«Das schreit zum Himmel!»
Verfolgten Christen eine Stimme geben
Im Livenet-Talk sprechen Sacha Ernst und Christian Forster über verfolgte Christen und über die Kundgebung auf dem Bundesplatz, mit welcher auf die Not aufmerksam gemacht werden will. Das Ganze steht unter dem Motto: «Wir schweigen nicht!»
Am 9. Juli findet auf dem Berner Bundesplatz eine Kundgebung statt. Veranstaltet wird sie von verschiedenen Organisationen. Vertreter von zwei von ihnen sprechen mit Daniel Gerber im Livenet-Talk über den anstehenden Anlass. Sacha Ernst ist Leiter von AVC Schweiz und Christian Forster Regionalleiter von Open Doors, beide engagieren sich für die Kundgebung.
Gedenken an mehr als 300 Millionen verfolgte Christen
Im Talk erzählt Christian, wie es 2013 zu der ersten Kundgebung gekommen ist und wie sich daraus eine wachsende Kampagne entwickelt hat. Den bevorstehenden Anlass beschreibt er folgendermassen: «Wir inszenieren Trauerzeremonien mit verschiedenen Elementen. Wir tragen beispielsweise ein Tuch über den Bundesplatz, auf welchem Namen von Märtyrern geschrieben stehen.» Unter anderem wird es auch eine Schweigeminute, einen Flashmob und einen Erfahrungsbericht geben. «Damit erheben wir die Stimme für verfolgte Christen.»
Sacha Ernst wird eine Ansprache halten und kündigt wesentliche Inhalte an. «In erster Linie geht es darum, zu sensibilisieren.» Weiter ist ihm wichtig, konkrete Zahlen zu präsentieren. Es sei ein Fakt, dass mehr als 300 Millionen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt werden. «Das schreit zum Himmel!» Sacha wolle auch Gründe aufzeigen, welche zu Verfolgung führen. Diese seien nicht in jedem Land dieselben. «Hinter allen Zahlen und Gründen verbergen sich aber Einzelschicksale und Tragödien.»
Die Öffentlichkeit muss aufmerksam gemacht werden
«Es ist unser Anliegen, dass die Öffentlichkeit wahrnimmt, wie wichtig diese Thematik ist», sagt Christian. «Es handelt sich nicht nur um ein Problem am Rande der Gesellschaft.» Deshalb sei auch der Bundesplatz als Ort für die Kundgebung ausgewählt worden. «Wir hoffen, dass dadurch Medien und auch Politiker auf das Anliegen aufmerksam werden.» Am Anlass soll aber auch den Teilnehmern aufgezeigt werden, welche Verantwortung und Möglichkeiten sie haben.
«Die verfolgten Christen sind ein unangenehmes Thema», bedauert Sacha. «Man spricht lieber nicht darüber.» Er zitiert dann aus Hebräer 13, wo wir aufgefordert werden, an die Gefangenen und Misshandelten zu denken. Eindrücklich berichtet Sacha von seinen Erfahrungen während eines Besuchs bei Christen im Iran. «Wenn du die Einzelschicksale miterlebst, bekommt das Ganze noch eine ganz andere Bedeutung.»
Wachsendes Interesse von Kirchen und Medien
Sacha freut sich, dass im Laufe der letzten Jahren das Interesse vieler Kirchen für verfolgte Christen gewachsen ist. Dies hängt unter anderem mit dem wachsenden Verständnis für den Zusammenhang zwischen Verfolgung und geistlichen Aufbrüchen zusammen. «Geistliche Aufbrüche und Erweckung wollen wir im Westen ja unbedingt.»
Doch nicht nur die Kirche spreche heute mehr über verfolgte Christen als noch vor wenigen Jahrzehnten. «In den letzten Jahren haben wir auch gesehen, wie die Medien das Thema vermehrt aufgegriffen haben.» Inzwischen werde auch in der Gesellschaft langsam klar, welche Ungerechtigkeit sich weltweit abspielt.
Lernen von verfolgten Christen
Sacha erzählt von der Zeit, als sich im Iran niemand für den christlichen Glauben interessierte und die Kirchen gleichzeitig zerstritten waren. Als Christen unter Khomeini plötzlich Verfolgung ausgesetzt waren, rückten die Kirchen zusammen und legten ihre Streitigkeiten ab. «Plötzlich passierte Einheit und die Christen trafen sich auf den Knien zum Beten. Dies wurde wahrscheinlich zum Motor der Erweckung, welche wir heute im Iran sehen.»
Der Leiter von AVC Schweiz berichtet auch von den aktuellen Entwicklungen in Indien, welche Christen stark in Bedrängnis bringen. «Diese Christen sprechen aber nicht von Verfolgung, sondern von der kommenden Erweckung!» In grossen Schwierigkeiten besinnen sich Menschen aufs Wesentliche. «Verfolgte Christen sind sehr viel mehr jesus- und hoffnungszentriert», hält Sacha fest. «Da können wir viel von ihnen lernen.» Er selbst habe viele Länder besucht, wo Christen verfolgt werden. «Dabei habe ich keinen entmutigten Leib Christi angetroffen.»
Sich am 9. Juli mit verfolgten Christen solidarisieren
Angesichts der Unterdrückung und Verfolgung von vielen Millionen Christen auf dieser Welt mögen sich viele ohnmächtig fühlen. Doch wir können etwas tun. Neben dem Gebet können wir ein Zeichen der Solidarisierung setzen und hierzu biete die Kundgebung in Bern eine gute Möglichkeit.
«Wir werden 500 Holzkreuze aufstellen», kündigt Christian an. «Damit symbolisieren wir ein Massengrab und weisen so auf die Menschen hin, die jedes Jahr wegen ihres Glaubens umgebracht werden.» Ein weiteres Highlight wird der Erfahrungsbericht eines Iraners sein, der in seinem Land einen pastoralen Dienst ausübte und wegen dieser Tätigkeit eine Gefängnisstrafe verbüssen musste. Um einer weiteren Haftstrafe zu entgehen, floh er aus dem Land. An der Kundgebung wird er berichten, was Christsein im Iran bedeutet.
Zum Schluss des Livenet-Talks macht Sacha Ernst einen eindringlichen Aufruf, nicht wegzuschauen und einen Beitrag der Solidarität für verfolgte Christen zu leisten.
Der ganze Talk kann hier verfolgt werden:
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Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet