Kroatien im Vorwärtsgang

Christen helfen bei Erdbeben und gehen auf die Strasse

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Dalibor Kraljik (Bild: Livenet)
Die Evangelische Allianz von Kroatien macht einen Unterschied in der Gesellschaft. Dies durch humanitäre Einsätze nach zwei schweren Erdbeben oder durch das Weitergeben der Guten Nachricht.

Die Evangelische Allianz von Kroatien verbreitet Einheit, mobilisiert die Christen und leistet humanitäre Arbeit. «Wir erlebten zwei harte Erdbeben», erinnert sich Dalibor Kraljik, Generalsekretär der Evangelischen Allianz von Kroatien, im Gespräch mit Livenet.

Der Kellner im «Kraš Choco & Cafe» reicht Eiskaffee und Cola, während die Sonne am Spätnachmittag kraftvoll auf den Ban-Jelačić-Platz in Zagreb brennt. Innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren wurde die fussballstarke Balkan-Nation (Rang drei an der WM 1998 in Frankreich und Vize-Weltmeister 2018 in Russland, wer vom Westen in die kroatische Hauptstadt einfährt, begegnet einem überdimensionalen Bild von Captain Luka Modrić) von zwei heftigen Erdbeben heimgesucht. Das eine ereignete sich in Zagreb, das andere in Petrinja.

Humanitäre Einsätze

«Gemeinden, die Mitglieder in der Evangelischen Allianz sind, halfen aktiv beim Wideraufbau mit», erinnert sich Dalibor Kraljik. «Und in der Ukraine-Krise sammeln wir Güter für die Betroffenen.»

Zur Allianz in der seit 1991 unabhängigen Nation gehören die Baptisten, die «Evangelical Pentecostal Church of Croatia», die «Church of Christ» sowie die «Church of God».

Die Zusammenarbeit sei sehr gut. «Es besteht eine Freundschaft unter den Leitern. Wenn eine Gemeinde eine Initiative lanciert, dann springen die anderen mit rein. Das Engagement in der Allianz ist für niemanden eine Vollzeit-Arbeit, alle Mitglieder haben anderweitige Jobs.»

Einwohnerzahl sinkt, Einheit wächst

Auch wenn die überdimensionale Statue des Nationalhelden Josip Jelačić unerschütterlich am geschäftigen Hauptplatz, an dem tagsüber sieben Strassenbahn-Linien verkehren, thront, so hat die West-Balkan-Nation zuletzt dennoch einen leichten Aderlass verzeichnet. Die Einwohnerzahl sinkt gegenwärtig leicht. Zuletzt ist sie unter die Schwelle von vier Millionen Einwohnern gesunken. Abwanderung, Sterbeüberschuss sowie eine Geburtenrate von 1,5 Kindern pro Frau tragen dazu bei.

«Die Protestanten in der Bevölkerung betragen etwa 15'000 Personen, das sind rund 0,34 Prozent. Dazu kommen 0,3 Prozent weitere Christen», bilanziert Dalibor Kraljik. Die evangelischen Christen sind eine kleine Minderheit, während die grosse Mehrheit – rund 86 Prozent – sich zur katholischen Konfession bekennt. «Wir sind zwar klein, aber dennoch über ganz Kroatien verteilt.»

Allianz in Schwung

Seit diesem Sommer amtet Dalibor Kraljik als neuer Sekretär der Evangelischen Allianz von Kroatien. «Mein erstes Meeting war eines, bei dem wir den Sonntagsschullehrern für ihre Arbeit dankten. Sie arbeiten mit einem guten Material für Kinder, manche üben ihre Tätigkeit seit 20 Jahren aus.»

Die Zahl der Kinder ist trotzdem signifikant gesunken. «Viele Menschen wandern generell aus Kroatien aus, weil sie auf dem europäischen Arbeitsmarkt unter den fast gleichen Bedingungen wie in Kroatien arbeiten können. Viele lassen sich in Österreich, Deutschland und Irland nieder – auch Christen wandern aus.»

«Wir tun unser Bestes»

Viele Einwohner sind nominelle Katholiken. «Kroate zu sein, heisst, Katholik zu sein», erklärt Dalibor Kraljik. «Wenn sich eine Person für ein Leben mit Christus entscheidet, dann ist das für die ganze Familie eine grosse Sache. Es bedeutet eine Änderung der Identität. Es ist ein Prozess und es bedeutet, Freundschaften aufzubauen.» Es sei wichtig, als evangelische Christen Freundschaften mit Katholiken aufzubauen «und uns nicht von der Gesellschaft oder Gemeinschaft zu isolieren. Denn nur wenn wir in einer Gemeinschaft mit Katholiken oder Nicht-Christen sind, können wir etwas bewirken.»

Outreaches sind schwieriger geworden. «Während des Kriegs 1991 bis 1995 hatten die Menschen mehr Angst und sie waren offener.» Damals zerfiel Jugoslawien und Kroatien kämpfte während mehr als vier Jahren um die Unabhängigkeit. «Heute sind die Kroaten deutlich weniger interessiert als während der Zeit des Krieges und der Krise. Wir tun aber unser Bestes, um unsere Mitmenschen zu erreichen. Unsere Aufgabe ist es, das Evangelium weiterzugeben, alles andere ist Gott überlassen.»

Die Allianz versucht, evangelistische Einsätze zu organisieren und das humanitäre Engagement auszuweiten. «Wir haben einen Nationalen Gebetstag ausgerufen sowie die Gospel Coalition Conference durchgeführt. Eine gute Freundschaft ist innerhalb der Allianz entstanden, sie ist in guten Händen und das ist ermutigend.»

Zur Webseite:
Evangelische Allianz Kroatien

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Datum: 14.10.2022
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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