Berechtigte Sorge?
Christen an Pädagogischen Hochschulen erneut im Visier
«Freikirchler unterlaufen Lehrziele» lautet der angriffige Titel eines Artikels in der «Schweiz am Sonntag». Der Artikel selbst relativiert den Vorwurf aber weitgehend.Basis für den Artikel sind Äusserungen der Infosekta-Beraterin Regina Spiess und ein Interview mit Martin, Student an der Pädagogischen Hochschule (PH) Zürich und ICF-Mitglied.
Regina Spiess hat der Journalistin Sarah Serafini berichtet, sie erhalte immer wieder Anrufe von Eltern, «die sich über streng religiöse Lehrer ihrer Kinder beklagen». Sie ortet «eine grosse Unsicherheit gegenüber Evangelikalen». Deren Glaube beisse sich «an bestimmten Punkten mit modernen pädagogischen Konzepten». Nach dem Glauben der Evangelikalen seien Menschen, die sich «gegen Gott entscheiden, für immer verloren». Homosexualität sei Sünde und die Evolutionstheorie werde abgelehnt.
Bei den Studierenden ein Randthema
Sarah Serafini hat darauf auf dem Campus der PH Zürich herumgehört und Studierende nach ihrer Einschätzung der evangelikalen Mitstudierenden befragt. Die Befragten bestätigen, dass es relativ viele gläubige Studierende gebe, haben aber kein Problem mit ihnen. Lediglich eine Studentin findet, es sei für «Freikirchler schwierig, ihren Glauben mit dem Lehrplan zu verbinden». Ihre Meinung wurde dann, zugespitzt, zum Titel des Beitrags.Die angefragten Hochschulleitungen haben aber kein Problem damit. Das Thema Freikirche habe derzeit keine besondere Aktualität und werde nicht explizit besprochen, fasst die Autorin die Antworten zusammen. Auch PH-Zürich-Rektor Walter Bircher nicht. Er stellt einfach fest: «Wir erwarten dass sich Studierende als Lehrer von ihrem persönlichen Glauben abgrenzen können».
Der zitierte Student Martin wird mit der Aussage zitiert, er könne mit dem Unterschied zwischen seinem eigenen Glauben und dem, was er in seiner Ausbildung vermittelt bekommt, umgehen. Glauben und Denken würden sich ja nicht ausschliessen.
VBG-Lehrerberater: Thema Weltanschauung thematisieren
Matthias Kägi, Vernetzer in der Lehrerarbeit der Vereinigten Bibelgruppen (VBG), verweist auf die Auseinandersetzung zum Thema vor fünf Jahren. Sie habe gezeigt, dass hier ein Problem aufgebauscht worden sei und verweist auf eine von der VBG organisierte Podiumsdiskussion mit Fachleuten an der Universität Bern. Er stellt den herrschenden Säkularismus als dominierende Weltanschauung in Frage, welche die Gefahr beinhalte, Anhänger einer andern Weltanschauung zu diskriminieren. Er wünscht sich eine Auseinandersetzung über den Umgang mit unterschiedlichen Weltanschauungen in der Schule, die aber nicht geführt werde.
Der Artikel wärmt Clichés über Evangelikale und Freikirchen auf, die immer wieder in Medien erscheinen. Betroffen ist einmal mehr die ICF Zürich, die stark im Visier von Infosekta steht. Die Organisation prägt die Auseinandersetzung mit freikirchlichen Christen stark, aber aus einem einseitigen Blickwinkel heraus. Medienschaffenden wäre zu wünschen, dass sie sich mit dem neu erschienenen Buch «Phänomen Freikirchen» der Religionssoziologen Jörg Stolz und Olivier Favre befassen, welche eine vertiefte Analyse der Freikirchen und ihrem breiten Spektrum von Haltungen und Überzeugungen liefern. Im konkreten Fall muss sich die Journalistin die Frage gefallen lassen, ob sie sich nicht trotz ihrem Bemühen um Ausgewogenheit von der «Beratungsstelle» Infosekta instrumentalisieren liess.Zur Webseite:
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Zum Thema:
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Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet