Ukrainische Republiken

Kirchenschliessungen – Busch, Graham und Bühne verboten

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Die grösste Kathedrale von Donezk (Bild: Wikipedia / CC BY 3.0)
In der ukrainischen Republik Donezk werden protestantische Kirchen geschlossen. Und die ukrainische Republik Lugansk ist die Literatur von Wolfgang Bühne, Willhelm Busch und Billy Graham verboten.

Seit der selbst ausgerufenen (und international nicht anerkannten) Unabhängigkeit der Volksrepublik Donezk im Jahr 2014 ist das kirchliche Leben zunehmend schwieriger geworden. Die protestantischen Kirchen, insbesondere die evangelischen und baptistischen, leiden unter den Einschränkungen der Religionsfreiheit. Mehrere Gotteshäuser wurden in letzter Zeit geschlossen oder sind von der Schliessung bedroht.

Das Donezker Schiedsgericht hat beschlossen, die Gottesdienste zweier protestantischen Kirchen zu verbieten: die «Good News Baptist Church» und die «Church of Our Saviour Jesus Christ». Ihnen werden Verstösse gegen die Registrierungsverfahren für religiöse Organisationen vorgeworfen und ihre rechtliche Existenz wird nicht mehr anerkannt.

Eine andere christliche Gemeinde, die «Revival Baptist Church» in der Stadt Lenakievo, wurde verurteilt. Dies kam für die Gemeinde überraschend: Sie erfuhren die Nachricht durch eine öffentliche Erklärung des Staatsanwalts. «Niemand hatte uns informiert», sagt ein baptistischer Christ. Die Kirche hat daher beschlossen, ihren Antrag auf Eintragung als Gottesdienststätte erneut einzureichen. Bis auf Weiteres können die Christen normal weiter zusammenkommen.

Neue, restriktivere Gesetze

Der Grund für die Schliessungen ist das von den Behörden der selbsternannten Republik ausgearbeitete Religionsgesetz von 2016. Religiöse Vereinigungen müssen nun vorher registriert werden. Alle Gemeinschaften, mit Ausnahme einer orthodoxen Kirche, hatten bis März 2019 Zeit, diese Anerkennung zu erhalten. Es ist jedoch für ihr Funktionieren notwendig geworden.

Eine weitere Einschränkung besteht darin, dass das Gesetz vorsieht, dass nur Mitglieder der religiösen Vereinigung an Gottesdiensten und anderen von der betreffenden Vereinigung organisierten Aktivitäten teilnehmen können. Wie kann man unter diesen Bedingungen seinen Glauben weitergeben?

Christliche Autoren auf schwarzer Liste

Die Volksrepublik Lugansk ist eine benachbarte Region, die ebenfalls ihre (international nicht anerkannte) Unabhängigkeit erklärt hat. In letzter Zeit hat sie auch die Werke einiger protestantischer Autoren zensiert. Sie werden als «extremistisch» bezeichnet.

Bücher von renommierten Autoren wie Billy Graham, Charles Spurgeon, Wilhelm Busch und Wolfgang Bühne wurden auf eine schwarze Liste verbotener religiöser Werke in der Volksrepublik Lugansk gesetzt. Im Mai beschlagnahmte ein Gericht diese Bücher von einheimischen Christen. Nachdem es sie gelesen hatte, stufte es sie als extremistisch ein und beschloss, sie auf dem gesamten Gebiet der selbsternannten Republik zu verbieten.

26 verbotene Bücher

Die Liste umfasst 26 Bücher, von denen 18 von protestantischen Autoren verfasst wurden. Sie enthält auch eine russische Übersetzung des Johannesevangeliums. Der Generalstaatsanwaltschaft zufolge schüren diese Bücher «religiöse Zwietracht», «fördern die Überlegenheit einiger Personen gegenüber anderen allein auf der Grundlage der Religion» und «verletzen die Rechte, Freiheiten und Interessen» anderer.

Die Behörden beschlagnahmen und verbieten diese Werke nicht nur, sondern behaupten auch, «baptistische Christen daran zu hindern, religiöse Literatur mit extremistischen Aussagen zu verbreiten».

Druck auf nicht-orthodoxe Konfessionen

Die Regierung behauptet, sie handele, um «die Interessen künftiger Generationen zu wahren und die Republik zu schützen.»

Die Volksrepublik Lugansk und die Volksrepublik Donezk sind zwei von den Vereinten Nationen nicht anerkannte Gebiete. Sie sind aus dem bewaffneten Aufstand in der Ostukraine ab April 2014 hervorgegangen.

Sobald sie an die Macht gekommen waren, verpflichteten ihre Regierungen alle religiösen Gruppen ausser der russisch-orthodoxen Kirche zur Registrierung. Aber nur wenige haben Erfolg: Wenn die Dokumente eingereicht werden, dauert das Verfahren lange oder wird gar nicht bearbeitet. Und de facto sind die Kirchen nicht registriert, was man ihnen dann vorwirft. Konfessionen, die nicht registriert sind, wie der Rat der Baptistischen Kirchen, werden als illegal betrachtet. Sie müssen mit Polizeirazzien, Geldstrafen und der Androhung rechtlicher Schritte rechnen.

Zum Thema:
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Datum: 14.11.2021
Autor: Open Doors / Daniel Gerber
Quelle: Open Doors / Livenet

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