme in der Schweiz sind. In anderen Ländern sei die Situation oft schwieriger. «Wir Schweizer Christen klagen so häufig und könnten noch viel mehr aus einer grossen Dankbarkeit heraus leben.» Die Schweizer waren nicht die fröhlichsten Christen in Streiffs Tätigkeitsgebiet. «Die schönsten und fröhlichsten Gottesdienste feierte ich in den Roma-Gemeinden.»

Einheit bewahren

Aufgrund gesellschaftlicher Veränderungen war das Bewahren der kirchlichen Einheit in den letzten Jahren eine Herausforderung. Gerade zu sexualethischen Fragen habe es Spannungen gegeben, über welche teilweise bereits seit Jahrzehnten diskutiert wurde. «In den Medien wurde oft nur die Frage thematisiert, wie man über Homosexualität spricht.» Streiff bedauert die daraus resultierende öffentliche Wahrnehmung, denn letztlich hätte es viele andere Themen gegeben.

2019 sei das Thema Homosexualität an einer Konferenz sehr heissgekocht worden und eigentlich war im Folgejahr eine weiterführende Konferenz angedacht. «Doch dann kam Covid und die Konferenz war nicht möglich. In der Zwischenzeit merkten wir dann, dass es eigentlich noch ganz andere, wichtige Themen gibt, wie beispielsweise die Frage, wie denn Mission überhaupt noch gemacht werden kann, wenn Regierungen das Treffen von Christen verbieten.» Dazu hatten auch die üblichen Diskussionen über Covid und die Impfung in der EMK Einzug gefunden.

Glaube muss in die Gesellschaft hineinwirken

«Für mich muss der Glaube und die Nachfolge von Christus immer auch den Aspekt beinhalten, dass etwas davon in die Gesellschaft hineinwirkt.» Hier bezeichnet Streiff den Methodistengründer John Wesley als Inspiration. «Er hat mich geprägt für meinen eigenen Glauben, in meiner Berufung als Pfarrer und auch in meiner Tätigkeit als Bischof.» Im Talk schildert Streiff konkrete Beispiele, wie Christen in verschiedensten Ländern das Evangelium innovativ und ganz konkret leben. Solche Geschichten begeistern ihn. Wichtig war ihm in all den Jahren auch, die junge Generation in Leitungsverantwortung zu führen.

Als Putins Truppen in der Ukraine einmarschierten, genoss Patrick Streiff gerade seine Ferien. Da erhielt er einen Anruf aus Polen: «Bischof, wie können wir den vielen Menschen helfen, die da kommen?» Die Kirche wollte anpacken. «Da wir eine Kirche sind, die stark in einem Netzwerk miteinander verbunden ist, kann dieses Netzwerk schnell zu arbeiten beginnen und Hilfeleistung bieten.» Solche positive Geschichten gewichtet er stärker als schwindende Mitgliederzahlen.

Es geht um den Kern des Glaubens

«Der ökumenische Gedanke war schon immer in der EMK vorhanden – schon damals, als man das Wort noch gar nicht brauchte.» Auch heute reicht die Kirche verschiedenen christlichen Glaubensrichtungen die Hand. Auf Ortsebene geschieht Zusammenarbeiten nicht nur mit Reformierten und Freikirchen, sondern auch mit Katholiken und Orthodoxen. «Auf höherer Leitungsebene ist dies jedoch nicht der Fall.»

Schon öfters erwähnten EMK-Mitglieder, dass sie gerne Teil dieser Kirche seien, es ihnen aber schwerfalle, die EMK anderen Menschen zu erklären. «Worin sind wir denn anders als andere Kirchen?» Als Streiff über diese Frage nachdachte, wurde ihm bewusst, wie die eigene Identität oft in der Abgrenzung zu anderen definiert wird. «Wesley hingegen ging es immer um den Kern des Glaubens.» In einem Traktat über den Charakter der Methodisten habe Wesley seinerzeit geschrieben: «Im Kern ist es die Liebe von Gott, durch den Heiligen Geist ausgegossen in unsere Herzen, die unsere Herzen erfüllt und uns in Bewegung setzt, um Gott von ganzem Herzen zu lieben und auch unsere Nächsten, wie uns selbst.» Als Wesley gefragt wurde, ob das andere Christen nicht genauso machten, erwiderte er: «Ja natürlich, umso besser!»

Sehen Sie sich den Livenet-Talk mit EMK-Bischof Patrick Streiff an:

Zum Thema:
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Denkmal oder Bewegung?: Die EMK fragt nach der Zukunft
Stefan Zürcher: Neuer Bischof der Methodisten Mittel- und Südeuropas

Datum: 16.12.2022
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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