Grosszügig und leidensbereit

Ist das Wohlstandsevangelium wirklich böse?

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Jesus im Rolls Royce?
Befürworter und Gegner des Wohlstandsevangeliums geraten oftmals hart gegeneinander. Für beide Seiten lohnt sich aber ein Nachdenken über einen grosszügigen Gott und die Leidensbereitschaft der Gläubigen.

Oft wird das Wohlstandsevangelium als Problem oder sogar Irrlehre bezeichnet. Viele Christen distanzieren sich von der Lehre, dass Gott jeden Gläubigen mit Wohlstand segnen will. Was ist aber eigentlich das Problem dieser theologischen Richtung? Ist Gott denn etwa gegen Erfolg und Wohlstand?

Gott ist nicht kleinkariert

In christlichen Kreisen findet sich oft die Vorstellung, dass Gott die Gläubigen minimal versorgt. Noch immer gibt es Kirchen, die es ok finden, wenn ihr Pastor weniger verdient als alle anderen. Es sei wichtig, dass er ein Vorbild abgebe. Wohlstand und Erfolg werden argwöhnisch betrachtet. Ist Gott aber wirklich ein Minimalist?

Anhänger vom Wohlstands- oder Erfolgsevangelium haben sich von der Vorstellung eines kleinkarierten Gottes befreit. Sie erkennen einen grosszügigen Gott. Wieso sollte Gott seine Kinder mit dem Minimum abspeisen? Nein, er will uns segnen und uns das Beste geben. Die Vorstellung, dass wir als Königskinder Anrecht auf Wohlstand haben, ist inzwischen weit verbreitet. Einige vertreten sogar die Ansicht, dass Gottes Königskinder erste Klasse fliegen und ein teures Auto fahren sollten. Doch diese Sichtweise teilen längst nicht alle.

Gott ist nicht gegen das Materielle

Die Bibel fordert auf, die himmlischen Werte höher zu achten als die irdischen (z.B. Kolosser, Kapitel 3, Vers 2). Trotzdem wird irdischer Besitz nie als schlecht dargestellt. Das Problem besteht einzig darin, das Herz an die Güter dieser Welt zu hängen und dabei das Ewige zu vergessen. Gott hat aber den Menschen den Auftrag gegeben, die Welt zu beherrschen und zu verwalten (1. Mose Kapitel 1, Vers 28). Das beinhaltet den Umgang mit dem Materiellen. Im Alten Testament wurde Wohlstand als Segen Gottes betrachtet. Im Neuen Testament wird Besitz noch immer positiv gewertet – wenn auch in beschränkter Weise. Schliesslich hat der Besitzende die Möglichkeit zu Teilen und Gutes zu tun. Viele Probleme, unter welchen die Welt heute leidet, lassen sich mit Geld beheben. Mit dem Kauf von Malariamedikamenten oder Moskitonetzen lassen sich beispielsweise viele Leben retten. Auch für Mission und Evangelisation ist Geld nötig. Reiche Leute haben also die Möglichkeit, Gutes zu ermöglichen. Und wie die Bibel sagt, ist «Geben seliger als Nehmen» (Apostelgeschichte, Kapitel 20, Vers 35).

Erfolg und Wohlstand zu Gottes Ehre

Einige Christen glauben, dass Gott Erfolg und Wohlstand schenken will. Andere verurteilen und beschimpfen diese, Anhänger des Wohlstandsevangeliums zu sein. Und schon haben sich die Fronten verhärtet. Dabei ist das Wesentliche aber noch gar nicht angesprochen. Die Frage, ob Gott Erfolg und Wohlstand geben will, sollte nicht im Zentrum stehen. Vielmehr sollte sich jeder selbst fragen, was er mit dem macht, was Gott ihm anvertraut hat. Jeder Schweizer lebt in Wohlstand – mehr oder weniger. Gott schenkt auch Weisheit und Erfolg. Doch was machen wir damit? Nehmen wir die Chance wahr, damit Gutes zu tun oder nähren wir damit letztlich nur einen egoistischen Lebensstil?

Wenn wir den Aussagen von Jesus Glauben schenken, wird er denen geben, die es zu seiner Ehre einsetzen. Für Gott zu leben ist erfüllend. Es gibt nichts Grösseres, als Gottes Werk in dieser Welt zu tun. Zu erleben, wie Gott dabei Gelingen schenkt, beflügelt sehr. Wer die Freude erlebt hat, Gottes Willen zu tun, wird sich aber auch dann nicht aufhalten lassen, wenn der erwünschte Erfolg ausbleibt oder die Finanzen knapp sind.

Ein häufiges Problem vom Wohlstandsevangelium

Bei vielen Anhängern des Wohlstandsevangelium taucht früher oder später folgendes Problem auf: Die Leidensbereitschaft für Jesus lässt nach. Das ist die logische Folge, wenn irdischer Segen höher bewertet wird als Gehorsam gegenüber Gott. Viele Prediger des Wohlstandsevangeliums verkünden, dass Gott will, dass es seinen Kindern immer gut geht. Probleme wie Geldmangel, Misserfolge oder auch ein schlechtes Image sind abzulehnen.

Jesus nachzufolgen wird aber Widerstand und zuweilen auch finanzielle Probleme mit sich ziehen. Was sollte denn einem ehemaligen Muslim geraten werden, der wegen seines Glaubens an Jesus enterbt wurde und jetzt mittellos dasteht? Natürlich will Gott das Wohlergehen der Menschen. Er will weder Armut noch Misserfolg, weder Unterdrückung noch Verfolgung. Wer Jesus aber kompromisslos nachfolgt, wird oft mit diesen Dingen konfrontiert.

Es ist eine Ehre für Jesus zu leiden

Paulus schrieb: «Denn euch wurde, was Christus betrifft, die Gnade verliehen, nicht nur an ihn zu glauben, sondern auch um seinetwillen zu leiden.» (Philipper, Kapitel 1, Vers 29)

Es ist eine Ehre für Jesus zu leiden! Diese Aussage zieht sich durch das ganze Neue Testament hindurch. Ein Evangelium, welches nicht zu einer grösseren Leidensbereitschaft führt, ist zu verwerfen. Wir sollten aber nicht den Fehler begehen, jemanden bereits deshalb zu verurteilen, weil er an einen grosszügigen Gott glaubt. Wohlstand und Erfolg sind eine Gabe Gottes, mit welcher wir ihm dienen können. Doch nicht nur mit Erfolg und Wohlstand kann Jesus geehrt werden, sondern noch viel mehr dadurch, dass wir bereit sind, für Jesus zu leiden.

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Datum: 24.09.2022
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

Comments

Die Überschrift finde ich etwas problematisch. Natürlich haben wir Erkenntniss von gut und böse, seit dem Sündenfall. Doch es ist nicht alles einfach so einteilbar und damit auch bestreitbar. Gottes Wille ist weit umfassender als nur dies oder jenes. Wer sich für seine Preferenz, z.B. Heilung, gesegnet mit Wohlstand, Einsatz für Gerechtigeit, Leidensbereitschaft, Gott ist Liebe, etc. mit den entsprechenden Bibelstellen ausrüstet, sollte dies v.a. für sich tun. Kann sein, dass der Heilige Geist damit etwas in meinem Leben bewegen will. Wohl aber kaum, um mich mit Rechtfertigungen oder Argumenten gegen Geschwister auszurüsten, die es nicht genau so sehen wie ich.

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