Musical über Martin Luther King
«Nimm meine Hand… ich bringe dich heim!»
Asja Lykholai singt im Chormusical Martin Luther KING. Im Interview erzählt die Ukrainerin aus ihrem Leben, über das Musical und auch über den Krieg in ihrer Heimat.
Seit wann leben Sie in der Schweiz?
Asja Lykholai (26): Ich bin schon seit vier Jahren in der Schweiz. Es war mein Traum, in der Schweiz zu studieren und ich habe acht Jahre dafür gebetet, Deutsch studiert und voila: Jetzt bin ich hier an der Uni Bern.
Wie sah Ihr Leben in der Ukraine aus? Haben Sie auch dort schon gesungen?
Mein Leben in der Ukraine sah nicht viel anders aus als jetzt in der Schweiz. Gesungen habe ich, ehrlich gesagt, sogar mehr als jetzt. Ich habe eine grosse Familie und alle sind sehr musikalisch. Mein Vater konnte etwa fünf verschiedene Instrumente spielen. Eine Schwester schloss die Musik-Academy ab und unterrichtet Piano und Gesang. Sie schreiben und übersetzen viele Lieder mit meinem Vater. Abends nimmt mein Vater oft die Gitarre hervor und eine Schwester setzt sich ans Piano. Eine andere nimmt eine Flöte und wir singen als Familie. Wenn wir zu den Grosseltern zum Abendessen gehen, dann singen wir auch immer – das ist schon eine Tradition! Und natürlich wird auch in Gemeinde und Jugendgruppen gesungen. Ja, Singen begleitet mich schon mein ganzes Leben.
Wie kamen Sie in Kontakt mit dem Musical «Martin Luther King»?
Ich war schon 2019 angemeldet. Damals war ich etwa ein halbes Jahr in der Schweiz und die Familie, bei der ich damals gewohnt habe, hat mich informiert. Natürlich habe ich sofort Ja gesagt. Ehrlich gesagt bin ich persönlich froh, dass das Musical verschoben wurde. Durch den Krieg in der Ukraine verstehe ich jetzt einige Songs ganz anders. Bei der ersten Probe dieses Jahr konnte ich einige Lieder nicht singen, weil ich fast angefangen hätte zu weinen.
Was fasziniert Sie am Musical?
Es fasziniert mich, wie schön alles zusammen klingt, wenn wir singen. Ich habe noch nicht das ganze Musical erlebt und mit allen Solisten und Band zusammen gesungen, aber wenn wir als Chor singen, klingt es fantastisch. Wenn es nur Soprane waren, hat alles ganz anders geklungen, aber zusammen mit Alt, Tenor und Bass fühlt man sich wie im Himmel. In einem grossem Team unterstützen alle einander und sogar, wenn du deine Noten vergessen hast, läuft das Singen einfach weiter.
Wie erleben Sie den Umgang mit Schweizern?
Ich mag die Schweiz und die Schweizer. Natürlich gibt es im täglichen Leben immer wieder Unterschiede oder Besonderheiten, die ich nicht ganz verstehe oder Dinge, die ich anders gemacht hätte. Aber im Musical ist das nicht der Fall. Musik ist eine internationale Sprache, die direkt ins Herz und Seele spricht – oder eher singt. Das schafft Einheit.
Welche Erwartungen haben Sie an das Musical?
Ich möchte es völlig geniessen und erleben! Ich will, dass die Zuschauer einen wunderschönen und unvergesslichen Abend haben dürfen. Vielleicht bringt unser Singen jemanden zum Nachdenken. «Was ist mein Traum?», kann jemand sich fragen. Oder: «Was bringt mein Herz zum Brennen?», «Was kann ich für andere Menschen tun?» Ich hoffe, dass Menschen, die durch Schwierigkeiten gehen, die Stimme des Heiligen Geistes durch diese Lieder hören können: «Nimm meine Hand, ich überwinde die Gefahr, und bringe dich heim!»
Möchten Sie den Lesern noch etwas zum Krieg in der Ukraine weitergeben?
Krieg ist schlimm. Aber gleichzeitig hat Gott in dieser schlimmen Situation viel Raum zum Wirken. Es gibt Geschichten von Soldaten, die von Gott beschützt wurden. Oder Geschichten von Leuten, die Mariupol verlassen konnten und sich dann beispielsweise zu fünft eine Woche lang im Keller versteckten und erlebten, wie ein paar Äpfel und eine Packung Guetzli ausreichte, um sie die ganze Zeit satt zu machen. Krieg ist immer noch schlimm und es braucht sehr viel Kraft, Finanzen und Mut zu kämpfen – und zwar überall, nicht nur an der Front. Mein persönlicher Wunsch ist aber, Gottes Wunder zu erleben und veränderte Herzen zu sehen. Ich glaube, dass bald der Traum der meisten Ukrainer wahr wird und sie wieder nach Hause gehen können. Auch in dieser Situation wird der Heilige Geist zu jedem von uns sagen: «Nimm meine Hand, ich überwinde die Gefahr, und bringe dich heim!»
Zur Website:
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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet