Kirchen nach Lockdown
Patrick Noser: «Familienbeziehungen sollen gestärkt werden!»
Für einige Kirchen war der
Lockdown schockierend und lähmend, und das gesamte Kirchenleben lag brach,
andere nahmen die Herausforderung als Chance für Neues. Livenet sprach mit
mehreren Pastorinnen und Pastoren über Schönes und Schweres, über Lernfelder
und mögliches Neuland nach Corona. Patrick Noser vom Glaubenszentrum St.
Margrethen erlebte den Lockdown in Peru.Livenet: Wie haben Sie die Corona-Zeit als Pastor
und Gemeinde erlebt?
Patrick Noser: Als der Lockdown begann, war ich auf einem
Missionsbesuch in Peru und bekam durch ein Wunder noch ein Ticket, um mit dem
letzten Flugzeug nach Europa zu reisen.
Unsere Herausforderung als Kirche war, dass wir ins kalte Wasser geworfen wurden mit dem Online-Gottesdienst und überhaupt kein Equipment hatten. Wir mussten alles bei unseren Leuten zusammensuchen und das Beste aus unseren Möglichkeiten machen.
Wo gab es Lichtblicke,
Chancen, Weiterentwicklungen?
Es war wunderbar, dass unsere Gemeindemitglieder ihre Freunde und Nachbarn auf unseren YouTube-Channel aufmerksam machten und so manch einer zum ersten Mal mit dem Evangelium und unserer Kirche in Kontakt kam.
Die Leidenschaft und Hingabe der Mitarbeiter haben mich begeistert. Stundenlang wurde gearbeitet, um das Evangelium für Gross und Klein in die Häuser zu bringen.
Gab es Ermutigendes in
Ihrem privaten Umfeld?
Eine Frau hörte regelmässig
unsere Predigten, und an Ostern fotografierte sie ein Gebet und war fasziniert,
wie einfach man mit Gott reden kann. Jetzt ist es eine tägliche Gewohnheit für
sie geworden, mit Gott zu reden.
Gab es einen bestimmten
Bibelvers oder einen Song, der Sie durch die Corona-Zeit begleitet hat?
Der 2. Korintherbrief hat
mich in dieser Zeit begleitet und gestärkt. Ganz besonders 2. Korinther-Brief, Kapitel 1, Verse 3-4
sprachen sehr stark zu mir: «Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus
Christus! Er ist der barmherzige Vater, der Gott, von dem aller Trost kommt! In
allen Schwierigkeiten ermutigt er uns und steht uns bei, so dass wir auch
andere trösten können, die wegen ihres Glaubens angefeindet werden. Wir
ermutigen sie, wie Gott uns ermutigt hat.»
Wie erleben Sie jetzt nach
3 Monaten Lockdown die Kirchen-Lockup-Phase?
Der offizielle Re-Start der
Gottesdienste ist am 21. Juni. Wir freuen uns auf dieses Fest.
Geht es nach Corona zurück
zum Business as usual oder haben Sie neue Ideen und Konzepte für die
Zeit danach?
Als Leitungsteam stellen wir
uns die Frage, wie es nach der Coronazeit weitergeht, gerade die Beziehung zu
Gott und dem Nächsten bekommt jetzt mehr Gewichtung. Aus persönlichen Gesprächen
hörte ich, wie das gemeinsame Gebet und die Zeit mit Gott in der Ehe zugenommen
hat. Dies wurde möglich, weil die Aktivitäten heruntergefahren wurden, und wir
wünschen uns, dass wir dies auch weiter kultivieren können, damit die
Beziehungen in den Familien gestärkt werden.
Welche konkreten Schritte
und Veränderungen planen Sie oder haben Sie schon vorgenommen?
Durch
die Platzbeschränkung beginnen wir einen 2. Gottesdienst, was uns schon länger
auf dem Herzen lag. Wir müssen uns auch Gedanken machen über unser
Kleingruppenkonzept, um uns zukünftig wieder vermehrt vor Ort zu treffen und so
dem Ort auch dienen können.
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Autor: Meike Ditthardt
Quelle: Livenet