Gebet für den Altkanzler

10'000 beteten in Wien für Erweckung in Europa

Christen aus evangelischen und katholischen Kirchen feierten und beteten von Donnerstag bis Sonntag in der Wiener Stadthalle. Altkanzler Sebastian Kurz rief dabei die Christen auf, sich für die Gesellschaft zu engagieren.

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Ben Fitzgerald segnete spontan den Altkanzler Sebastian Kurz.
Mit Rockmusik, Vorträgen, Zeugnissen, Gebeten und missionarischen Strassenaktionen sollen Impulse für gesellschaftliche Erneuerung gegeben werden. So beschrieb bereits am Donnerstag die Agentur «Kathpress» den Anlass, der klar ökumenisch ausgerichtet war. Dies drückte sich auch darin aus, dass Kardinal Christoph Schönborn am Sonntag einen Gottesdienst leitete, wie die Agentur hervorhob.

Ausverkauft

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Ausverkaufte Halle
«Ausverkauft! Die Halle ist voll! Verfolgen Sie uns über unseren Livestream», hiess es bereits beim Start des Events von Seiten des Veranstalters. Awakening Europe hat kein kleineres Ziel als eine Erweckung in Europa zu initiieren, wie schon der Name sagt. Die Organisation hat dazu bereits Fussballstadien in Nürnberg (2015), Stockholm (2016), Prag (2017) und Riga (2018) gefüllt. Zwei Drittel der Teilnehmer in Wien kamen aus Österreich, der Rest aus insgesamt 40 anderen Nationen.

Ziel sei es, «frischen Wind in die Kirchen Österreichs zu bringen, die Einheit der Christen in den verschiedenen Konfessionen zu stärken und Leute zu ermutigen, ihren Glauben auch öffentlich zu leben», sagte «Awakening Europe»-Gründer Ben Fitzgerald beim Auftakt. Der Australier berichtete den Festivalgästen von seiner von Depression und Drogen bestimmten Vergangenheit und seiner radikalen christlichen Lebenswende im Jahr 2002: «Gott möchte dich frei machen und dass du dich zu ihm bekehrst», so der ehemalige Pastor der Bethel Church im kalifornischen Redding.

Europa durch Glauben verändern

Die «grösste Ökumene-Veranstaltung des deutschsprachigen Raumes» bezeichnete Fitzgerald als einen «historischen Moment, weil so viele Kirchen aus Österreich hier versammelt sind». Gott habe für jeden einzelnen Menschen einen besonderen Plan, jedoch auch für Österreich. Um seine Liebesbotschaft weiterzutragen, müssten die Christen vor allem ihre «Menschenfurcht» ablegen. Dass es schwer sei, hier das Evangelium zu verkünden, sei eine «Lüge», denn: «Die Menschen in Österreich wollen Jesus, nicht das tote Religiöse.» Die Zukunft Europas werde durch «radikal Glaubende, die Jesus mutig bekennen» verändert.

Kardinal leitet Gottesdienst

Als Zeichen der in den vergangenen Jahren vertieften Freundschaft der Konfessionen galt die Teilnahme von Kardinal Christoph Schönborn am Sonntagvormittag: Schönborn richtete um 10 Uhr Worte an die versammelten Christen und leitete am Abend den Abschlussgottesdienst.

Weitere prominente Redner waren der ehemalige kanadische Eishockeyspieler und nunmehrige Prediger Todd White, der Leiter der Evangelisationsinitiative «Christ for all Nations» Daniel Kolenda, Heidi Baker von «Iris Global» sowie John Bevere und Philip Schmerold. Ein Schwerpunkt der Veranstaltung lag bei Worship-Musik von Live-Bands, wobei aus den USA Chris Quilala, Jeremy Riddle und die «Awakening Band» sowie aus Österreich Chris Pöschl und Worship Revolution zu hören waren.

Altkanzler Sebastian Kurz nach Grusswort gesegnet

Aufsehen besonders auch bei den säkularen Medien erregte der Auftritt des österreichischen Altkanzlers Sebastian Kurz. Dieser gab sich in seiner kurzen Ansprache begeistert vom Anlass. Er habe auf seiner Nichtwahlkampftour viele Menschen getroffen, die nicht nur auf sich selbst schauen, sondern auch einen Beitrag für andere leisten würden, so Kurz: «Insofern glaube ich fest daran, dass jeder Einzelne etwas bewegen kann. Für deine Gesellschaft, wo Menschen füreinander da sind und in der Glaube auch eine Rolle spielt. Vielen Dank für euer Gebet für Österreich.»

Anschliessend segnete Ben Fitzgerald den Altkanzler zu dessen Überraschung und forderte die Teilnehmenden auf, dazu ihre Hände zu erheben.

Kommentar

Das Für und Wider von Promi-Auftritten

Ohne die sicherlich grossen positiven Auswirkungen der Wiener Konferenz abwerten zu wollen, sei hier noch ein Wort zur Teilnahme von Altkanzler Sebastian Kurz gesagt: Es war absehbar, dass in den säkularen Medien vor allem sein Auftritt bei Awakening Europe interessierte. Und dass sich dieser für seine politische Zukunft hier segnen liess, was offenbar ohne vorherige Absprache geschah.

Es ist für einen Veranstalter immer attraktiv, prominente Leute aus Politik, Wirtschaft und Kultur zu präsentieren, auch wenn sich diese nicht unbedingt mit dem Glauben identifizieren, den die Veranstalter stärken wollen. Gefordert wäre dabei aber auch Fingerspitzengefühl und ein Sensorium für möglicherweise unbeabsichtigte Botschaften, die durch den Auftritt der Prominenz vermittelt werden. Waren sich die Veranstalter in Wien bewusst, dass sie indirekt in einen bevorstehenden Wahlkampf eingriffen, als sie den ehemaligen und wahrscheinlich nächsten Kanzler einluden? Haben sie eine einseitige politische Message vermittelt, die so nicht beabsichtigt war? Gerade christliche Grossveranstaltungen von diesem Format müssen sich hüten, sich politisch zu positionieren.

Zur Webseite:
Awakening Europe

Zum Thema:
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Datum: 17.06.2019
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / kathpress.at

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