Kirche als virtuelle Realität
Menschen erreichen, die nie in eine Gemeinde gehen würden
Auch in der noch neuen Welt des Metaversums wird das Evangelium verkündet und es entstehen neue Gemeinden.
Die Covid-Beschränkungen führten zu einem Rückgang des Besuchs von Gottesdiensten in den Kirchen; doch per Internet konnten Leute erreicht werden, die «in echt» nicht zur Kirche gekommen wären. Geistliche Leiter möchten auch weitere Entwicklungen der Technik für das Reich Gottes nutzen.
Sie meinen damit das Metaversum – die digitale 3D-Welt der «virtuellen Realität» (VR): Computerprogramme und spezielle VR-Ausrüstung wie 3D-Brillen und Anzüge, die mittels Vibrationen körperliche Empfindungen verursachen und Berührungen simulieren können, lassen Teilnehmende eine «alternative Realität» erleben. Auf die Schnelle liegt es nahe, die computergenerierten Darstellungen abzutun als Trickfilm oder Videospiel; doch hier lassen reale Menschen ihren Avatar (Stellvertreter-Zeichenfigur) agieren in einer Welt, in die man viel stärker eintauchen kann, als man es vom Handy, Tablet oder Computer kennt.
Ein Gemeinde-«Raum» im Metaversum
Bei Gemeinden wie der Life.Church (Edmond, Oklahoma, USA) stösst das auf grosses Interesse. Ihre «Church Online Platform» hat 30'000 Gemeinden geholfen, auch im weltweiten Lockdown das Evangelium zu verkündigen. Erfreulich: Während viele Kirchen immer noch weniger Zulauf haben als 2019, konnte die Life.Church ein Wachstum verzeichnen; Ende 2021 hat sie sogar ein virtuelles Gemeindezentrum eröffnet.
Wie schon immer in der Mission will sie auch dort «Licht» sein, wo es kein christliches Zeugnis gibt. «Wir haben festgestellt, dass hier viel Raum ist für den geistlichen Dienst», sagt Bobby Gruenewald, Bereichsleiter und Pastor für Innovation bei Life.Church. «Wenn es neue Technologien und neue Plattformen gibt, wollen wir dabei sein und lernen, wie wir das nutzen können. Wir sagen immer: Wenn wir Menschen erreichen wollen, die sonst keiner erreicht, müssen wir Dinge tun, die sonst keiner tut.»
«Virtuelle Realität» öffnet Tür zu neuen geistlichen Gemeinschaften
D. J. Soto ist ein Pionier, bereits 2016 hat er eine VR-Kirche gegründet. Er prognostiziert, die Nutzung des Metaversums durch die Kirchen werde bis 2030 so alltäglich sein wie heute ihre Websites und ihre Auftritte in den sozialen Medien. VR öffne eine grosse Tür: «Es gibt eine ganze Welt voll vergessener Menschen, die zu einer geistlichen Gemeinschaft gehören wollen; aber sie wissen nicht, wie das gehen könnte.» Wie in der natürlichen Welt können sich auch im Metaversum Beziehungen festigen und zu tiefen Freundschaften werden – oder noch mehr.
Alina Delp zum Beispiel: Nach Jahren der Isolation entdeckte sie im Metaversum die Gemeinde von Soto – und diese hat ihr Leben gerettet. Delp leidet an Erythromelalgie (EM), einer seltenen neurologischen schmerzhaften Gefässerkrankung an Füssen, Händen und im Gesicht. Karriere und Hobbys musste sie aufgeben, seit zwölf Jahren ist sie praktisch ans Haus gebunden. «Die ersten beiden Gottesdienste habe ich durchgeweint», erinnert sich Delp. Der Besuch der VR-Kirche gab ihr das Gefühl der Gemeinschaft, das hatte sie vermisst. Sie brachte sich engagiert ein, leitete eine Bibelkurs-Kleingruppe und arbeitete auch in anderen Bereichen mit. Jetzt ist sie Teil des Seelsorgeteams und findet Erfüllung im Dienst an Menschen aus aller Welt, die sie nicht mehr direkt besuchen kann.
Glaubensgespräche sind offener
Im Metaversum scheint es leichter zu sein, ehrlich zu sagen, was man geistlich und emotional erlebt. «In der VR sagen die Menschen sehr offen, wo sie stehen. Es gibt keine Fassade. Sie ziehen nicht ihr Sonntagskleid an – sie tun nicht so, als wäre bei ihnen alles in bester Ordnung», erklärt Delp. «Sie erzählen wirklich ehrlich von dem, was bei ihnen läuft; so können wir ihnen besser dienen.» Gruenewald von Life.Church stimmt zu: «Wenn die Leute in einen Avatar schlüpfen, ist es ihnen nicht so peinlich, über Gott zu sprechen. Und die Gemeinschaft, die Verbundenheit sowie die Errettung und die Nachfolge sind im Metaversum genauso stark wie in den Formen von Kirche, die wir bisher gekannt haben.»
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Quelle: Joel News