Airport Church in Kloten
«Corona war keine Bremse, sondern eine Beschleunigung»
«Wir wollen einen Platz zum Landen und Auftanken bieten»,
erklärt Kaji Ruban von der «Airport Church» im Interview mit
Livenet. Die junge Gemeinde in Kloten engagiert sich auch diakonisch und
startete kürzlich die Predigt-Serie «Avengers – The Marvel of Grace».Kaji Ruban, normalerweise fragt man nicht nach
dem Gemeindenamen… Aber wenn eine Gemeinde «Airport Church» heisst, klingt das
aussergewöhnlich. Welche Geschichte steckt dahinter?
Kaji Ruban: Die
Geschichte ist sehr einfach erklärt. Der Zürcher Flughafen ist nur ein paar
Gehminuten von uns entfernt. Dazu wollten wir von Anfang an ein Ort für
Menschen sein, die einen Platz zum Landen und Auftanken suchen. So entstand der
Name Airport Church. Wir sind wahrscheinlich eine der wenigen Gemeinden in der
Schweiz, die einen direkten Anschluss zu einer Autobahn, einem Bahnhof sowie
einem Flughafen haben. Mit dem Boot ist es im Moment noch etwas umständlich.
Vielen war in den letzten Wochen nicht nach Airport und
Ferien zumute – wie ging die «Airport Church» mit der schwierigen Zeit um?
Die anfängliche Corona-Zeit hatte definitiv auch einen
Einfluss auf unser Gemeindeleben. Vor der Krise veranstalteten wir regelmässige
Sonntagsgottesdienste vor Ort in Kloten. Nach dem Ausbruch sind wir als
Gemeindeleitung zusammengesessen und haben uns überlegt, welche Türe Gott für
uns öffnen möchte, da sich eine andere geschlossen hatte. Dabei wurde uns
bewusst, dass Gottesdienste nicht unbedingt in einem Gebäude abgehalten werden
müssen. Wir entschieden uns, online zu gehen und starteten unsere Airport
Online Ministry.
Aufgrund der vielen positiven Rückmeldungen aus der Schweiz, Deutschland, Frankreich, England und Kanada wurden wir in unserem Vorhaben entsprechend gestärkt. Gleichzeitig haben wir einen Online-Hauskreis mit der Bezeichnung Connect Group gestartet. Dieser findet nun jeden Mittwoch statt und ist auf grosses Interesse innerhalb der Gemeinde gestossen. Die Leute konnten sich trotz des Lockdowns virtuell treffen und zusammen Zeit verbringen. Trotz Aufhebung des Lockdowns treffen wir uns weiterhin virtuell, da es viele Möglichkeiten zur Interaktion bietet. Corona war in dem Sinn keine Bremse, sondern ein Beschleuniger für uns.
Erlebten Sie mehr Offenheit für den Glauben in den letzten
Wochen und Monaten bei der Bevölkerung?
Das kann ich mit einem Ja beantworten. Die Corona-Krise hat
viele Menschen unsicher werden lassen. Auf einmal wurde den Menschen bewusst,
dass auch grundlegende Dinge, die bis anhin immer als selbstverständlich galten,
in Wahrheit gar nicht so selbstverständlich sind. Die Welt kann sich ändern,
Jesus ändert sich jedoch nie; wie Hebräer Kapitel 13, Vers 8 beschreibt. In einer unsicheren
Zeit wurde den Menschen bewusst, dass Jesus immer ein sicherer Wert ist, auf
den man sich zu jeder Zeit verlassen kann. Wir erlebten, wie Menschen durch
diese Erkenntnis gestärkt durch die Krise gingen.
Gibt es ein besonderes diakonisches Projekt in Ihrer
Gemeinde?
Es ist uns ein wichtiges Anliegen, den Himmel auf der Erde sichtbar
zu machen. Dazu gehören auch die Nächstenliebe und der praktische Einsatz für
Menschen in Not. Entsprechend unterstützen wir ein Hilfsprojekt mit der
Bezeichnung «Paalam» – tamilisch für Brücke – in Sri Lanka. Das Projekt
engagiert sich für Kinder, die ihre Eltern im Krieg verloren haben und bietet ihnen
eine neue Perspektive im Leben. In der Schweiz koordinieren wir immer wieder
kleinere Projekte, um zum Beispiel Geld zu sammeln für gemeinnützige
Organisationen. Im letzten Jahr hatten wir einen Flohmarktstand in Kloten
aufgebaut. Der Erlös ging vollständig an den Samariter Verein in Kloten.
Was macht Ihnen am meisten Freude an Ihrer Gemeinde und wo
gibt es Herausforderungen?
Am meisten Freude macht mir persönlich die Zusammenarbeit
mit den Gemeindemitgliedern. Eine Gemeinde ist keine One-Man-Show, sondern das
Zusammenkommen von Menschen, die bereit sind, gemeinsam Gottes Königreich
sichtbar zu machen. Da wir eine junge und kleine Gemeinde sind, gibt uns das
viel Flexibilität und eröffnet Möglichkeiten für jeden Einzelnen, um sich
einzubringen und etwas zum Gemeindeleben beizutragen. Die grösste Herausforderung
ist, dass ich in einer tamilisch geprägten Gemeinde aufgewachsen bin und eine
schweizerische Gemeinde leite. Dazu braucht es ein gutes interkulturelles
Verständnis, um mit den daraus resultierenden Schwierigkeiten umzugehen. Meine Studienvertiefung
vor drei Jahren zum Thema Intercultural Competence ist mir dabei eine grosse Unterstützung.
Es hilft mir, mit dieser Herausforderung umzugehen und eine Brücke zu schlagen zwischen
Schweizern und Secondos respektive Schweizern mit Migrationshintergrund. Die
Schweiz hat mir und meiner Familie vieles gegeben, als wir als Flüchtlinge hierher kamen. Nun habe ich die Möglichkeit, etwas zurückzugeben.
Welche Aktionen und Projekte sind als nächstes geplant?
Das nächste Projekt wäre das Klotener Fest gewesen, das vor
ein paar Wochen hätte stattfinden sollen. Wir wollten mit einem Stand in Kloten
präsent sein, um die gute Botschaft auch an solchen Anlässen auf innovative Art
und Weise zu verbreiten. Dieses Vorhaben hat sich nun auf das nächste Jahr
verschoben. Vor einigen Wochen haben wir eine spezielle Predigt-Serie mit der
Bezeichnung «Avengers - The Marvel of Grace» gestartet. Dadurch wollen wir auf
eine zeitgemässe Weise auf Gottes unendliche Gnade aufmerksam machen.
Welche Erlebnisse in Ihrer Arbeit berühren Sie besonders?
Am meisten berühren mich Situationen, in denen Menschen
Gott begegnen. Vor zwei Jahren kam ein junger Mann zu uns, der seit der Geburt
taub war. Nach einem Gebet während des Sonntagsgottesdienstes konnte er auf
einmal hören. Dieses Zeugnis war ein besonderes Erlebnis, da die persönliche
Begegnung des jungen Mannes zu einer gemeinsamen Begegnung der anwesenden
Gemeindemitglieder mit Gott wurde. Vor ein paar Wochen kam ein neues
Gemeindemitglied zu mir und erzählte mir, dass er seit 25 Jahren keine so
starke Berührung durch den Heiligen Geist empfunden hatte wie an dem Sonntag.
Solche Zeugnisse berühren mich, da man darin sieht, wie grossartig und
unbegreiflich unser Vater im Himmel ist.
Zur Webseite:
Airport Church
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet