Medienberichte
Rückendeckung für die «Frömmler»
Das Boulevardblatt Blick liess letzte Woche kein gutes Haar an freikirchlichen Pflegeeltern und nutzte die Gelegenheit, um Freikirchler pauschal als «Frömmler» zu diffamieren. Nun melden sich Stimmen, die den christlichen Pflegeeltern den Rücken stärken.
Das Wochenmagazin «Weltwoche» bricht in seiner Ausgabe vom 23.10.2014 «eine Lanze für die Frömmler» und hält fest, dass die evangelischen Freikirchen weltweit im Vormarsch sind. In der Schweiz seien ihre Mitgliederzahlen stabil, «während die Landeskirchen schrumpfen».Weltwoche: Antithese zum 68er Zeitgeist
Weltwoche-Autor Alex Baur vermutet, dass die Ablehnung der Freikirchen von «diffuser politischer Natur» angetrieben wird. Ihr «konservatives, auf Gott, Eigenverantwortung und Bescheidenheit fokussiertes Weltbild» sieht er als «provokante Antithese zum linksprogressiven 68er-Zeitgeist». Alex Baur: «Hier dürfte denn auch das tiefere Motiv für die medialen Attacken auf die `Evangelikalen` zu suchen sein.» Die Freikirchen in die Ecke obskurer Sekten zu stellen, zeuge von «historischer Blindheit». Die frühen täuferischen Ideen, wie die strikte Trennung von Kirche und Staat und die persönliche Entscheidung zur Taufe, seien fortschrittliche Gedanken gewesen.
Dann wird über den Besuch bei Andrea und Ueli Haab berichtet. Die beiden Mitglieder der Täufergemeinde Rümlag ZH haben acht eigene Kinder grossgezogen und über ein halbes Dutzend Pflegekinder. Gesucht haben sie diese Situation nicht. Ueli Haab hatte es vor Jahren als Schulpfleger mit drei extrem schwierigen Kindern zu tun. Nach mehreren gescheiterten Versuchen fand sich nirgends mehr ein Pflegeplatz für sie. Schliesslich nahmen die Haabs zuerst die zwei Buben und später auch noch deren Schwester auf.
Nie ein Kind zum Gottesdienst gezwungen
Die Aufgabe, ein Pflegekind anzunehmen ist nicht zu unterschätzen. Jedes Kind hat seine eigene Geschichte. Sie kommen aus verworrenen Verhältnissen, aus der Verwahrlosung. «Stolz bin ich vor allem auf eines», sagte Andrea Haab der Weltwoche: «Wir haben nie ein Pflegekind aus dem Haus gewiesen, und mochte es noch so schwierig sein.» Dass dies möglich war, führen sie auf Gottes Hilfe zurück.
An der Blick-Kampagne gegen fromme Pflegeeltern und Freikirchler ganz allgemein, stört sie vor allem die Unterstellung, Pflegekinder würden misshandelt. Sie schlage auch die leiblichen Kinder nicht, betont Andrea Haab. Ganz abgesehen davon, würden die Behörden das niemals zulassen. Das gelte auch für den Bereich des Glaubens. Freiheit ist für die Haabs ein wichtiger Wert. Sie hätten nie ein Kind gezwungen, mit in die Kirche zu kommen. Aber Werte vermitteln sie – weil es keine Erziehung ohne Werte gibt.
Feldzug gegen Freikirchler
Das Newsportal «Watson» titelte: «Familie mit Pflegekindern wehrt sich: `Das ist ein Feldzug gegen uns Freikirchler!`» Der Familie Bertolf sehe man gar nicht an, dass sie Freikirchler sind. Es hängt kein Kreuz an der Wand und in der Ecke steht eine Playstation. «Die Diskussion drehte sich gar nicht um das Wohl des Kindes – vielmehr wurde ein Feldzug gegen die Freikirchler geführt», sagt Vater Daniel Bertolf. Neben den drei leiblichen Kindern gehören auch zwei Pflegekinder zur Familie, die einer BewegungPlus-Gemeinde angehört.
«Geld war nie die Motivation, Pflegeplätze anzubieten», wird Frau Berolf zitiert. Die Bertolfs sagen, sie wollen den Kindern nicht ihren Glauben indoktrinieren, weder den eigenen noch den Pflegekindern. Sie wollen denen helfen, die es nötig haben. «Damit unterscheidet uns eigentlich nichts von anderen Pflegeeltern.» Ausser, dass für die Bertolfs die Hilfsbereitschaft ihrem christlichen Glauben entspringt, ihrer gelebten Nächstenliebe. Dem Pflegetöchterchen sei es egal, woher die Hilfsbereitschaft kommt. Hauptsache sie ist da.
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Autor: Christof Bauernfeind
Quelle: idea Schweiz