«Zweitklassbürger, Verräter»
Verstärkte Christen-Diskriminierung unter Corona
In verschiedenen Ländern werden Christen diskriminiert, wenn es um Lebensmittel- und andere Hilfe geht. Ökonomischer Druck ist die zweithäufigste Methode der Verfolgung. Aber Christen reagieren überraschend.
Die Situation ist nicht neu. Bereits im Mittelalter wurden Christen (und Juden) beschuldigt, für die Pest verantwortlich zu sein. Epidemien brauchen Sündenböcke. Open Doors warnt jetzt davor, dass sich die Lage von Christen überall dort drastisch verschlimmert, wo sie vorher schon als «Zweitklassbürger, Verräter oder Untreue» angesehen wurden. So werden Christen in Burkina Faso oder Uganda von islamischen Extremisten als Haupt-Überträger des Virus bezeichnet, was natürlich sehr zu ihrer allgemeinen Ablehnung beiträgt und zur Gewalt geradezu einlädt.
«Katalysator für glaubensmässige Diskriminierung»
«Während ein grosser Teil der Welt knirschend zum Halt gekommen ist, nimmt religiöse Verfolgung alarmierend zu. Der Coronavirus wird international zum Katalysator für glaubensbasierte Diskriminierung», warnt David Curry, Präsident der Hilfsorganisation Open Doors USA. «Die Situation ist ernst. In einigen Ländern mit Nahrungsmittelknappheit und steigenden Preisen leiden die, die sowieso schon verletzlich sind, am meisten. Christen werden oft ignoriert oder kommen erst am Ende dran, wenn Hilfeleistungen von der Regierung verteilt werden.»
Heikle Aufgaben für christliches Gesundheitspersonal
In einem asiatischen Land mit muslimischer Mehrheit (aus Sicherheitsgründen nicht genannt) werden ausschliesslich Christen dazu bestimmt, an Covid-19 Erkrankte zu behandeln, «damit muslimisches Personal sich nicht anstecken muss», so Open Doors. «Das ist ziemlich ernst, denn in vielen dieser Länder gibt es nicht genug Schutzmaterial.» «Wir sind entbehrlich», erklärte eine christliche Krankenschwester gegenüber Open Doors. Sie erklärt, dass sie als Mitglied der «schmutzigen Leute» bezeichnet wird, weil sie ein Kreuz um den Hals trägt. «Angehörige der staatlich gesponserten Religion hingegen werden den weniger gefährlichen Fällen zugeteilt.»
Die gute Nachricht
Trotz all dieser Fälle von täglicher Diskriminierung ist Open Doors noch kein Land bekannt, das «die Corona-Krise ausgenutzt hat, um seine Gesetze gegen die Christen zu verschärfen». Schliesslich: «Die religiösen Minderheiten, die unsere Organisation zu schützen versucht, reagieren selten defensiv, sondern zeigen eher Mitleid», so Open Doors. «Sie behandeln die Kranken, bieten Schutz für Bedrohte, geben ihren Nachbarn Nahrung und bieten einander geistliche Ermutigung, wie sie es immer getan haben – im Geheimen und auch auf Distanz.»
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Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Open Doors / Evangelical Focus