Sorgen wegen Falten?

Den Körper feiern, statt gegen das Altern zu kämpfen

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Claire Musters (Bild: Facebook)
Autorin Claire Musters überlegt, inwieweit unsere Gefühle gegenüber unserem alternden Körper die Kultur widerspiegeln, in der wir leben. Und sie schlägt vor, dass die christlichen Gemeinden ein besseres Narrativ liefern sollten.

«Seit ich eine Tochter habe, bin ich mir der negativen Kommentare, die ich selbst über mein Äusseres machen kann, bewusster geworden», sagt Claire Musters. Sie recherchierte für einen Artikel in «Woman Alive», ob sich Frauen über 50 unsichtbar fühlen können. «Eine Frau sagte, dass sie sich zwar unsichtbar fühle, es sie aber nicht mehr interessiere: 'Ich habe endlich begriffen, dass meine Bestätigung nur von unserem Vater kommt.'»

Die Akzeptanz, dass unser Körper unweigerlich schwächer wird und verfällt, ist weit von der Botschaft unserer Kultur entfernt. «Jeden Tag werden wir mit Botschaften über unser Körperbild bombardiert, von Werbetreibenden, die uns ihre Produkte verkaufen wollen, und von 'perfekten' Berühmtheiten in den Medien. Wir hören vielleicht, dass wir nach Gottes Ebenbild geschaffen sind, aber wird das jemals vollständig ausgepackt? Ich kann mich nicht erinnern, jemals in der Kirche eine Diskussion über die Schönheit der menschlichen Gestalt gehört oder daran teilgenommen zu haben. Wie sollen wir uns in den Lügen der Welt zurechtfinden, wenn die Kirche so schweigsam ist – und wenn der Körper historisch oft mit 'sündigem Fleisch' gleichgesetzt wurde?»

Ganzheitliche Wesen

Claire Musters bilanziert: «Wir sind zwar sowohl geistige als auch körperliche Wesen, aber ich glaube, es ist ein Fehler, das Geistige über alles andere zu stellen, denn Gott hat uns als ganzheitliche Wesen geschaffen. Eines Tages werden wir einen Auferstehungskörper haben – also muss Gott das Körperliche als wichtig ansehen. Jesus nahm körperliche, menschliche Gestalt an, um unser Retter zu sein.»

Die Zeichen des Alterns, wie zum Beispiel unsere Falten, offenbaren ein Bild des Lebens, das wir gelebt haben, und machen uns zu dem, was wir heute sind. «Wir sind jedoch so darauf programmiert, das Altern aufzuhalten, dass es uns schwerfällt, den Prozess anzunehmen.»

Den Körper feiern

«Ich erinnere mich noch daran, wie ich im Urlaub am Pool lag und von meiner Nichte gescholten wurde, weil ich mich über zusätzliches Fett beklagte», blickt Claire Musters zurück. «Sie sagte mir, ich solle den starken, unglaublichen Körper feiern, der zwei Kinder hervorgebracht hat und immer noch fit und gesund ist. Meine Reaktion war, eine Entschuldigung zu murmeln, aber innerlich dachte ich: 'Aber was ist mit all den Frauen, die Kinder bekommen haben und immer noch superschlank sind?' Mich mit anderen zu vergleichen, hielt mich davon ab, die tolle Wahrheit zu akzeptieren, an die sie mich erinnert hatte.»

Claire Musters stellt klar: «Ich bin sicher nicht dafür, sich zurückzulehnen und alles allmählich den Bach runtergehen zu lassen. Die Heilige Schrift sagt uns, dass unser Körper ein Tempel des Heiligen Geistes ist. Wir müssen uns um uns selbst kümmern, gut essen, regelmässig Sport treiben und so weiter. Aber wir sollten nicht zwanghaft sein. Ist es nicht an der Zeit, dass wir akzeptieren, dass unser Körper altert? Und dass wir das feiern, anstatt versuchen, es aufzuhalten? Mir gefällt, was Paula Gooder in ihrem Buch 'Body (SPCK)' sagt: 'Ich sehne mich nach dem Tag, an dem wir in unseren christlichen Gemeinschaften so sehr daran gewöhnt sind, unsere herrlichen, schlaffen, alternden, aber bald verwandelten Körper zu feiern, dass wir alle eine selbstbewusste, wahre Schönheit vorleben.'»

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Datum: 09.02.2022
Autor: Claire Musters / Daniel Gerber
Quelle: Woman Alive / gekürzte Übersetzung: Livenet

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