Nationalratswahlen 2011

Niklaus Hari (ZH)

Am 23. Oktober 2011 werden National- und Ständerat neu gewählt. In einer Livenet-Umfrage gehen Kandidatinnen und Kandidaten auf acht Fragen ein und sagen, was sie motiviert und was sie – sollten sie gewählt werden – in Bern verändern möchten.


Zur Person

Name, Vorname:  HARI, Niklaus
Partei, Kanton:  EVP Kanton Zürich, Liste *jevp, Platz 1
Alter:  33
Zivilstand, Kinder:  verheiratet, 2 Kinder
Wohnort:  Zürich
Beruf, heutige Funktion: Leiter Kommunikation EVP Schweiz
Bisherige Ämter: Generalsekretär *jevp
Kirchenzugehörigkeit: Regio Vineyard Zürich
Hobbys: Familie, Garten, Sport, Musik, Kirche
Homepage: www.niklaushari.ch, www.facebook.com/niklaushari.evp

Meinungen und Positionen

In welchem Sinn motiviert Sie der Glaube an Jesus Christus zum politischen Handeln?


Jesus fordert uns auf, uns tatkräftig für unsere Mitmenschen einzusetzen und ihnen nach unseren Möglichkeiten zu dienen. Sein Reich ist nicht von dieser Welt, aber für diese Welt: Gesellschaftlich relevant und mit dem Ziel, Gottes gute Schöpfung in uns allen wiederherzustellen. Politik ist für mich eine Möglichkeit, Gottes Liebe weiterzugeben, meinen Nächsten zu dienen und Zeugnis von meinem Christsein abzulegen.

Welche Eigenschaften unseres Gemeinwesens, der Eidgenossenschaft, möchten Sie als Politiker aus christlicher Überzeugung stärken?


Die Familie als Stützpfeiler der Gesellschaft und die Haltung, dass zuhause beginnen muss, was leuchten soll im Vaterland. Das Bewusstsein, dass wir nicht immer nur fordern und nach dem Staat rufen sollen, sondern dass wir zuallererst selber verantwortlich sind für unser Leben und es in die Hand nehmen müssen. Den Willen und die Bereitschaft, gemeinsam für das Gute einzustehen und miteinander etwas zu erreichen. Die Überzeugung, dass wir eine Verantwortung haben für Menschen, die nicht auf der Sonnenseite stehen und es aus eigener Kraft nicht schaffen. Den Erhalt der Schöpfung für die künftigen Generationen.

Was ist zu tun, damit die Sozialwerke saniert werden können?

Die Sozialwerke geraten aus zwei Gründen in Schieflage: Erstens werden wir immer älter und zweitens können sich heute alle ihren Lebensentwurf frei zusammen basteln. Beides ist für die Politik schwierig zu ändern. Künftig wird die Zivilgesellschaft vermehrt Aufgaben übernehmen, die sie bislang an den Staat delegiert hat: Nachbarschaftshilfe und Solidarität unter den Generationen werden an Bedeutung zunehmen. Führen wir uns aber auch vor Augen: Die Welt war noch nie so reich wie heute. Es ist weit mehr als genug Geld da. Es ist deshalb nicht falsch, wenn man auch die Einnahmen erhöht, wie es die EVP mit ihrer Initiative für eine moderate Erbschaftssteuer zugunsten der AHV machen will.

Ein Riesenproblem haben wir in der IV, wo die ständig gestiegenen Anforderungen reihenweise Menschen aus dem Erwerbsleben verdrängt haben. Wir müssen diesen Menschen eine Perspektive bieten, die ihren Möglichkeiten entspricht, die nötigen Stellen schaffen und den Betroffenen klar machen, dass es ohne sie nicht geht. Gerade, wenn es sich um Jugendliche handelt

Was muss getan werden, damit die Schweiz einen sauberen Finanzplatz hat?

Das Geschäft mit unversteuertem Schwarzgeld muss ein Ende haben. Am einfachsten geht das mit dem automatischen Informationsaustausch. Die ausländischen Steuerbehörden erfahren dabei vom ehrlichen Steuerzahler rein gar nichts, was sie nicht schon aus seiner Steuererklärung wüssten. Auch die Abgeltungssteuer ist eine Möglichkeit. Höhere Eigenmittelvorschriften und vernünftige Managerlöhne stärken seriöse Bankgeschäfte: Damit Wertschöpfung im Inland möglich ist und Arbeitsplätze geschaffen oder erhalten werden können. Der Schweizer Finanzplatz hat dank politischer Stabilität, hohem Dienstleistungsbewusstsein und guter Servicequalität auch ohne Bankgeheimnis genügend zu bieten.

