«Wie im Horrorfilm»

Angst um die Zukunft von Afghanistan

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Siyawash (links) und Diva (rechts) im Gespräch mit Egzon Shala (Bild: Screenshot Youtube)
Unglaube herrscht unter vielen Afghanen, die in der Schweiz leben. Wie konnte in so kurzer Zeit die Demokratie Afghanistans zerstört werden? Sie sorgen sich auch um Verwandte und Christen im Land. Zwei von ihnen berichten, wie es aktuell aussieht.

Die Situation in Afghanistan ist unsicher, die Zukunft beängstigend. In einem Interview der Arbeitsgemeinschaft interkulturell der Schweizerischen Evangelischen Allianz sprach interkulturell-Leiter Egzon Shala mit zwei Afghanen, die in der Schweiz wohnen: Siyawash lebt seit sechs Jahren in Bern, Diva seit über 30 Jahren in Freiburg. Wie haben die beiden die vergangenen Wochen erlebt?

Beide haben immer noch nahe Verwandte in Afghanistan – und es komme ihnen vor wie in einem Horrorfilm. Frauen dürften nicht mehr arbeiten und an vielen Orten seien Schulen und Universitäten weiterhin geschlossen. «Niemand kann glauben, dass in einem Monat alles kaputt geht, fast 20 Jahre lang hatten sie eine Demokratie und jetzt ist alles weg…», berichtet Siyawash von der Reaktion der Afghanen, die in der Schweiz leben.

Wie geht es weiter?

Die Situation im asiatischen Land ist zunehmend unsicher. Zum Zeitpunkt des Interviews habe er seit neun Tagen keinen Kontakt mehr zu den Verwandten und Freunden gehabt, weil es kein Internet gäbe, so Siyawash. «Beim letzten Kontakt hat mir ein Paar erzählt, das kleine Mädchen hat, dass sie die Mädchen aus Angst im Keller versteckt haben.» In den Schweizer Nachrichten gehe es vor allem um den Krieg, um die Situation der Frauen. «Das ist auch wichtig, aber dort leben über 30 Millionen Menschen – wie geht es mit ihnen weiter? Sie haben im Moment keinen Job, viele Kinder haben nichts zu Essen, nichts zu Trinken. Wenn das so weitergeht, was ist dann in zwei, drei Monaten?» Und selbst diejenigen, die Arbeit haben, wissen nicht, wenn sie am Morgen aus dem Haus gehen, ob sie am Abend zurückkommen werden oder was sie dann vorfinden werden.

Die Frage, die Afghanen im Land aktuell am meisten beschäftige, sei die, wie sie am schnellsten aus dem Land herauskommen, berichtet Diva. Dies betreffe vor allem auch die Christen, die sich seit diesem Jahr im Personalausweis als «Christ» und nicht «Muslim» ausweisen lassen – keiner habe damit gerechnet, dass die Taliban wieder an die Macht kommen könnten. Jetzt ist es für die Taliban leicht, sie ausfindig zu machen. Aktuell verstecken sie sich, aber was dann? Siyawash: «Eine Woche geht das, zwei Wochen gehen, aber was sollen sie nachher machen?» Denn die Taliban haben durch die Eintragung eine Liste der Christen mit Fotos – zum Einkaufen oder Arbeiten auf die Strasse können diese Christen eigentlich gar nicht mehr…

Gebete für das Land

Gerade den Afghanen, die im Ausland leben, bleibt aktuell nichts weiter ausser für ihre Verwandten zu beten. «Ich bete für Freiheit, dass Afghanistan wieder aufstehen und in Frieden leben kann. Und dass die Leute die Freiheit haben zu entscheiden, welchen Weg sie gehen und welche Religion sie wählen wollen», berichtet Diva. Siyawash betet «für die Christen, die dort leben und für das ganze Land. Ich sehe keine gute Zukunft, ich habe Angst um die Zukunft von Afghanistan. (…) Die Taliban sind jetzt relativ ruhig, weil sie Hilfe brauchen. Aber sobald sie akzeptiert werden, wird es unglaublich schlimm werden…»

Johannesevangelium für afghanische Flüchtlinge

Auch die Flüchtlinge, die es aus dem Land geschafft haben, dürfen nicht vergessen werden. Zwar sind sie jetzt in Sicherheit vor den Taliban, doch Traumata und Unsicherheit machen auch ihr Leben nicht einfacher. Die World Missionary Press in den USA hat deshalb begonnen, das Johannesevangelium auf Farsi zu drucken, der Sprache, die in Afghanistan am häufigsten gesprochen wird. Aktuell hätten sie zwei Anfragen für grosse Einsätze, eine davon für 25'000 Johannesevangelien. «Sie werden nach Übersee geschickt. Insbesondere in Europa, aber auch in Teilen des Nahen Ostens gibt es Orte, an denen Afghanen sich niederlassen oder zumindest durchkommen», berichtet Helen Williams der World Missionary Press gegenüber Mission Network News. Hier sollen die Evangelien verteilt werden.

Sehen Sie sich hier das Interview von Egzon Shala mit Siyawash und Diva an:

Zum Thema:
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Datum: 22.09.2021
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / MNN

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