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Livenet-Talk: «Wenn mein Mitmensch zur Bedrohung wird»

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Seit acht Monaten beschäftigt uns Covid-19. Welche Möglichkeiten Gemeinden haben, um Menschen ganz praktisch zu helfen, ist einer der Inhalte des Livenet-Talks von dieser Woche. Mit dabei unter anderem ein Pastor, der selbst positiv getestet wurde.

«Unterdessen schliesst sich die Schlinge enger», beschreibt Andi Bachmann-Roth seine persönliche Sicht auf die aktuelle Situation. Er ist Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA). Corona komme plötzlich nahe und die Massnahmen haben vermehrt Einfluss aufs alltägliche Leben. Ebenfalls Talk-Gast ist Debora Alder-Gasser, Bereichsleiterin für Gottesdienste in der Vineyard Bern. «Es ist eine herausfordernde Zeit», sagt sie. «Gleichzeitig bietet sie aber auch Chancen, um Neues auszuprobieren.»

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Matthias Wenk (Bild: BewegungPlus Burgdorf)
«Es ist interessant», schildert der dritte Gast, Matthias Wenk (Pastor im CLZ Burgdorf). «Als der Virus noch weit weg schien, verspürte ich Angst, doch jetzt, wo er nahe ist, bin ich ruhig und gelassen.» Bedeutend wird diese Aussage, da er gerade selbst infiziert und in Isolation ist. «Ich bin dankbar, bisher einen milden Verlauf zu erleben.» Interessant seien die Reaktionen der Mitmenschen, welche sehr viel über ihre jeweiligen Überzeugungen und ihren Glauben aussagten.

Wir dürfen Angst haben

«Wir leben in einer Welt, die alles andere als ideal ist», beschreibt Matthias Wenk aus theologischer Sicht. «Gott selbst kam als Mensch in diese Welt und wurde gewissermassen von der Sünde infiziert. Dieses Infiziert-Werden hat ihm letztlich das Leben gekostet.»

An uns selbst sollten wir auch nicht den Anspruch haben, uns immer ideal zu verhalten. Konkret: «Wir dürfen ruhig eingestehen, dass wir Angst haben und uns Sorgen machen.» Debora Alder-Gasser litt selbst unter der Angst, andere Personen anzustecken und diesen Unannehmlichkeiten zu bereiten. Sie bedauert, dass wir nicht offen über Ängste sprechen können. Angst zu haben gilt als ungeistlich und wird deshalb oft verschwiegen oder verdeckt.

Wir haben die Lage nicht unter Kontrolle

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Andi Bachmann-Roth
Dann spricht Andi Bachmann-Roth einen anderen Punkt an, bei dem wir ehrlich sein dürfen: «Lange konnten wir uns einreden, alles unter Kontrolle zu haben. Corona hat uns schonungslos aufgezeigt, dass es eben nicht so ist.» Er erwähnt dann geistliche Bewegungen, die stark betonen, dass Gott im Leiden begegnet werden kann. «Von ihnen können wir gerade in der aktuellen Zeit viel lernen.»

Viele Meinungen

Medien und Behörden haben in den letzten Jahren bei vielen Menschen Vertrauen eingebüsst. Diese Tatsache wird jetzt verstärkt sichtbar und dass Vakuum von Vertretern unterschiedlichster Meinungen gefüllt. «Was mich traurig macht ist, wie schnell wir Christen die Motive des anderen in Frage stellen», sagt Debora Alder-Gasser und beschreibt, wie sie als Gemeinde Gott die lauteste Stimme geben wollen. Darin wird sie von Matthias Wenk unterstützt: «Reduziert den Medienkonsum und verbringt mehr Zeit mit Gottes Wort.»

«In was investiere ich mich?», will sich Andi Bachmann fragen. Die Motive der Obrigkeit zu hinterfragen, bringt niemandem etwas. «Viel mehr will ich mich um Menschen bemühen, die auf Hilfe angewiesen sind.» Er schildert einen tragischen Selbstmord in seinem Umfeld.

Wie können wir praktisch helfen?

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Debora Alder-Gasser (Bild: Livenet)
Die Frage, wie wir inmitten dieser wieder zunehmend schwierigen Situation praktisch helfen können, ist für die Talk-Gäste nicht einfach zu beantworten. «Ich stehe dieser Frage etwas ratlos gegenüber», gibt Andi Bachmann-Roth zu und verweist auf das Problem des Mangels an menschlicher Nähe. «Es geht darum, jemandem Gemeinschaft zu ermöglichen.» Die Schwierigkeit bleibt, da eine Umarmung via Zoom unmöglich ist.

Debora Alder-Gasser gibt ein paar Beispiele von Aktionen ihrer Gemeinde, leitet dann aber über auf das persönliche, alltägliche Engagement. «Ich nehme mir vor, Menschen auf der Strasse vermehrt zu grüssen.» Diese kleinen Kontakte vermitteln zumindest etwas menschliche Wärme. Und weiter sagt sie: «Anstatt mich über mangelhaft funktionierende Dienstleistungen zu ärgern, will ich den Leuten meine Dankbarkeit ausdrücken.» Damit glaubt sie, einen kleinen Beitrag zu einer besseren Stimmung leisten zu können.

Weihnachten: Besinnen auf die Botschaft

Langsam werden auch die Weihnachtsfeiern zum Thema. Wird es überhaupt möglich sein, die traditionellen Feiern im familiären Rahmen durchzuführen? Und wie sehen wir als Christen der Adventszeit entgegen? Matthias Wenk freut sich auf diese Zeit, denn die Botschaft von Weihnachten braucht unsere Welt genau jetzt. Gott wurde Mensch und nahm Anteil an den menschlichen Problemen. Die Talk-Gäste sind sich einig: «Egal, wie die Möglichkeiten für Feiern sein werden: Weihnachten ist die hoffnungsvolle Botschaft für unsere Zeit!»

Den vollen Talk ansehen:

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Datum: 22.10.2020
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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