Pläne für Schloss Trachselwald

Täuferzentrum mit Amischen-Geld?

Seit längerer Zeit ist die Zukunft von Schloss Trachselwald ungewiss. Jetzt versucht Pfarrer Paul Veraguth, bei Mennoniten und Amischen in den USA Geld zusammenzubringen, damit das Schloss als Täufermuseum genutzt werden kann.

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Schloss Trachselwald im Emmental
Die Gegend um das Dorf Trachselwald im Emmental war früher ein wichtiges Zentrum der Täuferbewegung im Kanton Bern. Das über dem Dorf thronende Schloss diente bis in die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts immer wieder als Gefängnis und Kerker der verfolgten Täufergemeinden. Nachdem es schon längere Zeit einen Täuferweg bei Sumiswald gibt, gibt es nun auch neue Anstrengungen, das Schloss Trachselwald als Begegnung mit der Geschichte, speziell als Gedenkstätte für die Täufergeschichte zu nutzen. Aufgrund von Verwaltungsreformen und Sparmassnahmen steht es seit 2009 leer. Dieser Umstand beflügelte die Pläne, das Schloss als Ort der Begegnung mit der Geschichte und deren Nachfahren einzurichten. Bereits seit vier Jahren lag ein Konzept vor: Das Schloss selber soll durch Ausstellungen und Begegnungsraum seine Geschichte erzählen, die vor allem auch Täufergeschichte ist. Aber der Plan für die erforderliche Stiftung scheiterte an den Finanzen.

Der Wattenwiler Pfarrer Paul Veraguth begann in diesem Frühjahr, sich dafür zu engagieren, dass die nötigen 500.000 Franken, die dazu bis Ende Jahr nötig sind, zusammenkommen. Dazu nutzte er seine Kontakte in die USA, wohin viele Täufer ausgewandert sind, deren Nachfahren nun häufig ins Emmental auf Spurensuche gehen. Die Idee war, auch die amerikanischen Nachfahren der Täufer in eine Partnerschaft einzubinden. «Das Schloss ist für die Amischen und Mennoniten der wichtigste Stopp auf Reisen auf dem alten Kontinent. Es steht wie keine andere Stätte für die jahrhundertelange Verfolgung der Täufer», führt Veraguth aus. Darum solle dort ein historisch ausgerichtetes Begegnungszentrum zur Erinnerung an die Täuferverfolgung entstehen. Vor allem die Rückendeckung der Schweizer Mennoniten, deren Nachfahre Pfarrer Veraguth ist, war ein entscheidender Anstoss für eine Sponsoren-Reise in die USA. Mennoniten werden gern als «Mutter aller Freikirchen in der Schweiz seit der Reformation» bezeichnet.

«Die gehen nichts aufs Jungfraujoch»

Im Juli bereiste Paul Veraguth zwei Wochen lang Gebiete in Indiana, Ohio und Pennsylvania, wo Amische und Mennoniten einen beträchtlichen Teil der Bevölkerung stellen. Das Ziel war, Werbung für das Schlossprojekt zu machen und Finanzen zusammenzubringen. «Hilfreich war, dass ich das Schloss an sich nicht mehr gross vorstellen musste – es ist dort bestens bekannt», so Veraguth.  Bis zu einem Viertel der Zuhörer an seinen öffentlichen Vorträgen waren schon einmal in Trachselwald, nicht zuletzt während des internationalen Täuferjahres 2007. «Diese Leute gehen nicht aufs Jungfraujoch, sie interessieren sich vor allem für die Verliesse im Schloss, dort, wo ihre Vorfahren einst eingesperrt waren» fasst Paul Veraguth zusammen.

Da die Amischen kein Internet nutzen, stellte Paul Veraguth u.a. einen Kalender fürs Jahr 2015 mit Trachselwald-Motiven her, den er in den USA verteilte. Aber auch eine englische Website entstand. Paul Veraguth produzierte ausserdem eine 75minütige DVD-Dokumentation, die er zu hunderten verschenkte und die auch auf der Website zu finden ist.

Noch keine konkreten Zusagen

Nach seiner Rückkehr aus den USA ist Paul Veraguth zuversichtlich, dass Geld aus den USA für die Umnutzung des Schlosses fliessen könne. Es brauche noch Geduld, da die täuferischen Gemeinschaften erst Ende Jahr beschliessen, wo sie ihren «Zehnten» einsetzen.

Die Kosten für die Umnutzung des Schlosses werden auf 3.3. Millionen Franken veranschlagt. Aus dem Lotteriefonds sollen 1.1 Millionen fliessen, wenn bis Jahresende eine halbe Million Franken als fixes Stiftungsvermögen zusammengekommen ist. Paul Veraguth hält fest: «Es ist auch eine einmalige Gelegenheit für reformierte und freikirchliche Gemeinden, die Neugestaltung dieser Geburtsstätte von evangelischem Glauben zu unterstützen» 

Zur Webseite:
Die Website auf englisch 

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Datum: 26.08.2014
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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