Mission in der Schweiz
Junge Schweizer für Jesus begeistern
Ein Beispiel von «Mission unter umgekehrten Vorzeichen»: Die «First Love Church» aus Ghana mit der Mission, vor allem junge Menschen für den Glauben zu begeistern, hat auch in die Schweiz gefunden.
«Der Schweizer Durchschnittschrist ist glücklich mit seinem Leben, aber ihm ist egal, ob sein Nachbar in die Hölle kommt oder nicht», sagt Roger Hiltbrunner bewusst überspitzt. Der Kontinent, von dem aus sich einst das Christentum in die ganze Welt verbreitet hat, leidet nun selber an einer Entchristlichung. Heute nehmen sich Menschen aus eben jenen missionierten Ländern den Missionsauftrag Gottes zu Herzen, um Europa wieder zurück zu Gott zu führen.
Einer davon ist Bishop Dag Heward-Mills. Er ist Gründer der «United Denominations». Weltweit existieren heute mehr als 3400 Kirchen dieser Denomination. Vor neun Jahren gründete er in einer Kapelle der Universität Ghana die First Love Church (FLC), um sich den Jungen zuzuwenden.
«Jedes Mitglied ist eine Kirche»
Heute existiert die FLC in 46 Ländern mit über 150 Kirchen. Sechs davon sind in der Schweiz lokalisiert. Die FLC Zürich wird vom 32-jährigen Roger Hiltbrunner – wie Bishop Dag halb Ghanaer, halb Schweizer – geleitet. «Ich bin als 'Chilechind' in Zürich aufgewachsen. Aber erst mit 18 Jahren habe ich mich intensiver mit dem Glauben befasst. Dann wurde mir klar, dass ich alles für Gott geben möchte.» Als er vor vier Jahren nach Accra zum Hauptquartier der FLC reiste, wurde festgelegt, diese auch in der Schweiz aufzubauen.
Die FLC Zürich spricht spezifisch junge Leute an, die sich in der Ausbildung befinden. Roger Hiltbrunner erzählt schmunzelnd: «Ich bin so ziemlich das älteste Mitglied der Kirche.» Mit der Vision, die junge Generation für Jesus zu gewinnen, versucht die Kirche ihren Missionsauftrag zu verwirklichen. «Unser Motto lautet: 'Jedes Mitglied ist eine Kirche'. Jedes Mitglied soll fähig werden, eine Kirche gründen und leiten zu können.» Angehende Studenten werden ermutigt, ausserhalb der eigenen Stadt oder des Landes zu studieren und dort eine Kirche aufzubauen. So verbreitet sich die FLC und kommt der globalen Vision von 190 Ländern näher.
Mit Drive und Flexibilität
Doch wie schafft die FLC es, junge Erwachsene für die Kirche und sogar den Kirchenbau zu begeistern? Auf der einen Seite seien es sicher Tanz, Theater und die Musik, die Teil der Gottesdienste sind, aber auch die Sprache, die auf das jeweilige Land und auf die Jugendlichen angepasst werde. Auf der anderen Seite müsse es auch ganz klar das Wort Gottes sein.Das Evangelisieren macht einen grossen Teil der Mission der FLC, auch in Zürich aus, zum Beispiel mit Grossveranstaltungen wie Konzerten und Bishop Dags Kampagnen oder dem wöchentlichen Einsatz auf der Strasse. «Auf der Strasse werden wir meistens positiv empfangen. Wir machen christliche Musik und kommen mit Leuten ins Gespräch. Es gab auch hin und wieder Menschen, die ihr Leben Jesus gegeben haben.» Seit der Pandemie macht auch die FLC Zürich zunehmend Gebrauch von digitalen Alternativen, und das mit Erfolg: «Wir sind in allen Bereichen gewachsen, weil wir nie den Drive verloren haben und flexibel geblieben sind.»
«Darin liegt wohl auch der Unterschied zu vielen Schweizer Kirchen, die sich mit ihren Mitgliedern zufriedengeben und ihr Potenzial nicht ausschöpfen», erklärt Roger Hiltbrunner. Dadurch verlieren sie an Lebendigkeit und werden passiv. «Aktivsein hält die Kirche am Leben. Deshalb müssen wir alle aktiv bleiben.» Und Roger Hiltbrunner weiss, dass das nicht nur in Afrika möglich ist: «Bishop Dag hat auf der ganzen Welt Kirchen aufgebaut. Wenn er das kann, kann ich das durch Gottes Gnade auch.»
Dieser Artikel erschien zuerst im «Fokus» der SEA.
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Autor: Melinda Attinger
Quelle: SEA Fokus