Hillsong Church Germany
«Diese Zeit nicht nur überleben, sondern zum Bauen nutzen!»
Für viele Kirchen war das vergangene Jahr wegen Corona eine grosse Herausforderung. Livenet sprach mit dem Pastorenehepaar der Hillsong Church Konstanz, Freimut und Joanna Haverkamp, über Schönes und Schweres, über Lernfelder und mögliches Neuland nach Corona.
Livenet: Wie haben Sie die das vergangene Jahr als Pastor/Pastorin und Gemeinde
erlebt?
Joanna Haverkamp: 2020
war ein ziemlich einschneidendes, in vielerlei Hinsicht herausforderndes Jahr!
Wie für die meisten Familien war das Jonglieren von Kindern und Arbeit auch für
uns eine Herausforderung. Auch wenn wir es wirklich genossen haben, so viel
Zeit mit unseren Kindern verbringen zu können, kamen wir an unsere Grenzen und
mussten neu lernen, wirklich gut als Familie zusammenzuarbeiten. Als Kirche war
es spannend, innerhalb kürzester Zeit alles an die digitale Welt anzupassen und
trotzdem nah an den Menschen dran zu bleiben. Es war unglaublich, zu sehen, wie
unsere Kirche es geschafft hat, innerhalb von 2 Tagen alles für einen
Online-Gottesdienst auf die Beine zu stellen. Gleichzeitig mussten wir kreative
Wege finden, um uns weiterhin gut um Menschen kümmern zu können. Viele
Programme, die wir in den letzten 15 Jahren Stück für Stück etabliert hatten,
waren so grösstenteils nicht mehr möglich. Aber unsere Werte sind ja trotzdem
gleichgeblieben, und so wurde unser Team kreativ, um in dieser Krise Salz und
Licht für unser Umfeld zu sein. Wir sind stolz auf die Menschen, die Hillsong
ihr Zuhause nennen. Die Art und Weise, wie sie gepflanzt und verbunden
geblieben sind, wie sie sich in dieser Zeit flexibel und leidenschaftlich für
andere einsetzen, ist bemerkenswert. Wir gehen in das Jahr 2021 mit dem Wissen,
dass einiges wiederaufgebaut werden muss, aber wir sind voller Glauben und Mut,
weil die Menschen, die mit uns unterwegs sind, absolut hinter uns stehen!
Wo gab es Lichtblicke, Chancen, Weiterentwicklungen?
Freimut Haverkamp: Wir
haben gespürt, wie sich die Atmosphäre in unserer Kirche im Juni gehoben hat.
Als uns klar wurde, dass Corona länger ein Thema sein würde, haben wir
beschlossen, die Chance zu nutzen und besser und stärker daraus hervorzugehen.
Wir entwickelten 12 Wochen lange «Besser und Stärker» Online-Kurse, aus denen
die Leute ein Thema wählen konnten. Über 1'000 Menschen machten mit und
arbeiteten an ihren Finanzen, ihrer emotionalen Gesundheit, ihrer persönlichen
Beziehung zu Gott usw. Wir hörten auf, diese Season einfach nur zu «überleben»
und fingen an, sie zum Bauen zu nutzen. Es gibt allerdings noch viele andere
grossartige Dinge, die passiert sind. Unsere City Care Teams haben mehr
bedürftige Menschen erreicht und betreut als je zuvor. Die Qualität und Kreativität
unserer Gottesdienste nahm weiter zu. Wir haben 27 Micro Churches – kleinere
Versammlungen mit anerkannten Hygieneschutzkonzepten – eingeführt, damit die
Menschen in Sicherheit zusammenkommen können. Um dies alles zu planen und
durchzuführen, wurden mehr Leiter benötigt, sodass viele aus der Gemeinde neu
in Leitungsfunktionen gekommen sind. Wir sind sehr dankbar für das Gute, das
durch diese schwierigen Umstände entstanden ist.
Gab es Ermutigendes in Ihrem privaten Umfeld?
Joanna Haverkamp: Auch
persönlich haben wir in diesem Jahr Höhen und Tiefen erlebt. Vielleicht sieht
das Leben als Pastor für manche leicht aus. Aber das ist es nicht. Das Leben
ist für uns – wie für jeden anderen auch – eine Mischung aus guten
und schweren
Momenten.
Eine Sache, die uns wirklich ermutigt hat, ist die neue Nähe, die wir als Familie erleben. Wir haben bemerkt, dass wir alle länger am Esstisch sitzen und uns unterhalten, es wird viel gelacht, das schätze ich sehr.
Gibt es einen bestimmten Bibelvers oder einen Song,
der Sie durch die Corona-Zeit begleitet?
Freimut Haverkamp: Es
gibt 2 Bibelstellen, die uns immer wieder ermutigen:
Jesaja Kapitel 43, Vers 19: «Denn siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr's denn nicht? Ich mache einen Weg in der Wüste und Wasserströme in der Einöde.»
Römerbrief Kapitel 15, Vers 13: «Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, dass ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des Heiligen Geistes.»
Wir sind absolut überzeugt, dass Jesus seine Gemeinde baut. Dieser Corona-Virus wird zu einem Ende kommen, und die Gemeinde wird sich wieder versammeln, sich wieder umarmen, wieder singen, wieder gemeinsam Kaffee trinken! Aber in der Zwischenzeit sind wir immer noch die Kirche, die sich (im Rahmen der Schutzkonzepte) versammelt, im Glauben wächst und Menschen für Jesus erreicht.
Wie erlebten Sie nach dem Kirchen-Lockdown die Kirchen-Lockup-Phase?
Joanna Haverkamp: Wir
haben uns darauf konzentriert, grossartige Inhalte für Online-Gottesdienste zu
produzieren, so dass sich unsere Gemeinde unabhängig von neuen Vorschriften
über YouTube, Watch-Partys oder Micro Church treffen kann. Wir versuchen,
sonntags für alles bereit zu sein. Und unter der Woche rufen wir Menschen an,
treffen uns in Kleingruppen entweder live oder per Zoom oder gehen mit Menschen
spazieren – was auch immer die Vorschriften erlauben. Wir nutzen diese Grenzen,
um Menschen seelsorgerlich zu begleiten.
Geht es nach Corona zurück zum Business as usual?
Freimut Haverkamp: Wir
gehen mit weit geöffneten Augen in das Jahr 2021. Wir wissen, dass sich die
Menschen in diesem Jahr verändert haben, aber gleichzeitig gibt es einige
Reich-Gottes-Prinzipien, die sich nicht geändert haben. Sich als Kirche zu
versammeln ist ein Reich-Gottes-Prinzip. Wir wissen, dass es nach Corona einen
Wiederaufbau geben wird, aber wir fühlen uns ehrlich gesagt so gesegnet und
voller Glauben, dass wir als Gemeinde mit den vielen Menschen, die in diesem
Jahr treu geblieben sind, vorwärts gehen können. Wir sind entschlossen, uns
darauf zu konzentrieren, Gott und die Menschen zu lieben und die gute Nachricht
von Jesus weiterzugeben.
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Autor: Meike Ditthardt
Quelle: Livenet