Autonome Schutzzone gegen IS
Mahnwache und Schweigeminute gegen die Verfolgung
In Wien und in Zürich zeigen Menschen ihre Solidarität mit den verfolgten Christen im Nahen Osten. Zur Kundgebung in Österreichs Hauptstadt kamen vor allem orientalische Christen. Die Mahnwache in Zürich findet am Donnerstag statt.
Über 1'000 orientalische Christen demonstrierten am vergangenen Samstag in Wien gegen die Verfolgung von Christen in Syrien und im Irak durch die Terrorbewegung Islamischer Staat (IS). Dabei zogen sie sogar eine Parallele zum Völkermord an Armeniern vor 100 Jahren. «Es liegt nun 100 Jahre zurück, dass mehr als 1,5 Millionen Armenier sterben mussten; umso trauriger ist es, dass wir heute wieder mit solch einem Unrecht konfrontiert sind», sagte der syrisch-orthodoxe Landesbischof von Österreich, Prof. Emanuel Aydin auf der Kundgebung, an der Mitglieder der assyrischen, aramäischen und chaldäischen Kirchengemeinden und Organisationen aus Wien und Umgebung teilnahmen.Die Kundgebung vor dem Parlament begann mit einer Schweigeminute für die von den Dschihadisten in Syrien und im Irak ermordeten und gedemütigten christlichen Opfer. Aydin bezeichnet den Zustand des Christentums im Nahen Osten als «erschreckend». «Wenn die internationale Gemeinschaft nicht bald einschreitet, wird es im Orient bald keine Christen mehr geben», erklärte der Bischof im Gespräch mit «Kathpress».
Autonome Schutzzone für Christen gefordert
Um dagegen anzugehen, forderte Emanuel Aydin von der Republik Österreich mehr Solidarität. Er habe das Gefühl, dass in der Politik und der Gesellschaft eine Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Christen im Nahen Osten herrsche. Diese Gleichgültigkeit bedeute aber den Tod für tausende Menschen. Deswegen fordere er neben der Errichtung einer Schutzzone in der Region auch eine gezielte Asylpolitik für Christen auf der Flucht. «Österreich als christliches Land hat die Pflicht, sich den Christen in besonderer Weise anzunehmen und ihnen Asyl zu gewähren», so der syrisch-orthodoxe Landesbischof. Die angesprochene autonome Zone für Christen solle im Gebiet von Mosul und der Ebene von Ninive liegen, erläuterte Aydin.
Verfolgung ist «Schande der Menschheitsgeschichte»
Der sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Peter Florianschütz aus Wien bezeichnete die Wiederholung des Völkermords an assyrischen, aramäischen und chaldäischen Christen hundert Jahre nach dem Blutbad ab 1915 als «Schande der Menschheitsgeschichte». Auch das offizielle Österreich müsse sich dafür einsetzen, dass «schnellstmöglich» eine Schutzzone für die verfolgten Christen im mesopotamischen Raum geschaffen werde.
Zum Abschluss der Kundgebung vor dem Parlament beteten die Teilnehmenden auf Aramäisch – in der Sprache Jesu – das Vaterunser.
Mahnwache auf Zürichs Rathausbrücke
Auch in Zürich zeigen Christen Solidarität mit den verfolgten Christen. Unter dem Motto «Wenn nicht wir, wer dann?» lädt Christian Solidarity International (CSI) am Donnerstag, 26. März 2015 zu einer Mahnwache auf der Rathausbrücke. Mit Liedern und stillem Gebet wolle man auf das Thema der Christenverfolgung aufmerksam machen, heisst es in der Einladung.
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Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / kath.net