Was muss getan werden, um die Jugend vor Süchten aller Art zu schützen (von der Internetsucht bis zum Rauschtrinken)?


Am Wichtigsten ist, dass Kinder zuhause in ihrer Identität gestärkt werden, sich geliebt fühlen und verzichten lernen. Zweitens ist das Vorbild von Verantwortungsträgern in Sport, Politik, Showbusiness, Beruf oder Familie entscheidend. Schliesslich muss der Jugendschutz verbessert werden: Mit weitgehenden Werbeverboten und wo nötig auch mit Verkaufsverboten (z.B. Alkohol im Detailhandel am Abend).

Probleme orte ich nicht nur bei den beiden «Hauptsündern» Alkohol und Tabak. Mich nerven die intensive Plakatwerbung für Konsumkredite und die immer neuen Ratenzahlungsangebote: Die Bevölkerung wird regelrecht dazu verführt, sich zu verschulden. Die EVP hat Vorschläge gemacht für Werbeeinschränkungen und tiefere Maximalzinsen, damit das Geschäft für die Betreiber nicht mehr so attraktiv ist. Geldspiele und Lose mit Sofortgewinnen sollen nur noch in Spielbanken erlaubt sein, weil dort wenigstens ein minimaler Sozialschutz möglich ist.

Was muss getan werden, damit die Stromversorgung der Schweiz sicher bleibt?


Der Gesamtenergieverbrauch muss massiv gesenkt werden: Mit einem Mix aus Lenkungsabgaben, Verbrauchsvorschriften, Fördermittel für Energiesparmassnahmen und Anreizen für die Elektrizitätswerke, weniger statt immer mehr Strom zu verkaufen. Wir müssen also Strom sparen und die Effizienz steigern. Zweitens müssen wir alle Hebel in Bewegung setzen, um erneuerbare Energiequellen zu erschliessen. Es steht nicht eine einzelne Technologie im Vordergrund, sondern Solarwärme, Solarstrom, Wasserkraft, Windenergie, Biogas, Geothermie, Pumpspeicherwerke, Investitionen ins Übertragungsnetz und intelligente Netze müssen sich optimal ergänzen. So wird der Atomausstieg möglich, auch wenn das kein Sonntagsspaziergang wird.

Was möchten Sie als Parlamentsmitglied in Bern verändern?


Als Erstes würde ich dafür sorgen, dass sich die Armee mit 4 Milliarden begnügt. Kampfjets sind wichtig, aber Bildung, Verkehr, Landwirtschaft und Entwicklungshilfe sind wichtiger. Ich will nicht, dass in diesen Bereichen gespart wird. Zweitens würde ich den jugendlichen Krawallanten und den mit ihnen sympathisierenden Linksparteien erklären, dass sie Gewalt ernten werden, wenn sie Gewalt säen. Wir Jungen haben heute alle Freiheit der Welt, wir müssen nur anständig sagen, was wir wollen. Das scheint für einige schon zu viel verlangt. Drittens will ich eine Schule, die nicht auf ständige Reformen und zu viel praxisferne Bildungsbürokratie setzt, sondern sich bewusst ist: Kleinere Klassen und gute Lehrerinnen und Lehrer sind entscheidend.

Wie würde Jesus, wenn er als Wanderprediger heute ins Bundeshaus käme, auftreten – und was ansprechen? 


Wenn Jesus wiederkommt, ist eh alles anders. Aber die Frage ist anders gemeint. Vielleicht würde er wie einst im Tempel alle Lobbyisten und Politiker hinauswerfen, die nur den eigenen Vorteil suchen statt nach Gottes Gerechtigkeit zu trachten. Vielleicht ginge er zum Schlimmsten von ihnen und würde ihm wie Zachäus einen Neuanfang anbieten. Schliesslich würde er wiederholen, was unverändert gültig ist: «Was ihr einem meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan» und «Geht hin zu allen Völkern und macht sie zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich Euch geboten habe.»

Mehr zum Thema:
Dossier Parlamentswahlen

Datum: 12.10.2011
Quelle: Livenet.ch

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